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Ein Traum vom Filmemachen - der Jungregisseur Rami Hamze

21. September 2011

Blockbuster zu drehen und mit Preisen überschüttet zu werden - für manche Regisseure ist es Realität. Das wünscht sich auch der junge Filmemacher Rami Hamze, der noch am Anfang seiner Regisseurkarriere steht.

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Filmklappe (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/ dpa

Regie, Film- und Fernsehproduktion kann man an sieben deutschen Medien- und Filmhochschulen studieren, private Hochschulen nicht mitgezählt. 50 bis 60 angehende Studenten schreiben sich jedes Jahr für diese Fächer ein – ihr Ziel: später einmal als Regisseur zu arbeiten. Nur wenige Absolventen schaffen jedoch den großen Durchbruch. Die meisten drehen später Serien fürs Fernsehen, Werbespots oder wechseln gar den Beruf.

Rami Hamze hat sein Studium an der Kunsthochschule für Medien in Köln 2011 abgeschlossen. Er ist schlank, hat rabenschwarze, lockige Haare und trägt einen dunklen dichten Bart – optisch erinnert er ein wenig an die berühmte Filmfigur Borat. Ramis Vater stammt aus Palästina, seine Mutter aus Syrien. Ein Regisseur also mit Migrationshintergrund, wie es mittlerweile viele in Deutschland gibt. Weil sich Rami als "gesellschaftliche Realität" versteht, betont er seine Herkunft nicht besonders. Das Zusammenleben der Kulturen steht in seinen Filmen nicht im Mittelpunkt, anders als etwa in den Produktionen des deutsch-türkischen Regisseur Fatih Akin ("Gegen die Wand").

Ein schlechter Film als Auslöser

Rami Hamze (Foto: Babak Behrouz)
Filmemacher Rami HamzeBild: Babak Behrouz

Er liebe es Filme zu drehen, erzählt er direkt zu Beginn. Vor fast zehn Jahren habe er einmal einen schrecklich schlechten Film gesehen. Das kann ich besser, hat er sich gedacht. Anschließend habe er sich zur Aufnahmeprüfung an der Kunst- und Medienhochschule in Köln beworben. Gefordert war damals ein Filmbeitrag zum Thema "Gegenüber". Er hat einen kurzen Spielfilm über seine Nachbarn gedreht und eingereicht. Das hat dem Auswahlgremium an der Hochschule so gut gefallen, dass sie ihn sofort zum Studium angenommen haben.

Rami Hamze steht auch gern vor der Kamera, nicht nur dahinter. Beides konnte er während seines Studiums in Köln ausprobieren. Beides macht ihm heute noch Spaß. Mit seinen Filmen wolle er vor allem Menschen zum Lachen bringen, sagt er - und lacht. Von Kunst verstehe er nicht viel, gibt er freimütig zu. Sein "Kunsthirn" sei sehr einfach gestrickt. Entweder gefalle ihm etwas, oder eben nicht. Am liebsten mag er Unterhaltsames – nicht nur im kulturellen Bereich. In seiner Freizeit schaut Rami gern Fußball. Im Gegensatz zum Kino wisse er dort nie, wie ein Spiel ausgeht, bemerkt er verschmitzt. Inzwischen sieht er sich als Experte in Sachen Fußball. Das Spiel auf dem Rasen mit dem Ball sei doch schließlich auch große Kunst.

Theorie und Praxis

Während seines Studiums hat Rami Hamze drei Kurzfilme und eine 45-minütige Dokumentarfilmsendung produziert. In dem Film "Graffito", den er mit zwei anderen Kommilitonen 2009 gedreht hat, hat er einen deutschen Superhelden namens Graffito nach New York geschickt.

Rami Hamze als Graffito (Foto: Graffito)
Der Superheld GraffitoBild: Graffito

Die Filmfigur Graffito trägt einen schwarzen Nylonanzug, grüne Handschuhe und eine ständig klappernde Schutzbrille. Die Hauptrolle hat Rami damals selbst übernommen. In dem Streifen versucht sich Graffito hochzuarbeiten, auf die typisch amerikanische Art und Weise, vom Tellerwäscher zum Millionär. Nebenbei hilft Graffito im winterlichen New York auch gern anderen Menschen. Das Filmbudget betrug damals 4000 Euro – nicht gerade viel, sogar für einen Kurzfilm. Er habe trotzdem eigenes Geld zuschießen müssen, sagt Rami. Auf Dauer geht so etwas natürlich nicht. Das weiß Rami auch. Momentan ist er auf der Suche nach einem Filmproduzenten, der sein neustes Filmprojekt in Köln finanziert.

Ohne Moos nix los

Bevor er einen solchen Mäzen findet, verdient sich Rami Hamze seine Brötchen als Trainer. Als richtige, professionelle Seminararbeit würde er die von ihm angebotenen Workshops aber nicht bezeichnen. Dafür fehlt ihm die Erfahrung, gibt er zu. Ihm gehe es vielmehr um den Spaß, den er und die Kinder und Jugendlichen bei den Workshops haben. Mit Kindern und jungen Menschen arbeitet Rami dann auch am liebsten. Gerade von Kindern komme die meiste Dankbarkeit für seine Arbeit, sagt er.

Auch im Ausland hat er schon gearbeitet. Im vergangenen Jahr war Rami in den Palästinenser-Gebieten. Dort hat er deutschen und palästinensischen Jugendlichen geholfen, kurze Reportagen zu drehen. Im vergangenen März hat er einen Monat in Haiti verbracht. Auch dort entstanden einige Kurzfilme. "Vielleicht hat es den Kindern geholfen, die Folgen des Erdbebens besser zu verarbeiten", sagt er nachdenklich. Sicher sei er sich aber nicht.

Kinder auf Haiti spielen mit einer Seifenblase (Foto: AP)
Haitianische KinderBild: AP

Heute arbeitet Rami Hamze vor allem an drei Kölner Gymnasien. In Arbeitsgemeinschaften macht er zusammen mit Schülern Filme. Dabei ist er immer wieder überrascht, wie viel Ideen und Potenzial die Kinder mitbringen. Auf den großen Durchbruch als Regisseur wartet er noch und träumt von Karrieren wie der von Hans Weingartner ("Die fetten Jahre sind vorbei"). Der war auch einmal Absolvent der Kunsthochschule für Medien in Köln und ist inzwischen ein etablierter Filmregisseur.

Rami blickt optimistisch in die Zukunft. Er wisse, dass es nicht einfach ist, einen Job als Regisseur zu finden. Doch aufgeben will er nicht. Noch ein, zwei Jahre gibt er sich Zeit. Und dann? Dann könne er immer noch etwas anderes machen, sagt Rami. Doch momentan träume er noch vom Beruf des Regisseurs. Er will noch einiges ausprobieren. Rami heißt im Arabischen 'Werfer' oder 'Schütze'. Sein Ziel hat der sympathische Rami Hamze noch nicht aus den Augen verloren.

Autorin: Mariya Ruettinger
Redaktion: Jochen Kürten