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Relegationskrimi die Dritte beim HSV?

Calle Kops sid, dpa, kicker
21. März 2016

Mit dem Thema Abstieg wollte der Hamburger SV in dieser Saison nichts zu tun haben. Nach der Heimpleite gegen Abstiegskandidat 1899 Hoffenheim geht die Angst vor der Relegation aber wieder um.

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HSV-Trainer Bruno Labbadia und die HSV-Spieler Aaron Hunt und Gotoku Sakai (l.-r-) schauen frustriert zu Boden (Foto: Getty Images/Bongarts/O. Hardt)
Bild: Getty Images/Bongarts/O. Hardt

Allmählich rutscht der Hamburger SV wieder in die Nähe des Relegationsplatzes. Als wären die nervenaufreibenden Zittereinlagen in den beiden Vorjahren nicht Mahnung genug, muss der hanseatische Fußball-Bundesligist auch in dieser Saison bangen. Jüngster Verursacher einer Verschärfung der Misere ist Abstiegskandidat 1899 Hoffenheim, der am Samstag als schlechteste Auswärtsmannschaft der Bundesliga an die Elbe gereist war und dennoch mit 3:1 siegte. Die Sicherheitszone zu Platz 16 beträgt für den HSV aktuell nur noch vier Punkte. "Die Situation ist nicht besser geworden. Aber ich habe keine Angst", sagte Abwehrspieler Matthias Ostrzolek.

Dabei hatten die Hamburger gegen Hoffenheim noch Glück, dass Schiedsrichter Knut Kircher nicht seinen besten Tag hatte. HSV-Torhüter René Adler hätte bei seinem elfmeterreifen Foul vor dem 0:1 auch Rot sehen können. Auf der anderen Seite war der Handelfmeter zum 1:2 für den HSV schmeichelhaft. Hoffenheims Verteidiger hatte den Ball nicht absichtlich mit der Hand gespielt.

HSV-Profi Matthias Ostrzolek (l.) regt sich gegenüber Schiedsrichter Knut Kircher (r.) über dessen Entscheidung auf (Foto: Getty Images/Bongarts/O. Hardt)
Matthias Ostrzolek (l.) regt sich auf, aber den Schiedsrichter trifft keine Schuld an der HSV-Pleite gegen HoffenheimBild: Getty Images/Bongarts/O. Hardt

Die Einzelfallentscheidungen vom Samstag hin oder her, Fakt ist: Mit lediglich neun Punkten gehört der HSV zu den schlechtesten Rückrunden-Teams. In der Hinrunde war das noch Hoffenheim mit 13 Zählern. Nach zehn Partien der Rückrunde hat die TSG nun schon 14 Punkte gesammelt und ruft dem HSV brutal ins Bewusstsein, wie der Abstiegskampf geführt werden muss. "Wir sind an uns selbst gescheitert", resümierte Trainer Bruno Labbadia. "Wir hatten extrem viele Möglichkeiten, haben sie aber nicht genutzt."

Schon vor dem Spiel hatte der Trainer zwar eine positive Entwicklung in seinem Team erkannt, aber ein großes Defizit ausgemacht: "Jetzt bekommen wir Torchancen. Jetzt müssen wir sie aber auch rein machen." Genau das aber passiert nicht. "Wir müssen das schleunigst ändern, sonst wird es auch nächstes Mal nicht klappen", meinte HSV-Profi Aaron Hunt, der mit einem lässig verwandelten Elfmeter sein 50. Bundesliga-Tor erzielte.

Kritik aus der Führungsetage

Der sportliche Leiter des Hamburger SV Dietmar Beiersdorfer im Porträt (Foto: picture-alliance/dpa/Revierfoto)
Not amused: HSV-Boss Dietmar BeiersdorferBild: picture-alliance/dpa/Revierfoto

HSV-Klub-Boss Dietmar Beiersdorfer ärgert sich über die Rückkehr der Abstiegsangst beim Traditionsklub. "Wir hatten viele Vorlagen, die wir nicht angenommen haben. Wir dürfen uns nicht wundern, dass es eng ist", sagte der 52-Jährige in einem Interview mit der "Bild"-Zeitung. Für Beiersdorfer ist die Torflaute nicht der einzige Grund für die neue Krise an der Elbe. "Natürlich ist es fahrlässig, wie wir die Möglichkeiten liegen gelassen haben. Wir haben aber nicht nur Probleme im Abschluss. Wir müssen an unserer gesamten Balance arbeiten", sagte der ehemalige Verteidiger.

Ob Beiersdorfer damit allerdings auch die desolate Gesamtsituation des HSV im Blick hatte, bleibt fraglich. Im Juli 2014 kehrte der Ex-Profi infolge der Ausgliederung der neugegründeten HSV Fußball AG zum Hamburger SV zurück. Eineinhalb Jahre später kann Beiersdorfer nicht mehr allein die Fehler seiner Vorgänger für den Niedergang des Klubs verantwortlich machen, der unter ihm sportlich und finanziell keineswegs gestoppt wurde. Der Kader ist bestückt mit Mittelmaß und Spielern die über ihren Zenit hinaus sind.

Kader mit Mittelmaß

Leverkusens Jonathan Tah (l.) kämpft mit Augsburgs Halil Altintop (r.) um den Ball (Foto: Caroline Seidel/dpa)
Leistungsträger in Leverkusen: Jonathan Tah (l.)Bild: picture-alliance/dpa/C. Seidel

In den drei vergangenen Jahren gab der HSV Heung-Min Son, Hakan Calhanoglu und Jonathan Tah für zusammen 32 Millionen Euro an Bayer Leverkusen ab. Die Stützen des Hamburger Kaders sind im Jahr 2016 der 31-jährige Adler, Innenverteidiger Emir Spahic - mit 35 Jahren eher ein Auslaufmodell - und Hunt, der dieses Jahr auch immerhin schon 30 Jahre alt wird. Junge Talente, die zum einen soweit sind, das sportliche Überleben zu sichern und gleichzeitig - sollten sie von anderen Klubs abgeworben werden - als finanzieller Rettungsanker dienen könnten, gibt es kaum oder gar nicht.

Viele erwartungsvoll verpflichtete Profis sind zudem nicht in der besten Verfassung: Der Schwede Albin Ekdal ist zwar sehr talentiert, momentan durch seine Verletzung aber aus dem Tritt geraten. Michael Gregoritsch ist ein Talent, dem noch die letzte Entschlossenheit fehlt und der vergangenen Sommer aus Stuttgart verpflichtete Gotoku Sakai allenfalls ein Mitläufer. So gut wie gar keine Rolle spielt 2,5-Millionen-Mann Sven Schipplock. Zu allem Überfluss ging die Rechnung mit Josip Drmic nicht auf: Der im Winter aus Mönchengladbach ausgeliehene Schweizer Angreifer traf nur einmal und fällt nun verletzt für den Rest der Saison aus.

Zwei Schlüsselspiele

Gegen Hoffenheim gaben die Hamburger 24 Torschüsse ab, aber nur der Ball vom Elfmeterpunkt durch Hunt ging rein. Zu Beginn der Länderspielpause erhöhte Beiersdorfer nun den Druck: "Wir haben es selbst in der Hand und müssen es in den nächsten Spielen richten", sagte er. Nach Ostern tritt der HSV beim Tabellenletzten Hannover 96 an, eine Woche später kommt der ebenso abstiegsgefährdete Tabellennachbar Darmstadt 98 ins heimische Stadion. Eigentlich wollen sich die Norddeutschen dann aller Sorgen entledigt haben.

ck/asz (sid, dpa, kicker)