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Klimaschutz gelingt nur gemeinsam

Gero Rueter26. März 2014

Das Bundesland Nordrhein-Westfalen ist Europas größte Industrieregion und produziert viel CO2. Ein Klimaschutzgesetz soll den Ausstoß senken. "Wir haben eine besondere Verantwortung", sagt Umweltminister Remmel.

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Umweltminister Johannes Remmel (Foto: dpa).
Bild: picture-alliance/dpa

Deutsche Welle: Herr Remmel, Nordrhein-Westfalen (NRW) ist die bedeutendste Industrieregion in Europa, zugleich aber auch größter Treibhausgasproduzent. Jetzt will Ihre Regierung die Energiewende voranbringen und hat als erstes Bundesland seit Anfang 2013 ein Klimaschutzgesetz. Was sind die Ziele?

Johannes Remmel: Um das zwei-Grad-Ziel zu erreichen, müssen wir den C02-Ausstoß bis 2050 um mindestens 80 Prozent senken. Wir in NRW haben einerseits eine besondere Verantwortung, andererseits haben wir auch eine große Chance: Wir wollen beim industriellen Sprung zur CO2-freundlichen Wirtschaft dabei sein und unsere industriellen Stärken für diesen Sektor nutzen und ausbauen.

Bis 2025 wollen wir im Stromsektor insgesamt 30 Prozent Erneuerbare Energien. Bei der Wind- und Sonnenenergie haben wir erhebliche Potenziale und deshalb werden sie die Hauptpfeiler der zukünftigen Energieversorgung.

Kohlekraftwerke erzeugen in NRW derzeit noch über 70 Prozent des Stroms. Haben diese Kraftwerke noch eine Zukunft?

Alle Szenarien gehen davon aus, dass wir bis 2030 eine Halbierung der Kohleverstromung haben werden und mehr auf Erneuerbare setzen. Zentrale Kohlekraftwerke sind auf Dauer nicht zukunftsfähig. Der Weg Richtung Erneuerbare Energien ist vorgezeichnet.

Sie haben die Erhöhung der Energieeffizienz, die Energieeinsparung als schlafenden Riesen bezeichnet. Warum?

Wir müssen die Effizienztechnologien endlich einsetzen. Moderne Heizungspumpen verbrauchen 80 Prozent weniger Strom. In zwei bis drei Jahren hat sich solch eine Investition amortisiert. Würde man Heizungspumpen in jedem Haushalt einsetzen, könnte man zwei bis drei große Kohlekraftwerke einsparen. Das Gleiche gilt für viele Maschinen in unseren Betrieben: Viele Unternehmen wissen zwar wie hoch ihre Stromrechnung ist, sie wissen aber nicht in welchem Produktionsprozess an welcher Maschine wie viel Energie verbraucht wird. Und in diesem Bereich gibt es enorme Einsparpotenziale. Das gleiche gilt für LED-Leuchten. Sie verbrauchen im Vergleich zur Glühbirne 80 Prozent weniger Energie. Eigentlich müssten diese Lampen überall in unseren Städten längst installiert sein.

Warum gibt es bei der Energieeffizienz bisher so wenig Fortschitte?

Mit dem Verkauf von Energie lässt sich Geld verdienen. Bisher gibt es allerdings zu wenig Marktakteure, die sich für die Energieeinsparung interessieren, um damit Geld zu verdienen. Das heißt, wir müssen hier auch neue Geschäftsmodelle entwickeln, um diese Potenziale auch tatsächlich zu nutzen.

Warum ist ein Klimaschutzgesetz überhaupt notwendig?

Klimaschutz sollte eigentlich durch eine weltweite Verständigung vorangebracht werden. Nun sind diese Weltklimakonferenzen enttäuschend verlaufen. Eine weltweite Verständigung kam bisher nicht zustande. Eine wichtige Strategie ist deshalb der Klimaschutz von unten, dass sich Regionen und Städte aufmachen. Klimaschutz und Energiewende kann nur gelingen, wenn es ein Gemeinschaftswerk von unten ist. Gemeinschaftswerk heißt, es müssen sich alle beteiligen: kleine und mittlere Unternehmen, Kommunen, Gewerkschaften, Kirchen, Sozialverbände und auch die Bürgerinnen und Bürger.

Hier in NRW kann man diese Veränderungen bereits sehen. Viele Menschen, Unternehmen und Kommunen haben eigene Klimaschutzkonzepte entwickelt, tun etwas und investieren. Der Klimaschutz von unten ist die einzige Chance jenseits der nationalen Zögerlichkeit, die sich in so großen Klimakonferenzen nicht gerade positiv ausdrückt.

Wie geht es jetzt weiter?

Mit dem Klimaschutzgesetz haben wir die Ziele formuliert, die wir erreichen wollen. Zurzeit findet ein umfassender Beteiligungsprozess statt. Menschen, Institutionen, Verbände und Bürgergruppen haben Vorschläge erarbeitet. Zu den Vorschlägen kann man sich über eine Onlinebeteiligung äußern. Dann findet natürlich ein intensiver Diskussionsprozess mit Kommunen und Unternehmen in den Regionen statt. Und dann werden die Maßnahmen auch wieder im Landtag diskutiert.

Das Interview führte Gero Rueter

Johannes Remmel (Bündnis 90/ Die Grünen) ist Minister für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen (NRW). Im Januar 2013 verabschiedete der Landtag das erste Klimaschutzgesetz in Deutschland. Das Klimaschutzgesetz gibt konkrete Klimaschutzziele vor und soll Motor für den langfristigen Energieumbau sein. In einem breit angelegten Beteiligungsverfahren wird derzeit ein Klimaschutzplan erarbeitet. Dieser dient als "Road Map" zur Erreichung der Klimaschutzziele in NRW.