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Die 12. Architektur-Biennale in Venedig

31. August 2010

Die Architekturbiennale Venedig ist die bedeutendste internationale Architekturausstellung in Europa. Das Münchner Architektenteam walVerwandtschaften gestaltet den deutschen Pavillon.

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Die Architekten Cordula Rau und Eberhard Tröger stehen nach einer Pressekonferenz in Berlin unter dem Schriftzug "Sehnsucht". "Sehnsucht" ist das Thema des deutschen Beitrages zur 12. Internationalen Architekturausstellung Biennale in Venedig 2010, die vom 29.08. bis 21.11.2010 stattfindet. Die beiden Architekten repräsentieren das mit der Gestaltung des deutschen Pavillons beauftragte Büro "Walverwandschaften" und stellten während der PK die Eckpunkte ihres Konzeptes vor. Foto: Soeren Stache dpa
Die Architektin Cordula RauBild: picture-alliance/dpa

Ihr Thema ist "Sehnsucht - ein Portrait der Sensibilität zeitgenössischer Architektur". Mit diesem Motto treten Cordula Rau, Eberhard Tröger und Ole W. Fischer vom Architekturbüro "walVerwandtschaften" aus München in Venedig an. Ihr Ziel: sie wollen die emotionalen, intimen und sinnlichen Aspekte von Architektur präsentieren. Dabei geht es um das Zusammenspiel von zeitgenössischer Architektur und historischen Bauformen. DW-WORLD.DE hat mit der Architektin und Journalisten Cordula Rau gesprochen.

DW-WORLD.DE: Was bedeutet für Sie Sehnsucht?

Cordula Rau: Sehnsucht ist für uns ein Gefühl, ein Punkt in weiter Ferne, den man erreichen will. Sehnsucht ist die Antriebskraft für jeden Kreativen und im Endeffekt will man das, was man sich wünscht, durch die Sehnsucht verwirklichen. Allerdings ist Sehnsucht natürlich etwas, was unerfüllbar bleiben wird.

Sehnsucht wird ja hierzulande mit Vergangenheit assoziiert. Wenn man beispielsweise nach Dresden oder nach Hildesheim schaut, wo die Stadtzentren derzeit rekonstruiert werden, könnte man den Eindruck bekommen, dass historische Bauten mehr in Mode sind als zeitgenössische Architektur. Aber daran denken Sie sicherlich bei dem Motto nicht?

Nein. Für uns liegt Sehnsucht jeder Architektur zugrunde, egal, wie sie ausgestaltet ist. Auch der Moderne lag unheimlich viel Sehnsucht zugrunde. Auch Utopien und Visionen sind immer mit Sehnsucht verbunden. Es geht nicht um rückwärts gewandte Architektur in unserer Ausstellung.

Der deutsche Beitrag bei der Biennale lautet im Untertitel: „Noch ein Porträt der Sensibilität zeitgenössischer Architektur“. Das klingt so, als müsste man in der öffentlichen Wahrnehmung etwas zurechtrücken. Stimmt das?

Nein. Uns geht es darum, dass wir nicht Architektur als gebaute Projekte ausstellen. Als Abbildungen, Fotografien von Architektur oder Pläne, die der Architektur voraus gehen. Uns geht es darum nachzuforschen, was die Architekten an Ideen, Visionen, Utopien in ihren Köpfen haben. Das wollen wir in unserem Pavillon darstellen.

Was kann man im deutschen Pavillon sehen?

Das erste Ausstellungsobjekt ist der Pavillon selbst. Wir laden den mit Assoziationen, Emotionen auf, indem wir ihn ausgestalten mit Wandbehängen, mit Vorhängen, auskleiden mit Spiegelflächen und Leuchten. Und gleichzeitig ist unsere Ausstellung eine Kollektion architektonischer Sehnsüchte, die wir seit Beginn unseres Auftrags von Architekten in Deutschland abgefragt haben. Es ist eine Sammlung von Zeichnungen. Die Vorgabe war, die persönliche architektonische Sehnsucht darzustellen in Skizzenform. Und diese Skizzen sind jetzt im Pavillon in hölzernen Bilderrahmen auf roter Wandbespannung zu sehen. Sie stellen die Sehnsüchte, Utopien, Visionen, Ideen dar, die die Architekten in sich tragen.

Wie sehen solche Sehnsüchte aus?

Die sind ganz unterschiedlich gestaltet. Sie haben einen ganz persönlichen Bezug, sind teilweise auch sehr intim. Es werden Schmetterlinge gezeichnet oder es gibt auch einen Blutstrofen oder etwas Gesticktes. Es gibt natürlich politische Aussagen. Man könnte es fast wie ein schwarzes Brett betrachten. Viele thematisieren, dass es zu viele Bauregeln gebe oder es gibt auch das Thema Zeit, den Mangel an Zeit. Der wird in vielen Skizzen thematisiert.

Das Interview führte Klaus Gehrke

Redaktion: Gudrun Stegen