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Rentenkürzung als Rettungsanker für US-Firmen

Daniel Scheschkewitz, Washington 16. Mai 2005

Die US-Fluggesellschaft "United Airlines" muss keine Betriebsrente auszuzahlen - das soll sie vor dem Konkurs retten. Dieses Vorgehen könnte Schule machen, auf Kosten der Mitarbeiter und der staatlichen Rentenkasse.

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Riesiger Schuldenberg drückt: United AirlinesBild: AP

Die Entscheidung des Konkursrichters in Chicago, mit der die "United Airlines" von ihrer Verpflichtung zur Auszahlung der Betriebsrenten befreit wurde, war für viele der Beschäftigten bei Amerikas zweitgrößter Fluglinie ein Schock. "Ich habe über all die Jahre meiner Firma treu gedient und zum Erfolg des Unternehmens beigetragen", klagt die Flugbegleiterin Mary Torey. "Dafür habe ich einen Anspruch auf eine Betriebsrente - die wird mir jetzt fehlen."

Erst Gehaltskürzung, dann Renten-Aus

Wie Mary Torey geht es 134.000 United-Angestellten, deren

Betriebsrente nun zwar von der staatlichen "Pension Benefit Guaranty Corporation", der PBGC, übernommen wird, aber mit Einbußen von bis zu 70 Prozent. Dabei hatten die "United"-Angestellten in einem Plan zur Rettung des vom Konkurs bedrohten Unternehmens schon auf Gehälter und andere Ansprüche im Gesamtvolumen von 2,5 Milliarden Dollar verzichtet.

Nach der Gerichtsentscheidung drohen die Gewerkschaften mit Streik. "Wir hatten die Geschäftsführung von 'United' schon vor drei, vier Jahren darauf aufmerksam gemacht, dass dieses Problem auftauchen würde. Und hatten einen Plan zur Rettung der Betriebsrente ausgearbeitet", sagt Robert Roach von der Gewerkschaft der Maschinenbauer. "Jetzt ist das Kind in den Brunnen gefallen, und die Arbeitnehmer sind zu Recht frustriert."

Vorbild für andere Airlines und Autofirmen

Die Deckungslücke für die Betriebsrenten bei "United" betrug zuletzt 2,5 Milliarden US-Dollar. Seit Dezember 2002 fliegt der Partner der deutschen Lufthansa bereits unter Gläubigerschutz nach Kapitel elf des amerikanischen Konkursrechtes. Andere US-Fluggesellschaften wie "US-Airways" und "Delta" könnten dem Beispiel von United folgen, haben die US-Airlines doch seit dem Jahr 2000 Verluste in Höhe von über 30 Milliarden US-Dollar eingeflogen.

Doch auch in anderen Zweigen der US-Industrie könnte das Beispiel "United" Schule machen - zum Beispiel in der stark defizitären Auto-Industrie bei Betrieben wie General Motors oder Ford. "Betriebsrenten sind ein naheliegendes Rationalisierungspotenzial. Die Welt ändert sich, und nicht mehr viele US-Firmen bieten sie an", erklärt Deborah Lucas, Rentenexpertin an der "North-Western University" in Chicago.

Gefahr für die Rentenkasse

Von der richterlichen Entscheidung betroffen ist auch das gesamte System der staatlich garantierten Renten in den USA. Denn auch wenn die staatliche Rentenkasse PBGC im Falle von "United" noch in die Bresche springt, dürfte sie bei weiteren Konkursen dieser Art ebenfalls zahlungsunfähig werden.