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Rettet Lufthansa Air Berlin?

20. Juli 2016

Deutschlands zweitgrößte Fluglinie Air Berlin schreibt seit Jahren rote Zahlen. Nun bringt sich die Lufthansa als Retterin ins Spiel. Air-Berlin-Großaktionär Etihad sieht dem offenbar wohlwollend entgegen.

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Air Berlin-Chef Stefan Pichler (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/M. Hitij

Die Lufthansa verhandelt Branchen-Insidern zufolge mit Air Berlin über den Kauf eines Teils der Geschäfte der hochdefizitären Airline. Konkret gehe es um die Übernahme von etwa 40 der 150 Maschinen aus der Air-Berlin-Flotte samt Crews. Die Flugzeuge seien auf Strecken abseits der beiden Air-Berlin-Drehkreuze Berlin und Düsseldorf unterwegs. Viele Details der Übernahme seien noch nicht ausgearbeitet. "Es ist kein Deal, der schon fertig auf dem Tisch liegt", sagte eine der Personen.

Der Deal hätte Vorteile für beide Seiten. Die Lufthansa erwägt den Insidern zufolge den Kauf der Jets inklusive der Mannschaften, um die eigene Billigtochter Eurowings mit derzeit 90 Flugzeugen schnell zu vergrößern. "Es wäre ein großer Schub für Eurowings", sagte eine der Personen. Die fraglichen Strecken gingen zu touristischen Zielen - ein Geschäftsgebiet, auf dem sich die Lufthansa verstärken will.

Und für Air Berlin könnte der Verkauf den Startschuss für eine lang verschobene strategische Neuausrichtung darstellen. "Der Verkauf wäre Teil einer größeren Lösung", sagte ein Unternehmenskenner. Großaktionär Etihad ist nämlich nicht an den Strecken in Urlaubsgebiete interessiert, sondern vor allem an den Langstreckenflügen - unter anderem zum eigenen Drehkreuz Abu Dhabi.

Seit Jahren Rote Zahlen

Gegen die Übernahme spreche jedoch, dass der deutsche Marktführer Lufthansa seine Position weiter vergrößern würde, sagten zwei Kenner. Es bestehe die Gefahr, dass Kartellwächter Einspruch erheben.

Air Berlin flog in den vergangenen acht Jahren nur einmal einen Konzernüberschuss ein. Auch unter dem amtierenden Chef Stefan Pichler (Artikelbild) gelang keine Wende. Der Lufthansa-Rivale weitete 2015 den Nettoverlust trotz rapide gefallener Ölpreise auf knapp 450 Millionen Euro aus.

Die Kontrahenten halten sich bedeckt

Der Air-Berlin-Großaktionär Etihad ist laut einem Insider optimistisch, dass er Teile der kriselnden deutschen Fluglinie an die Lufthansa losschlagen kann. Bei Etihad halte man eine Einigung für sehr wahrscheinlich, erfuhr die Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX am Mittwoch aus dem Umfeld des Unternehmens.

Laut "Handelsblatt" steht bei Air Berlin das gesamte dezentrale Geschäft auf der Verkaufsliste - also alle Flüge, die nicht über die Drehkreuze Düsseldorf und Berlin führen. Eine Etihad-Sprecherin lehnte eine Stellungnahme ab. Das Unternehmen kommentiere Gerüchte und Spekulationen generell nicht. Auch die Lufthansa wollte sich nicht zu dem Thema äußern. Air Berlin hatte einen Kommentar am Vorabend abgelehnt, sitzt bei den Gesprächen nach Informationen aus dem Etihad-Umfeld aber auch nicht mit am Tisch.

dk/kle (dpa/rtr)