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Rettungskräfte im Wettlauf mit der Zeit

13. März 2011

Die Rettungskräfte in Japan suchen fieberhaft nach Überlebenden, doch ihnen läuft die Zeit davon: Bei frostigen Temperaturen erschweren Nachbeben, Strom-Engpässe und Überschwemmungen die Hilfsarbeiten.

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Rettungskräfte vor einem zerstörten Haus (Foto: AP)
Rund 20.000 Häuser wurden zerstörtBild: AP

Das Erdbeben mit darauffolgendem Tsunami hat Japan nach Einschätzung der Regierung in die schwerste Krise seit dem Zweiten Weltkrieg gestürzt. Zusammen mit den durch das Beben ausgelösten Unfällen in Atomkraftwerken sei dies "die schwerste Krise der vergangenen 65 Jahre", sagte Regierungschef Naoto Kan am Sonntag (13.03.2011) in Tokio. "Wir stehen unter Beobachtung, ob wir, das japanische Volk, diese Krise überwinden können." Die Lage im durch das Beben beschädigten Atomkraftwerk Fukushima 1 sei weiter ernst.

Ein Überlebender vor zerstörten Häusern (Foto: AP)
Hunderttausende sind obdachlos gewordenBild: AP

Die Behörden gehen mittlerweile davon aus, dass bei dem Erdbeben und dem folgenden Tsunami weit mehr als 10.000 Menschen ums Leben gekommen sind. Unter den Opfern sind womöglich auch Deutsche. Die Bundesregierung habe noch nicht zu allen in dem betroffenen Gebiet lebenden 100 Deutschen Kontakt aufnehmen können, sagte Außenminister Guido Westerwelle. Derweil rechnen die Behörden allein in der Region um die Stadt Miyagi mit mehr als 10.000 Toten. Die Gegend wurde am schwersten von dem Erdbeben der Stärke 9,0 und dem Tsunami getroffen, weil das Epizentrum nahe der Küstenregion lag. Offiziell bestätigt waren bis Montagmorgen (Ortszeit) mehr als 1800 Todesopfer.

Hunderttausende obdachlos

Die Suche nach Überlebenden geht fieberhaft weiter. Rettungsteams durchsuchen die Küste auf einer Länge von mehreren hundert Kilometern nach Vermissten. Tausende erschöpfte Menschen warten laut Berichten auf Rettung mit Hubschraubern. Viele Landstriche sind jedoch noch immer unzugänglich, weil die Zufahrtswege zerstört sind oder sie von den Wassermassen eingeschlossen sind. Erschwert wird die Arbeit der Rettungskräfte zudem durch Nachbeben. So erschütterte am Sonntagmorgen ein starkes Beben den Großraum der Hauptstadt Tokio. In der Stadt wankten Hochhäuser.

Auch in den Notunterkünften mangelt es oft an Strom (Foto: AP)
Auch in den Notunterkünften mangelt es oft an StromBild: AP

Laut dem Fernsehsender NHK sind etwa 380.000 Menschen in Notunterkünften untergebracht, viele ohne Kontakt zu Hilfskräften und abgeschnitten von der Stromversorgung. Nach Schätzungen der Behörden sind bei Temperaturen um den Gefrierpunkt mindestens 1,4 Millionen Haushalte ohne Wasser und 2,5 Millionen Haushalte ohne Strom.

Lebensmittel und Benzin knapp

Im ganzen Land drohen auch wegen der Schäden an den Atomanlagen massive Engpässe in der Stromversorgung. In der Hauptstadt Tokio sowie in mehreren anderen Städten des Landes wird deshalb die Elektrizität rationiert. Dabei werde es vorübergehend zu vollständigen Stromausfällen kommen, wie das Versorgungsunternehmen Tokyo Electric Power am Sonntag mitteilte. Die Maßnahme müsse wohl mehrere Wochen angewendet werden, sagten Regierungsbeamte. In vielen Orten werden Benzin und Lebensmittel knapp. In der Stadt Iwaki gab die lokale Polizei Decken und Reisbälle an die notleidende Bevölkerung aus.

Eine durch das Beben in Brand geratene Raffinierie in der Region Miyagi (Foto: dpa)
Eine durch das Beben in Brand geratene Raffinierie in der Region MiyagiBild: dapd

Die Regierung verdoppelte am Sonntag die Zahl der für den Hilfseinsatz mobilisierten Soldaten auf 100.000. Nach Angaben von Verteidigungsminister Toshimi Kitazawa sollten die Soldaten binnen zwei Tagen vollständig im Einsatz sein. Auch viele ausländische Helfer nahmen inzwischen die Arbeit auf. Aus der ganzen Welt trafen zudem am Wochenende Helfer und Suchteams ein, auch das Technische Hilfswerk (THW) aus Deutschland ist mit 46 Mitarbeitern vor Ort. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte langfristige Unterstützung beim Wiederaufbau der zerstörten Landstriche zu.

Vor der Küste traf am Sonntag der US-Flugzeugträger "Ronald Reagan" ein. Japan hatte um Hilfe beim Truppentransport sowie um die Betankung seiner Helikopter gebeten. Die Regierung in Moskau teilte mit, dass sich etwa 200 russische Rettungskräfte, Mediziner und Psychologen auf einen Einsatz vorbereiten. Bis Sonntag erhielt Japan nach eigenen Angaben Hilfsangebote von 69 Ländern oder Regionen sowie fünf internationalen Hilfsorganisationen. Selbst China, das mit Japan in einem Territorialstreit liegt, schickte 15 Helfer.

Autor: Dеnnis Stutе

Redaktion: Sabine Faber