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Politik

Rettungskräfte demonstrieren gegen Gewalt

24. Februar 2018

Sie werden angepöbelt, bespuckt und sogar verletzt: Wenn Sanitäter und Feuerwehrleute zu Einsätzen gerufen werden, müssen sie immer öfter mit brutalen Angriffen rechnen. Das wollen sie nicht hinnehmen.

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Rettungskräfte demonstrieren für mehr Respekt
Bild: picture alliance/dpa/A. Arnold

Mehrere hundert Einsatzkräfte von Rettungsdiensten und Feuerwehr haben in Frankfurt am Main für mehr Respekt und gegen Angriffe auf Retter während des Einsatzes demonstriert. Sie forderten, Sanitäter und Feuerwehrleute, aber auch verletzte und hilfebedürftige Menschen zu respektieren und nicht zu behindern oder gar anzugreifen.

In den vergangenen drei bis vier Jahren habe die Rücksichtslosigkeit und Gewaltbereitschaft gegenüber Rettungskräften spürbar zugenommen, sagte Arno Dick von der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, die zu der Kundgebung aufgerufen hatte.

"Im Fokus der Aggressivität"

Pöbeleien und Übergriffe auf Helfer seien zwar nicht neu und ein bundesweites Problem, so Erik Brumm, Organisator der Demonstration und selbst Feuerwehrmann. Die Krawalle rund um die Neueröffnung der Europäischen Zentralbank vor gut zwei Jahren seien aber eine Art Wendepunkt gewesen: "Da waren wir plötzlich im Fokus der Aggressivität und wurden mit Pflastersteinen beworfen. So etwas war uns vorher noch nie passiert."

Rettungskräfte demonstrieren für mehr Respekt Kira Farnung
Rettungsassistentin Kira FarnungBild: picture alliance/dpa/A. Arnold

Die Teilnehmer berichteten von zunehmender Gewaltbereitschaft und mangelndem Respekt. "Die verbalen Angriffe kann ich kaum noch zählen, die sind an der Tagesordnung", berichtete Rettungsassistentin Kira Farnung, die auch schon physische Gewalt erleben musste.

Einmal habe ein vermeintlich schlafender Patient ihrer Kollegin mit der Faust ins Gesicht geschlagen. "Mich selbst verletzte er am Oberkörper", erinnerte sich die 25-Jährige.

Mario Müller von der Frankfurter Flughafenfeuerwehr ist bislang von körperlicher Gewalt verschont geblieben. Er beklagte sich bei der Demonstration über Gaffer und Menschen, die Einsätze behindern: "Die Leute wollen dichter dran sein als die Einsatzkräfte selbst. Das hat sehr stark zugenommen." Bevor der Notruf gewählt werde, zückten viele erst mal das Handy. "Schaulustige rücken einem richtig auf die Pelle. Man guckt nur noch in Handys. Persönlichkeitsrechte, auch von Verletzten, gelten gar nichts mehr."

Rettungskräfte demonstrieren für mehr Respekt
Aufheulen gegen Gewalt: Ein Feuerwehrmann kurbelt während der Demonstration an einer SireneBild: picture alliance/dpa/A. Arnold

Auf Volksfesten sei er mit seinen Kollegen seit einigen Jahren nur noch in Gruppen unterwegs, berichtete Sanitäter Johannes Radde vom Deutschen Roten Kreuz aus Hanau. "Das ist zu unserer eigenen Sicherheit. Wir müssen uns den Weg bahnen, sonst werden wir gar nicht durchgelassen." Abends und nachts würden sie meist noch von Sicherheitsleuten begleitet. Raddes Kollege Manuel Bauer ergänzte: "Es ist schade, dass viele nicht mehr normal trinken können. Heutzutage zetteln die Leute gleich eine Schlägerei an, stellen sich uns in den Weg oder gehen einfach durch Absperrungen."

Zuletzt kam es in ganz Deutschland vermehrt zu Übergriffen auf Polizisten, Feuerwehrleute und Sanitäter. Besonders viele Vorfälle wurden an Silvester verzeichnet. Im vergangenen Jahr hatte der Bund ein Gesetz verabschiedet, wonach tätliche Angriffe auf Polizeibeamte und Rettungskräfte künftig härter bestraft werden. Für Attacken etwa auf Polizeistreifen drohen nun drei Monate bis fünf Jahre Haft.

jj/bh (dpa)