1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Rezession in Deutschland

11. Januar 2002

Das größte EU-Land steckt nach Ansicht von Wirtschaftsforschern in einer Rezession. Damit bleibt Deutschland weiterhin wirtschaftliches Schlusslicht in Europa.

https://p.dw.com/p/1gL8
Die Konjunkturkurve für Deutschland zeigt nach untenBild: Bilderbox

Die Kriterien für eine "milde" Rezession sind nach Ansicht des Hamburgischen Welt-Wirtschafts-Archivs (HWWA) in Deutschland erfüllt. Von Rezession sprechen Experten, wenn das Bruttoinlandsprodukt in zwei Quartalen in Folge sinkt. Hoffnung auf eine baldige Besserung am Arbeitsmarkt machten die Hamburger Wirtschaftsforscher deshalb zunächst nicht. "Die Zahl der Arbeitslosen wird bis weit in dieses Jahr hinein noch zunehmen und im Jahresdurchschnitt auf fast vier Millionen klettern."

Schlusslicht in Europa

Das reale Bruttoinlandsprodukt habe im dritten Quartal des vergangenen Jahres leicht abgenommen. Auch im vierten Quartal rechnen die Wirschaftsforscher nach eigenen Angaben mit einem weiteren leichten Rückgang. Allerdings spreche vieles spreche dafür, "dass eine tiefe Rezession vermieden werden kann" und sich die Konjunktur in der ersten Jahreshälfte 2002 erholen werde. Insgesamt sei in diesem Jahr in Deutschland jedoch nur mit einem geringen Wachstum von 0,7 Prozent zu rechnen, nachdem 2001 laut HWWA rund 0,6 Prozent verzeichnet wurden. Damit bleibe Deutschland Schlusslicht bei der wirtschaftlichen Entwicklung in Europa

Aufschwung erst 2003

Eine deutliche Verbesserung der Wirtschaftslage erwarten die Experten erst für 2003. Dann sei mit einem Wachstum von "fast drei Prozent" zu rechnen. Allerdings gebe es hier eine Reihe von Unsicherheitsfaktoren. Neben einer deutlichen Erholung der weltwirtschaftlichen Lage setze die Prognose unter anderem auch einen moderate Preis- und Lohnauftrieb voraus. Die Arbeitslosigkeit werde dann spürbar sinken, aber noch immer bei fast 3,8 Millionen liegen. Deutlich höhere Tarifabschlüsse als in den vergangenen Jahren, wie sie die IG Metall nun mit bis zu sieben Prozent fordere, würden den Umschwung am Arbeitsmarkt nach Einschätzung des HWWA aber in Gefahr bringen.

USA bleiben Konjunkturmotor

Ein genauer Zeitpunkt für die beginnende Erholung in diesem Jahr lässt sich den Experten zufolge aus heutiger Sicht kaum ausmachen. Viel hänge von der Entwicklung in den USA ab. Dort mehrten sich die Anzeichen, "dass die amerikanische Wirtschaft nach dem Schock vom 11. September allmählich wieder zu einem business als usual zurückfindet".

Dies zusammen mit einer expansiven Geld- und Finanzpolitik, die US-Firmen Investitionen ermöglicht, lasse erwarten, dass die US-Konjunktur in der zweiten Jahreshälfte an Fahrt gewinnen wird. Für die Vereinigten Staaten prognostizieren die Experten für dieses Jahr ein Wachstum von 1,2 Prozent nach 1,1 Prozent im Vorjahr.

DIW reduziert Wachstumsschätzung

Unterdessen senkte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) seine Wachstumsprognose für 2002 kräftig. Für das neue Jahr sagte Institutsleiter Klaus Zimmermann ein Wachstum von nur noch 0,6 Prozent voraus. Bisher war das Institut von einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts in Höhe von 1,2 Prozent ausgegangen. Im nächsten Jahr rechnen die Konjunkturforscher dann wieder mit einemWachstum von 2,1 Prozent. Für das laufende Jahr rechnet das Institut mit einer durchschnittlichen Arbeitslosenzahl von mehr als vier Millionen.