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Schlappe für Haider-Erben

4. März 2013

Überraschung in Österreich: Statt von Rechtspopulisten werden die Kärntener künftig von Sozialdemokraten regiert. Die Wähler straften die FPK des verstorbenen Populisten Jörg Haider auf beispiellose Weise ab.

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KLAGENFURT, Kärnten,Im Bild: (v.l.) FPK-Landesrat Harald Dobernig, Kärntens Landeshauptmann Gerhard Dörfler und FPK-Chef Kurt Scheuch. APA-FOTO
Bild: picture alliance/APA/picturedesk.com

Die Erben des österreichischen Rechtspopulisten Jörg Haider müssen in ihrer Hochburg Kärnten die Macht abgeben. Die bisher mit knapp 45 Prozent regierende rechte FPK stürzte bei der Landtagswahl am Sonntag nach dem vorläufigen Endergebnis in einer für Österreich bisher beispiellosen Weise auf 17,1 Prozent ab und büßte damit rund 28 Prozentpunkte ein.

Viele Korruptionsskandale

Nie hat eine Partei bei Wahlen in Östereich einen größeren Stimmenverlust verzeichnen müssen. Zahlreiche Korruptionsskandale aus der Ära des 2008 tödlich verunglückten Haider hatten in Österreichs südlichstem Bundesland die Koalition aus FPK und konservativer ÖVP brechen lassen und zu vorzeitigen Neuwahlen geführt. Klarer Wahlsieger ist die sozialdemokratische SPÖ.

Nach einem Plus von 8,4 Punkten werden die Sozialdemokraten nun mit rund 37 Prozent den künftigen Landeshauptmann stellen. Das Amt entspricht dem des Ministerpräsidenten in Deutschland. Nach der FPK auf Platz zwei folgt die ÖVP. Sie fiel um 2,6 Punkte auf 14,2 Prozent zurück. Die Grünen verbesserten sich um 6,7 Punkte auf 11,8 Prozent.

Peter Kaiser, SPÖ, Österreich, Wahlsieger in Kärnten, Foto: EPA
Wahlsieger in Kärnten ist der Sozialdemokrat Peter KaiserBild: picture-alliance/dpa

Für einen Überraschungserfolg sorgte der 80-jährige Milliardär Frank Stronach. Der erstmals angetretene Gründer des Autoteilezulieferers Magna kam mit seinem "Team Stronach" aus dem Stand auf 11,3 Prozent.

Bereits am Wahlabend zeichnete sich in Kärnten eine mögliche Rot-Schwarz-Grüne Koalition unter dem neuen SPÖ-Landeshauptmann Peter Kaiser ab. Der eher zurückhaltend auftretende 54-jährige Klagenfurter kündigte an, mit allen Parteien Gespräche führen zu wollen. Ein Bündnis mit der FPK schloss er allerdings aus. "Es war für mich in dem Ausmaß schon eine positive Überraschung", sagte er zu seinem Sieg. Als vorrangige Themen für Kärnten nannte Kaiser Abwanderung, Armut und Arbeitslosigkeit.

Alles beim Alten in Niederösterreich

In Niederösterreich bleibt dagegen nach den Landtagswahlen alles beim Alten. Der konservative Landeshauptmann (Ministerpräsident) Erwin Pröll konnte mit seiner konservativen ÖVP die absolute Mehrheit verteidigen. Der seit etwa zwei Jahrzehnten regierende Agrarökonom kam mit seiner ÖVP auf 50,8 Prozent. Die SPÖ erreichte mit einem Minus von 3,9 Punkten 21,6 Prozent, die rechte FPÖ verlor 2,2 Punkte und lag bei 8,2 Prozent, die Grünen legten mit acht Prozent leicht zu.

Milliardär Stronach holte mit seiner neuen Partei 9,8 Prozent. Stronach ist damit in Kärnten und Niederösterreich im Landtag vertreten. Mit der Beteuerung von Wirtschaftskompetenz und Werten wie Ehrlichkeit sowie Euro-Skepsis zog er vor allem Protestwähler an. Stronach selbst will aber nicht als Abgeordneter im Parlament sitzen.

Keine Angst vor Stronach

Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) betonte, er fürchte nach dem Ergebnis die Konkurrenz von Stronach bei der Bundeswahl im Herbst nicht. "Es ist für mich niemand, der die Zukunft Österreichs gestalten sollte." Stronach hatte immer wieder mit sehr emotionalen Interviews und teils widersprüchlichen Aussagen für Aufsehen gesorgt.

haz/re (dpa, afp)