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Rind steht drauf - Pferd steckt drin

13. Februar 2013

Der Etikettenschwindel um falsch deklariertes Pferdefleisch hat jetzt auch Deutschland erreicht. Nach Angaben des Bundesverbraucherministeriums gibt es einen ersten Verdachtsfall.

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Arbeit im Schlachthof (Foto: Getty Images)
Bild: Getty Images

Über das europäische Schnellwarnsystem für Lebensmittelsicherheit seien die deutschen Behörden über den Verdacht informiert worden, dass falsch deklarierte Lebensmittel nach Deutschland gelangt seien, sagte eine Ministeriumssprecherin in Berlin. Dabei handele es sich um verarbeitete Lasagne. Das nordrhein-westfälische Landesministerium für Verbraucherschutz in Düsseldorf teilte mit, erstmals am Dienstagabend eine Lieferliste zum Pferdefleisch-Skandal erhalten zu haben. Die Lieferungen seien nicht nur an Discounter und Lebensmittelketten gegangen, sondern auch andere Lebensmittelunternehmen gegangen, die mit Tiefkühlprodukten handeln.

Nach der Auswertung der Unterlagen ergibt sich, dass über einen Zwischenhändler in Luxemburg Produkte in größerem Umfang nach Deutschland und NRW geliefert wurden, die im Verdacht des Kennzeichnungsverstoßes mit Pferdefleisch stehen", teilte ein Sprecher mit. Die Lieferungen seien nach bisheriger Kenntnis zwischen November 2012 und Januar 2013 erfolgt.

Fertiggerichte mit Pferd

Die EU-Kommission fordert von den Mitgliedstaaten nun zusätzliche Tests. Damit solle ermittelt werden, in welchem Ausmaß der Fund von nicht deklariertem Pferdefleisch in Lebensmitteln auf Betrug zurückzuführen sei, erklärte der EU-Kommissar für Gesundheit und Verbraucherschutz, Tonio Borg, am Mittwochabend in Brüssel. Die EU-Regierungen sollen am Freitag über die Vorschläge abstimmen.

Außerdem empfiehlt die Kommission Untersuchungen bei europäischen Firmen, die Pferdefleisch verarbeiten. Geprüft werden soll, ob sich Tiermedizin-Rückstände in dem Fleisch befinden, die ein Gesundheitsrisiko darstellen. Kernproblem des Skandals ist, dass das Fleisch über mehrere Zwischenhändler läuft, die Lieferwege sind dadurch nur schwer nachvollziebar. Geschummelt werden kann an verschiedenen Stellen der Lieferkette.

Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner will eine schnelle und lückenlose Aufklärung der Affäre. "Was draufsteht, muss drin sein, darauf müssen sich die Verbraucher verlassen können", sagte ihre Sprecherin. Wenn die Kunden systematisch getäuscht würden, dürfe dies nicht ohne Konsequenzen bleiben.

Pferdefleisch an sich kein Verzehrproblem

Anders als bei den meisten anderen Fleischskandalen der vergangenen Jahre mit Gammelfleisch oder anderem steht diesmal die Gefährdung für die Verbraucher nicht im Vordergrund. Nicht der Verzehr von Pferdefleisch an sich ist das Problem, wenn dieses korrekt verarbeitet wurde, sondern der Verstoß gegen die Kennzeichnungspflicht für Lebensmittel. Der Verbraucher sollte wissen, was sich in der Verpackung verbirgt. Für die Gesundheit stellt Pferdefleisch grundsätzlich keine Gefahr dar, mancherorts gilt das magere Fleisch als Delikatesse.

In den vergangenen Wochen waren zuerst in Irland und Großbritannien und dann in weiteren Ländern der Europas Fertiggerichte entdeckt worden, in denen statt des angegebenen Rindfleischs auch Pferdefleisch verarbeitet worden war. In fast allen Fällen handelte es sich um Tiefkühl-Lasagne. Zum Teil bestand der Fleischanteil in den Fertiggerichten zu 100 Prozent aus Pferdefleisch. Besonders groß ist die Empörung in Großbritannien, wo der Verzehr von Pferdefleisch gesellschaftlich verpönt ist.

qu/gri (dpa, rtr, afp, ap)