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Ringen

Uli Petersen

Im Ringen passieren bei Olympischen Spielen die tollsten Sachen. So verlor ein Schwede über Nacht fast sechs Kilo, um zum zweiten Mal Gold zu gewinnen. Ein deutscher Olympiasieger musste dagegen um sein Leben fürchten.

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Piktogramm bei den Olympischen Sommerspielen 2008 in Peking, China. Foto: +++(c) Picture-Alliance / ASA+++
Bild: picture-alliance/ dpa

Ringen ist neben Laufen wahrscheinlich eine der beiden Sportarten mit der längsten Wettkampftradition. So war es laut Überlieferungen schon bei den Olympischen Spielen der Antike vor Christi Geburt fester Programmbestandteil. Damals sollen die Kämpfer sich sogar noch nackt gegenüber gestanden haben.

(AP Photo/Ricardo Mazalan)
Bild: AP

Heute wird in zwei Stilarten gekämpft. Im klassischen, griechisch-römischen Stil wird ausschließlich mit Griffen oberhalb der Gürtellinie gekämpft. Im Freistil sind auch Angriffe mit und an den Beinen erlaubt. Ziel ist es, den Gegner mit beiden Schultern gleichzeitig auf den Boden zu drücken. Gelingt kein Schultersieg, bestimmen die Kampfrichter einen Gewinner nach Punkten. Das ist die Konsequenz aus Kämpfen früherer Tage. Damals musste ein Schultersieg die Entscheidung bringen und die Kämpfe dauerten oft stundenlang. 1912 brauchte der Russe Martin Klein im Halbfinale zum Beispiel fast elf Stunden für seinen Sieg und musste anschließend erschöpft seine Finalteilnahme absagen.


Frauen ringen seit 2004 um Olympiasiege

Ein Sieg nach Punkten gelang dem Deutschen Maik Bullmann im Halbschwergewicht 1992 in Barcelona. Den heutigen Bundestrainer fasziniert beim Ringen vor allem die Vielseitigkeit: „Kondition, Kraft, Technik und Koordination, das muss alles trainiert werden. Und natürlich auch der Kopf. Denn mittlerweile muss man in den Kämpfen schon richtig mitdenken. Langweilig wird es im Ringen eigentlich nie.“

Athen 2004: Die US-Amerikanerin Tocara Montgomery (oben) im Kampf mit der Kanadierin Christine Nordhagen. (AP Photo/CP, Ryan Remiorz)
Seit 2004 dürfen Frauen olympisch RingenBild: AP

Die neuere olympische Geschichte des Ringens begann mit den Wettbewerben 1896 in Athen. Waren lange Zeit nur Männer auf der Ringermatte zugelassen, dürfen seit 2004 auch Frauen um Gold, Silber und Bronze kämpfen. Während sie im Freistil in Peking in vier Gewichtsklassen um Olympiasiege ringen, geht es für die Männer im Griechisch-Römischen- und im Freistil insgesamt 14 mal um die Plätze auf dem Siegerpodest.


Olympiasieger mit dem Dolch angegriffen

Kurios war 1932 in Los Angeles die Verleihung der Goldmedaille an den schwedischen Freistil-Mittelgewichtler Ivar Johansson. Er bekam sie nämlich in der Sauna. Da saß er, um innerhalb von 24 Stunden elf Pfund Gewicht auszuschwitzen. Es gelang ihm und am nächsten Tag holte er auch noch Gold im griechisch-römischen Weltergewicht. Gefährlich wurde es im gleichen Jahr für den deutschen Olympiasieger Jakob Brendel. Nach dem Finale griff ihn sein italienischer Gegner mit einem Dolch an. Ein Polizist konnte Schlimmeres gerade noch verhindern.

Ringerhelden sind neben dem Schweden Johansson und dessen Landsmann Carl Westergren die Russen Alexander Medved und Alexander Karelin. Sie alle gewannen je dreimal Gold. Mit fünf Medaillen, darunter einer goldenen, ist auch der Deutsche Wilfried Dietrich einer der erfolgreichsten Olympiaringer aller Zeiten. Bei seiner letzten Teilnahme 1972 in München gelang dem als „Kran von Schifferstadt“ bekanntgewordenen Dietrich ein spektakulärer Schultersieg gegen den fast 200 Kilo schweren Koloss Chris Taylor aus den USA. Für seine sechste Medaille reichte der aber nicht.


Deutsche Ringer in Peking nur Außenseiter

Die Favoriten für Peking sind die russischen Ringer. 62 Goldmedaillen haben sie schon gesammelt, fünf davon 2004 in Athen. Bundestrainer Bullmann wäre froh, wenn es für die Deutschen nach 1996 überhaupt mal wieder eine Medaille gäbe. Eine Prognose wagt er aber nicht: „Man hat es da mit einer undefinierbaren Größe zu tun, das ist der Gegner. Da geht es nicht um Weiten. Wenn man von vornherein weiß, den Speer werfe ich so weit, dann kann man sich schon ausrechnen, wo man am Ende ungefähr landet. Das geht in den Kampfsportarten aber überhaupt nicht.“