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Afrika-Bilanz der Weltbank

Julia Hahn23. März 2012

Fünf Jahre lang prägte der Amerikaner Robert Zoellick das Gesicht der Weltbank. Zoellicks Ziel war die Bekämpfung von Hunger und Armut, vor allem in Afrika. Seine Bilanz fällt gemischt aus.

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Weltbank Präsident Robert Zoellick bei einer Pressekonferenz Feb. 28, 2012. (Foto: AP/dapd)
Robert Zoellick, der scheidende Weltbank-PräsidentBild: AP

September 2011. Mit schnellen Schritten tritt Weltbank-Chef Robert Zoellick an das Rednerpult vor die wartenden Journalisten. Eleganter Anzug, gescheiteltes Haar, randlose Brille. Er stützt beide Ellbogen auf das Pult vor sich, beugt sich nah ans Mikrofon: "Wir bewegen uns in eine neue Gefahrenzone", warnt er. "Europa, Japan und die USA müssen handeln und ihre großen wirtschaftlichen Probleme lösen, bevor sie zu noch größeren Problemen für den Rest der Welt werden." Die Krise, von der er damals spricht - sie ist noch längst nicht ausgestanden.

Umstrittener Kandidat

2007 tritt der Republikaner auf Wunsch der Bush-Administration den Führungsposten bei der Weltbank an, der wichtigsten internationalen Entwicklungshilfeorganisation. Sein Vorgänger, Paul Wolfowitz, war kurz zuvor wegen einer Begünstigungsaffäre zurückgetreten. Auch der Ex-Außenpolitiker Zoellick ist umstritten. Wie sein Vorgänger gilt er als früher Befürworter eines gewaltsamen Sturzes Saddam Husseins und als Mitverantwortlicher des Irak-Krieges 2003. "Viele afrikanische Politiker waren deshalb anfangs sehr skeptisch", sagt der Kenianer Anver Versi, Herausgeber des in London erscheinenden African Business Magazine. "Aber Zoellick hat es geschafft, die Institution aus dem Schatten der US-Politik zu holen." Das habe Vertrauen in ihn und in die Weltbank geschaffen, so Versi.

Robert Zoellick mit Obiageli Katryn Ezekwesili, Vize Präsidentin der Weltbank für Afrika. (ddp images/AP Photo)
Robert Zoellick mit Obiageli Katryn Ezekwesili, Vize Präsidentin der Weltbank für AfrikaBild: AP

Im Aufsichtsrat der Organisation gehören inzwischen immerhin drei von 24 Sitzen Afrikanern. "Er hat Leute aus den Schwellen- und Entwicklungsländern in die Chefetagen geholt, diese Länder waren ja kaum vertreten", sagt Wirtschaftsanalyst Versi. Generaldirektorin der Bank war bis vor Kurzem die Nigerianerin Ngozi Okonjo-Iweala, einer der Chefökonomen ist der Chinese Justin Lin.

Mehr Geld für die Ärmsten

Mitten in der globalen Finanzkrise setzt Zoellick eine milliardenschwere Kapitalerhöhung seiner Entwicklungsbank durch - die erste seit zwei Jahrzehnten. Und trotz knapper Kassenlage in den Geberländern treibt er fast 70 Milliarden Euro für die Internationale Entwicklungsorganisation (IDA) auf - den bankeigenen Fonds, der Kredite an die ärmsten Länder der Welt vergibt.

Viele afrikanische Staaten würden heute genau das einfordern, was die Europäer vor 50 Jahren gewollt hätten, erklärte Zoellick 2010 in einem Interview mit der DW: Infrastruktur, Energie, Anbindung an die globalen Märkte. "Und wir wollen sie nicht länger behandeln, als wären sie abhängig von uns, sondern die Basis für Wachstum schaffen", sagte er. Auch die steigenden Nahrungsmittelpreise und die Hungerkrise in Ostafrika stehen ganz oben auf Zoellicks Agenda.

Zoellick (li.) mit IWF-Chefin Lagarde, Kanzlerin Merkel und OECD-Chef im Kanzleramt in Berlin (Foto: dapd)
Zoellick (li.) mit IWF-Chefin Lagarde, Kanzlerin Merkel und OECD-Chef Gurria (re.) in Berlin, Oktober 2011Bild: dapd

Seine Strategie für Entwicklung: in Zusammenarbeit mit den Ländern selbst das Wirtschaftswachstum ankurbeln, Infrastruktur aufbauen, Investoren anlocken. Gerade das führe aber nicht unbedingt zu weniger Armut, kritisiert Julia Leininger vom Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE). Sie zitiert die jüngsten Weltbank-Zahlen, wonach sich der Anteil der extrem Armen in allen Entwicklungsländern im Zeitraum 1990 bis 2010 halbiert habe. Damit wäre das wichtigste UN-Millenniumsziel erreicht - sogar fünf Jahre früher als angestrebt. Weniger Arme gebe es tatsächlich aber nur in China, in Afrika dagegen sei die Zahl der Armen in den vergangen 20 Jahren sogar gestiegen, sagt Leininger. "Das ist ein Anzeichen dafür, dass sich die Weltbank den Erfolg, den sie gerade vor sich herträgt, nicht auf ihre Fahnen schreiben kann." In Afrika also hinterlässt Zoellick seinem Nachfolger eine Mammutaufgabe.