1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Rock der Gegensätze

Suzanne Cords 15. März 2013

Sie nennen sich "Heisskalt" und werden in der Szene als heißer Newcomer Act gehandelt. Am liebsten mögen sie es laut und aggressiv, doch die vier Schwaben können auch anders.

https://p.dw.com/p/17tVd
Die vier Bandmitglieder von Heisskalt Foto: Sophie Krische
Bild: Sophie Krische

Angefangen hat alles im Herbst 2010. Bassist Lucas Mayer, Gitarrist Philipp Koch, Schlagzeuger Marius Bornmann und Sänger und Gitarrist Mathias Bloech kannten sich schon viele Jahre aus der Hardcore-Rockszene, als sie beschlossen, gemeinsam etwas Neues auf die Beine zu stellen. Auf Deutsch sollten die Songs sein; rockig und wenig angepasst die Musik dazu. Ein Konzept, das es unter die Leute zu bringen galt. Im Juni 2011 standen sie das erste Mal auf der Bühne, danach jagte ein Auftritt den nächsten. "Um bekannt zu werden, haben wir damals beschlossen, uns auf die ganz klassische Art einfach den Arsch abzuspielen", sagt Mathias Bloech alias Matze. "Den Leuten hat's gefallen, und jetzt haben wir ein Label gefunden und sind sehr, sehr glücklich damit. Es ist auch immer noch kein riesengroßes Ding, sondern es entwickelt sich langsam und gesund."

Authentischer Rock mit Hitpotential

Es entwickelte sich sogar so gut, dass Heisskalt sich 2012 zehn Wochen lang auf Platz 1 der Hörercharts des heimischen Radiosenders SWR halten konnte, ein Fernsehsender eine halbstündige Doku über die Musiker drehte und sie schließlich sogar den größten Bandförderpreis in Baden-Württemberg einheimsten, den "Play Live". Und dann gab es noch eine Einladung zum PopCamp des Deutschen Musikrats, das vielversprechenden Nachwuchsbands zwei Wochen lang mit Rat und Tat zur Seite steht.

"Power ohne Ende, sympathische Bandmitglieder, tolle Texte". Oder: "Jeder Song hat Hitpotential, ist von vorne bis hinten genial und die Jungs rocken eindeutig richtig fett", urteilen Käufer der ersten EP; die frischen authentischen Rocksongs kommen beim Publikum gut an.

Trotzdem geben sich die Musiker eher bescheiden, denn noch haben sie sich nicht so richtig an den Erfolg gewöhnt. "Wir haben außerhalb von Stuttgart halt immer vor zehn bis fünfzig Leuten gespielt, und jetzt waren wir mit Jennifer Rostock auf Tour und haben jeden Abend vor mindestens 1000 Leuten gespielt", erzählt Matze Bloech. "Es ist auf jeden Fall schon extrem toll zu sehen, dass sich da was getan hat und jetzt doppelt so viele Leute kommen."

Vor der ersten eigenen Tournee hat sich jetzt allerdings erst mal heftiges Lampenfieber eingestellt, gesteht der Sänger: "Wir freuen uns natürlich, aber wir sind auch total aufgeregt. Wir hoffen, dass alles glatt läuft und tatsächlich auch Leute kommen und sie zufrieden nach Hause gehen können und wir zufrieden ins Bett."

Die vier Bandmitglieder von Heisskalt Foto: Sophie Krische
Die vier Schwaben freuen sich auf ihre erste eigene TourBild: Sophie Krische

Hart und weich

Die Vorverkäufe laufen sehr gut, Heisskalt gilt unter Kennern als Geheimtipp. Und auch wenn die Band langsam die Erfolgsleiter rauf klettert: Verbiegen lassen wollen sich die vier Jungs nicht, sondern ihrem Stil treu bleiben. Zur Zeit basteln die Mitzwanziger an ihrem ersten Album, und das soll noch härter werden: Auf der EP "Hallo - Mit Liebe gebraut" hatte Mathias Bloech noch allein im stillen Kämmerlein gedichtet und komponiert, jetzt ist mehr Teamwork angesagt. Man schreibt und textet gemeinsam. "Das tut der Musik gut und vor allem verändert es sie auch", findet Matze Bloech. Weicher sei der Sound geworden und gleichzeitig härter. "Das ist genau der Gegensatz, den wir mit Heisskalt verkörpern." Und deswegen will die Band es auch schaffen, dass laute und dissonante Songs nicht nur als Lärm empfunden, sondern bewusst angehört werden. "Man will die Leute ja auch erreichen."

Kritische Töne

Mit einer Botschaft kommen Heisskalt nicht um die Ecke, aber es ist ihnen wichtig, dass sich die Besucher ihrer Konzerte Gedanken machen. Bisher war die Gesellschaftskritik eher in Partylaune-Songs verpackt, jetzt wollen sie Klartext reden.. "Der Wille ist da, Dinge zu verändern", sagt Matze Bloech, "zumindest sollte man es versuchen." Von Bands, die sich politisch engagieren, hält er allerdings gar nichts, das sei nicht Job eines Musikers. "Aber Gesellschaftskritik ist wichtig und richtig. In allererster Linie finde ich es ganz schrecklich, dass Menschen nicht mehr aufeinander aufpassen und nicht mehr aufeinander zu gehen. Ich hab' das Gefühl, es gibt nicht mehr so ein wirkliches Miteinander, sondern jeder macht so sein Ding, und es ist alles festgefahren."

Teenagerträume

Heisskalt sind alles andere als festgefahren. Noch können sie nicht von ihrer Musik leben, doch das soll sich ändern. Bloech, Bornmann und Koch haben ihr Studium an der Musikhochschule erst mal auf Eis gelegt, und auch Grafikdesigner und Bassist Lucas Mayer widmet sich längst lieber dem gemeinsamen Musikprojekt. Träumen darf man doch, lacht Matze Bloech: "Als Teenager wollte ich immer mal bei Rock am Ring spielen, das ist jetzt tatsächlich vorstellbar geworden."

Im Moment aber sind die vier Schwaben einfach nur glücklich damit, dass es stetig aufwärts geht. Größer, höher, besser solle alles noch werden. "Mein Ziel wäre, dass wir in 15 Jahren immer noch Musik machen - und dass die Leute uns dann immer noch hören möchten."

Die Band Heisskalt auf der Bühne Foto: Sophie Krische
Abrocken bis zum UmfallenBild: Sophie Krische
Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen

Mehr zum Thema