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Rom in der Eifel

Jens Thurau11. Juli 2003

Um die deutsch-italienischen Beziehungen stand es nach den Äußerungen von Berlusconi und seinem Tourismus-Staatssekretär auch schon einmal besser. Doch Vorsicht, es könnte noch viel schlimmer kommen, meint Jens Thurau.

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Was wird an dieser Stelle wohl in – sagen wir – vier Wochen stehen, wenn diese Geschichte nicht bald ein Ende nimmt? Autobahnbrücke am Brenner gesprengt? Alle Pizzerien in Deutschland geschlossen? Guido Westerwelle in Italien festgesetzt und offiziell zur Geisel der Regierung Berlusconi erklärt? Gerhard Schröder streicht "Basta" aus seiner Liste mit Lieblingsworten? Otto Schilys Haus in der Toskana von aufgebrachten Bauern umstellt und von der Außenwelt abgeschnitten? Luftversorgung durch Krisenreaktionskräfte wird vorbereitet?

Fassen wir noch einmal zusammen, was bisher geschah: Erst beleidigt Italiens Ministerpräsident einen deutschen EU-Abgeordneten. Nicht irgendwie (etwa: "Hurensohn"), sondern er vergleicht ihn mit einem NS-Schergen. Peinlich. Richtig entschuldigen wollte sich Berlusconi dafür nicht. Dann beleidigt ein für den Tourismus zuständiger Staatssekretär alle Deutschen und nennt sie supernationalistische Blonde, die über Italiens Strände herfielen. Der Bundeskanzler entscheidet daraufhin – nach ein paar Tagen Bedenkzeit – seinen Sommerurlaub nicht wie in den Jahren zuvor in Italien zu verbringen. Basta. Ende. Aus. Bis hierhin geht die offizielle Geschichte. Das Ganze tut mir leid, sagt Berlusconi – für den Kanzler!

Lawine ausgelöst

Menschen mit geringer Neigung zur Hysterie könnten an dieser Stelle zu der Ansicht kommen, dass es denn jetzt auch gut sei. Ist es aber nicht. Deutschland ist in Aufruhr. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit eine kleine Liste von Personen und Ereignissen, die sich bislang zumeist ungefragt in diese Geschichte drängten (Stand bis Freitag, 11.Juli):

SPD-Generalsekretär Olaf Scholz fährt auch nicht mehr nach Italien, sondern nach Frankreich. Das wird dem Tourismus auf dem Stiefel den Rest geben. Wenn er noch zuckt, der Tourismus, ist er spätestens nach dieser Nachricht mausetot: FDP-Chef Guido Westerwelle kommt! Er findet Schröders Verhalten albern – und will nun demonstrativ nach Italien reisen. Die Region Jütland in Dänemark und diverse Landräte aus Bayern haben Schröder eingeladen, doch zu ihnen zu kommen. Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck lädt den Kanzler zu einem Besuch eines Eifelörtchens namens Rom ein. Der kroatische Ministerpräsident Ivica Racan will, dass Schröder in seinem Land urlaubt.

Folgt die Fortsetzung?

Die Region in der Toskana, die Schröder aufsuchen wollte, will Berlusconi auf Schadensersatz verklagen. Schröder selbst will jetzt zuhause bleiben, in Hannover. Der dortige Bürgermeister Schmalstieg begrüßt Schröder aufs Herzlichste in der Stadt, in der der Kanzler schon lange lebt. Eilig in Auftrag gegebene Umfragen halten fest: 66 Prozent der Deutschen stimmen Schröder zu.

Zwei mittelamerikanische Länder – waren es Honduras und El Salvador? – haben einmal Krieg gegeneinander geführt – nachdem sie sich wegen eines Fußball-Länderspiels in die Haare geraten waren. Halt: Nicht lachen, lieber noch ein paar Wochen warten. Wir wollen es nicht herbeireden, aber wer weiß.....