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Rosberg-Fehler entscheidet WM

Andreas Sten-Ziemons (mit sid, dpa)25. Oktober 2015

Lewis Hamilton bleibt der König der Formel 1. Der Brite gewinnt in den USA und sichert sich seine dritte Weltmeisterschaft. Ein Fahrfehler des Führenden Nico Rosberg ebnet ihm den Weg zur Titelverteidigung.

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Formel 1 Lewis Hamilton Nico Rosberg USA
Bild: picture-alliance/dpa/L. Smith

Als es vollbracht war, stellte Lewis Hamilton seinen Boliden ab, kletterte aus dem Rennwagen und sprang den wartenden und jubelnden Mechanikern ausgelassen in die Arme. Mit dem Sieg beim Großen Preis der USA in Austin, dem 16. von 19 Saisonrennen, stand fest: Hamilton ist nach 2008 und 2014 zum dritten Mal in seiner Karriere Formel-1-Weltmeister. Dann, im Warteraum der Haupttribüne, bevor es hinaus ging zur Siegerehrung, ein kurzer Moment der Einkehr: Hamilton ging vor einem Tisch in die Knie, hielt sich an der Tischplatte fest und schloss die Augen. Wohlmöglich ein Dankgebet für das gerade Erlebte.

"Der größte Moment meines Lebens"

Zuvor musste Hamilton nämlich lange zittern: In einem mitreißenden und teilweise chaotischen Rennen ließ er sich aber auch von seinen wie entfesselt fahrenden deutschen Verfolgern und mehreren Safety-Car-Phasen nicht stoppen. Der 30 Jahre alte Brite gewann am Ende vor seinem Mercedes-Teamkollegen Nico Rosberg und dem Ferrari-Piloten Sebastian Vettel. Es war der 43. Karrieresieg Hamiltons, für den es bis zehn Runden vor Rennende nicht nach einem vorzeitigen WM-Erfolg aussah. Zu diesem Zeitpunkt des Rennens führte Rosberg, der nach verkürztem Qualifying von der Pole Position gestartet war, das Feld an und kontrollierte das Geschehen. Bis sich der Deutsche einen unnötigen Fahrfehler leistete, kurz von der Ideallinie abkam und ins Schlingern geriet. Das nutzte Hamilton. Er zog vorbei und brachte direkt ein, zwei Sekunden zwischen sich und seinen Teamkollegen. Sekunden, die letztlich entscheidend waren, um den Sieg ungefährdet nach Hause zu fahren.

"Das ist der größte Moment in meinem Leben", sagte Hamilton aus seinem Auto heraus völlig ergriffen in Richtung Box. "Ich bin so dankbar Jungs, danke". Völlig frustriert war dagegen Rosberg, der nicht im Verdacht steht, ein enger Freund von Hamilton zu sein und der mit seinem Patzer die letzte kleine Chance vergab, vielleicht doch noch einmal ins Titelrennen eingreifen zu können. Schon am Start hatte er gepatzt, musste Hamilton vorbeiziehen lassen, kämpfte sich danach aber in großer Manier wieder heran und an seinem Widersacher vorbei.

Außerdem saßen Hamilton die beiden Red Bulls, Daniil Kwjat und Daniel Ricciardo, lange im Nacken. Es ging hin und her. Immer wieder verbremsten sich die Piloten jedoch, verließen unfreiwillig ihre Ideallinien. Zweimal wurde das virtuelle Safety Car eingesetzt, zweimal war auch das echte Safety Car auf der Strecke, weil nach Karambolagen und Drehern Teile auf der Fahrbahn lagen oder Autos in gefährlichen Bereichen im Weg herumstanden.

Formel 1 USA Lewis Hamilton (Foto: dpa)
Der Sieg in Austin war Lewis Hamiltons zehnter Sieg in dieser SaisonBild: picture-alliance/dpa/L.W. Smith

Auf den profillosen Slicks wurde dann im zweiten Teil des Rennens die Dominanz der Silberpfeile wieder offensichtlich. Ein Viertel vor Rennende kam Rosberg während einer erneuten Virtuellen-Safety-Car-Phase an die Box - Hamilton blieb draußen. In Umlauf 42 überholte Rosberg Vettel und schob sich auf den zweiten Platz. Zu diesem Zeitpunkt war der Führende Hamilton zum dritten Mal Weltmeister. Im Reifenroulette zog der Brite wie auch Vettel dann zwölf Runden vor Schluss während einer erneuten Safety-Car-Phase frische Pneus auf. Der Thriller von Texas spitzte sich dramatisch zu: Sieben Runden vor Schluss nutzte Hamilton dann den Fehler seines Silberpfeil-Kontrahenten und raste schließlich als Erster durchs Ziel.

"Unglaublich. Das ist mir noch nie passiert, dass mir auf gerader Strecke die Hinterreifen durchdrehen und ich mich fast wegdrehe", sagte ein sichtlich geschockter Rosberg in der Pressekonferenz. "Ich muss das analysieren und sehen, ob es mein Fehler war."

Hülkenberg im Pech

Während Rosberg mit seinem zweiten Platz haderte und der nur auf Position 14 gestartete Vettel sich über Rang drei freute, hatte der dritte Deutsche, Nico Hülkenberg, vergeblich auf Punkte gehofft. Nach einer Karambolage mit Ricciardo war für den Force-India-Fahrer nach 36 von 56 Runden Schluss. Auch für den Williams-Rennstall endete das turbulente und von Wetterkapriolen geprägte Rennwochenende nicht zufriedenstellend. Beide Fahrer, Valtteri Bottas und Felipe Massa mussten ihre Boliden mit Motorproblemen in der Box abstellen.

Hier können Sie das turbulente Rennen noch einmal im DW-Liveticker nachlesen.