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Rousseff in der Stichwahl gegen Neves

6. Oktober 2014

Brasiliens Staatschefin Rousseff hat die absolute Mehrheit bei der Präsidentschaftswahl verpasst. Ihr Gegner in der nächsten Runde in drei Wochen ist Ex-Gouverneur Neves, der sich gut geschlagen hat.

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Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff neben ihrem Herausforderer Aecio Neves (foto. picture-alliance/EFE/dpa) Wahlen, stichwahl, präsidentin
Bild: picture-alliance/dpa

Sie selbst hatte schon bei ihrer Stimmabgabe am frühen Morgen in Porto Alegre gesagt, sie habe immer schon mit zwei Wahlrunden gerechnet: Amtsinhaberin Dilma Rousseff galt zurecht als klare Favoritin, muss am 26. Oktober aber doch in eine Stichwahl. Nach Auszählung falst aller Stimmen lag die 66-jährige Politikerin der linken Arbeiterpartei (PT) bei etwas mehr als 41 Prozent, also deutlich weniger als die absolute Mehrheit.

Ihr Herausforderer wird demnach der ehemalige Gouverneur Aécio Neves sein, der bei der Präsidentschaftswahl überraschend mit knapp 34 Prozent rechnen kann. Er vertritt das Mitte-Rechts-Spektrum der Sozialdemokraten (PSDB). Abgeschlagen auf Platz drei folgt mit nur rund 21 Prozent Zustimmung die frühere Umweltministerin Marina Silva von den Sozialisten (PSB).

Neben dem Staatsoberhaupt und den 513 Parlamentsabgeordneten in Brasília sind am Sonntag auch die Gouverneure der 27 Bundesstaaten und ein Drittel der Senatoren gewählt worden.

Mehr als 400.000 Sicherheitskräfte überwachten die Wahl im bevölkerungsreichsten Land Südamerikas. Allein in Rio de Janeiro sind nach mehreren Gewalttaten in Armensiedlungen rund 30.000 Polizisten auf der Straße. Die Stimmabgabe war für alle 18- bis 70-Jährigen Pflicht. Insgesamt waren mehr als 142 Millionen Brasilianer zur Wahl aufgerufen.

Das Votum wurde allgemein als Abstimmung über die zwölfjährige Amtszeit der Arbeiterpartei von Rousseff und ihrem Vorgänger Luiz Inácio Lula da Silva gewertet. Die beiden Präsidenten können sich zugute halten, rund 30 bis 40 Millionen Brasilianer aus der Armut geholt zu haben. Allerdings kämpfte die PT-Regierung zuletzt mit zahlreichen Korruptionsskandalen und Vorwürfen der Verschwendung von Steuermitteln für prestigeträchtige Sportveranstaltungen.

Überschattet worden war der Wahlkampf von einem tragischen Unfall: Mitte August starb der Kandidat Eduardo Campos der Sozialistischen Partei bei einem Flugzeugunglück. An seine Stelle trat die 56-jährige Umweltaktivistin Silva - und hatte in den Umfragen dann sofort deutlich zugelegt. Mit der Amtsinhaberin lieferte sie sich im Wahlkampf immer wieder einen Schlagabtausch, insbesondere beim Thema Armutsbekämpfung.

Silva verlor jedoch zuletzt deutlich an Boden gegenüber Neves, der mit der Ankündigung umfassender Wirtscahftsreformen gepunktet hat. Beobachter meinten, Silvas Botschaft einer großen Wende sei nicht durchgedrungen.

"Brasilianer werden den Atem anhalten"

Der Politikwissenschaftler Marcos Toyjo sagte, die Befürworter eines Wandels scharrten sich nun hinter dem Sozialdemokraten. Wenn er es tatsächlich in die Stichwahl schaffe, werde es "eng". Seine Partei sei anders als die von Marina Silva in ganz Brasilien gut aufgestellt. "Die Brasilianer werden den Atem anhalten", sagte Toyjo. Die Brasilienexpertin Julia Sweig wies jedoch darauf hin, dass Neves' Wählerschaft zu vielfältig sei, um bis zum Sieg zusammenzuhalten.

SC/re (rtre, dpa, afp)