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Rudi Völler: "Wir können Weltmeister werden"

1. März 2006

Trotz seines Rücktritts 2004 ist Ex-Teamchef Rudi Völler stets auf Ballhöhe, wenn es um die deutsche Nationalmannschaft geht. Ein Interview.

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DW-WORLD.DE: Wie schätzen Sie die deutsche Nationalmannschaft derzeit ein?

Rudi Völler: Wir haben einen sehr guten Confederations Cup gespielt im letzten Sommer. Natürlich gehören wir bei der WM im eigenen Land zu den Favoriten, auch zu recht. Wir haben das Publikum im Rücken. Wir haben eine sehr junge Mannschaft gemischt mit ein paar guten älteren Spielern. Wir können eine sehr gute WM spielen und bis ins Endspiel kommen, keine Frage. Wir brauchen natürlich noch ein bisschen Glück dazu. Aber das ist möglich, ähnlich wie vor vier Jahren. Natürlich ist Brasilien der große Favorit, das ist für mich selbstverständlich, weil sie die besten Einzelspieler haben. Aber mit einer guten Mannschaftsleistung, Teamgeist, einer guten Taktik kann unsere Mannschaft sehr weit kommen.

Was hat sich bei der Mannschaft in den letzten zwei Jahren geändert?

Fußball Rudi Völler mit DW-Reporter Qu Xiao
Der ehemalige Teamchef mit DW-Reporter Qu XiaoBild: DW

Auch wenn wir damals bei der EM in der Vorrunde ausgeschieden sind, haben Spieler wie Podolski und Schweinsteiger ein wenig reingeschnuppert. Die waren ganz frisch dabei. Jetzt hat Jürgen Klinsmann noch andere junge Spieler dazu genommen, um die Basis für die nächsten Jahre zu legen. Ich glaube sogar, dass die Mannschaft nach der WM oder erst in zwei oder vier Jahren ihre wahre Leistungsstärke haben wird. Weil all diese Spieler dann auf ihrem Zenit sind. Wir können also ruhig positiv in die Zukunft gucken, und mit den vielen jungen Spielern werden wir in den nächsten Jahren eine ordentliche Mannschaft haben.

Was halten Sie von der Rotation im deutschen Tor von Oliver Kahn und Jens Lehnmann?

Das kann ich nicht, will ich auch nicht beurteilen. Das muss Jürgen Klinsmann machen, er ist dafür verantwortlich.

Michael Ballack spielte viele Jahre in Leverkusen, wo sie Sportdirektor sind. Welche Fortschritte hat er bei den Bayern gemacht?

Michael Ballack, Deutschland, WM 2006
Für Völler der beste deutsche Kicker: Michael BallackBild: dpa

Michael Ballack hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich verbessert. Er ist ein absoluter Weltklassespieler. Es gibt auf der ganzen Welt keinen torgefährlicheren Mittelfeldspieler als Michael Ballack. Die Torquote, die er hat, ob in der Nationalmannschaft oder bei den Bayern, ist sensationell. Der wichtigste Spieler in Deutschland, keine Frage.

Sie haben als Spieler dreimal an einer WM teilgenommen, dann auch als Trainer - was bedeutet die WM für Sie?

Eine WM ist nicht nur für mich, sondern für jeden Fußballer das wichtigste Ereignis. Das gibt es nur alle vier Jahre. Trotz aller Erfolge, die man mit einer Vereinsmannschaft haben kann, ist eine Weltmeisterschaft immer noch das Allerhöchste. Mein bestes Beispiel ist immer: wenn man deutscher Meister wird, ist es schön, aber nach zwei Wochen redet man schon nicht mehr davon. Aber jeder weiß, wer 1970 Weltmeister wurde. Du wirst auch immer Weltmeister bleiben. Das habe ich auch immer meinen Spielern gesagt. Wenn du irgendwann Weltmeister geworden bist, bist du auch ewig der Weltmeister. Das ist das Größte, was man als Fußballer erreichen kann.

Ihr WM-Tipp diesmal?

Der große Favorit ist Brasilien. Wir gehören mit zu den vier, fünf anderen Mannschaften, die auch Weltmeister werden können. Wir können bis ins Endspiel kommen, wir können auch Weltmeister werden. Aber entscheidend ist: Brasilien ist der größte Favorit, dann gibt es Länder wie Deutschland, Italien, England, Holland, Argentinien, das sind die anderen Top-Favoriten.

Welches Team könnte die Überraschungsmannschaft werden?

Überraschen können meiner Meinung nach die afrikanischen Mannschaften. Mannschaften wie die Elfenbeinküste könnten zu einer sehr großen Überraschung werden.

Wer wird der beste Spieler der WM 2006?

Ich hoffe, Michael Ballack.

Deutschland spielt in der Vorrunde gegen Polen, Costa Rica und Ecuador - welche Mannschaft könnte für die DFB-Elf besonders gefährlich sein?

Es gibt sicherlich Gruppen, die etwas schwerer sind. Ich glaube schon, dass wir die Vorrunde sehr gut überstehen werden. Aber dann ab dem Achtelfinale zählt wie bei jedem Turnier die Tagesform. Wer die beste Form hat, wird die jeweilige Runde überstehen. Aber mit der Gruppe können wir gut leben. Der gefährlichste Gegner wird sicherlich Polen sein.

Das Interview führte Qu Xiao