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Rugova hinterlässt ein Vakuum

26. Januar 2006

Kosovo-albanische und internationale Politiker zollen dem verstorbenen Politiker Ibrahim Rugova Respekt. In die Bestürzung mischt sich Sorge um die Zukunft der Status-Verhandlungen.

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Trauer um Ibrahim RugovaBild: AP

Ibrahim Rugova war ein gemäßigter, aber hartnäckiger Politiker mit harten Forderungen: Stets trat er für die Unabhängigkeit des Kosovo ein. Für eine gewaltsame Lösung der Kosovo-Frage plädierte er jedoch nie. Nach der Entscheidung des UNO-Sicherheitsrates vom Sommer letzen Jahres, die Statusverhandlungen über Kosovo zu eröffnen, wurde Rugova Vorsitzender der Kosovo-Delegation. Nach seinem Tod ist offen, wer die Verhandlungen anführen wird. Die schwierigen Verhandlungen über den zukünftigen Status des Kosovo, die am Mittwoch (25.1.) in Wien mit Gesprächen über eine Dezentralisierung Kosovo hätten eingeleitet werden sollen, wurden auf Anfang Februar verschoben.

Bestürzung und Lob

Im Kosovo hat man mit Bestürzung auf den Tod von Rugova reagiert. Ministerpräsident Bajram Kosumi sagte: „Präsident Rugova mit seiner Visionen war ein Symbol der Einigkeit. In die Geschichte geht er ein als die stärkste politische Figur und als Symbol des Kampfes für ein unabhängiges Kosovo. Präsident Rugova war ein geduldiger Mensch, der den Weg der Toleranz, des Dialoges und der Verständigung gewählt hat."

Albaniens Ministerpräsident Sali Berisha würdigte die politischen Visionen des verstorbenen Präsidenten: „Doktor Ibrahim Rugova trennt sich von seinen Mitbürgern, die ihn liebten und respektierten. Mit großem Engagement und Toleranz versuchte er Kosovo in die Richtung einer Gesellschaft der Demokratie und Gleichheit zu führen. Er wollte ein unabhängiges Kosovo mit einer europäischen Zukunft."

In einer Stellungnahme würdigte der Chef der UN-Mission im Kosovo (UNMIK), Soeren Jessen-Petersen, Rugova als eine "weise, engagierte und warme" Person, die internationalen Respekt genossen habe.

Drohender Kampf um die Nachfolge

Ibrahim Rugova hinterlässt den Kosovaren ein schwieriges Erbe, weil er in den letzten 16 Jahren alle Macht in seinen Händen konzentrierte und neben sich keine starken Persönlichkeiten duldete. Dieser Meinung ist auch der Vertreter der Serben im Kosovo, Oliver Ivanovic: „Herr Rugova war eine ziemlich autoritäre Person. In seiner Partei und im Kosovo hat er keinen Nachfolger hinterlassen. Wegen des Kampfes um seine Positionen wird es zu einigen Destabilisierungen kommen. Da wird es einen ganz heftigen Kampf geben."

Diesen politischen Kampf werden nicht nur die Anhänger von Rugova ausfechten, sondern auch die Opposition und ihr Führer Hashim Thaci.

Bahri Cani

DW-RADIO/Albanisch, 22.1.2006, Fokus Ost-Südost