1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Rumsfeld besucht Foltergefängnis

13. Mai 2004

Die Folteraffäre sorgt weiter für Wirbel: Donald Rumsfeld besuchte das berüchtigte Abu-Ghraib-Gefängnis. Derweil bezeichnete London Fotos angeblicher Folterungen durch britische Soldaten als Fälschung.

https://p.dw.com/p/52du
Unter Druck: US-Soldaten und ihr ChefBild: AP

"Es werden noch mehr schlimme Dinge ans Licht kommen, ohne Frage", sagte Verteidigungsminister Rumsfeld am Donnerstag (13.5.2004) auf dem Flug zu einem Überraschungsbesuch im Irak. Mit seiner nicht angekündigten Visite bei der er auch das berüchtigte Abu-Ghraib-Gefängnis besuchte, reagiert das Pentagon auf die anhaltende Debatte über die Folteraffäre im Irak. "Wenn irgendjemand denkt, ich sei (im Irak), um Wasser auf ein Feuer zu gießen, dann irrt er", betonte er vor Journalisten. "Wir kümmern uns darum, dass die Gefangenen korrekt behandelt werden. Wir kümmern uns darum, dass die Soldaten sich korrekt verhalten. Wir kümmern uns darum, dass die Befehlskette funktioniert."

Nach seiner Ankunft im Irak flog Rumsfeld mit dem Hubschrauber zum Gefängnis Abu Ghraib. Während des halbstündigen Besuches fuhr der Pentagon-Chef in einem gepanzerten Bus über das Gelände. Die meisten der rund 3000 Gefangenen zeigten sich teilnahmslos. Einige reckten die Faust in Rumsfelds Richtung oder zeigten ihm den nach unten gesenkten Daumen.

Soldaten in die Augen sehen

"Wir haben uns gesagt, dass es richtig ist, hierher zu kommen und euch in die Augen zu sehen", sagte Rumsfeld anschließend vor US-Soldaten im Gefängnis. "In den vergangenen Monaten geschahen Dinge auf diesem Stützpunkt in unserer Verantwortung, und es war ein Schlag für uns alle", ergänzte er. "Lasst euch von niemandem sagen, dass Amerika das ist, was mit der Welt falsch läuft, denn es ist nicht so. Wir werden diese harte Zeit überstehen, daran gibt es keinen Zweifel."

Rumsfeld erklärte während seines Überraschungsbesuchs in Bagdad, neue Bilder über Misshandlungen in Abu Ghoreib würden nicht veröffentlicht. Die Verantwortlichen würden aber voll zur Verantwortung gezogen, versicherte er: "In den vergangenen Tagen hat sich alles auf ein paar Wenige konzentriert, die die Werte Amerikas verraten haben."

Gefängnis neu organisiert

Der neue Gefängnischef Geoffrey Miller betonte, die Anstalt sei mittlerweile völlig neu organisiert worden. So hätten die Verhörspezialisten des Militärgeheimdienstes einen eigenen Trakt, der vom Bereich der Militärpolizei getrennt sei. Damit sollten Zuständigkeiten klar abgesteckt werden. Zudem wolle er die Zahl der Insassen von derzeit rund 3800 bis zum 15. Juni auf maximal 2000 absenken. Im Januar waren in Abu Ghraib noch 7800 Menschen gefangen.

Unterdessen gab die Regierung in London bekannt, dass die von einer britischen Boulevardzeitung veröffentlichten Fotos der angeblichen Misshandlung irakischer Gefangener durch britische Soldaten gefälscht seien. Sie seien "nicht im Irak aufgenommen" worden, erklärte der für die Streitkräfte zuständige Staatssekretär im Verteidigungsministerium, Adam Ingram, im britischen Unterhaus. "Unsere Soldaten wurden verunglimpft, bevor alle Fakten auf dem Tisch lagen", fügte er hinzu.

Zweifel an Fotos von Boulevard-Blatt

Die Untersuchung der Fotos durch die Militärpolizei dauere aber noch an. Der "Daily Mirror" hatte die Fotos Anfang Mai veröffentlicht und behauptet, darauf seien britische Soldaten bei der Misshandlung irakischer Gefangener zu sehen. Experten hatten bald darauf Zweifel an deren Echtheit geäußert. (mik)