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Rundfahrt mit Gewinngarantie

Joachim Falkenhagen 25. Juli 2004

Für Sponsoren war die Tour de France schon immer eine Geldquelle. Denn der Wettkampf der fast 200 Radprofis um das Gelbe Trikot ist nicht nur das wichtigste Radrennen der Welt, sondern auch ein Wirtschaftsfaktor.

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Tour de France: ein gefundenes Fressen für SponsorenBild: AP

Als vor hundert Jahren die Idee zur Tour de France geboren wurde, ging es nicht in erster Linie darum, ein neues Sportereignis ins Leben zu rufen. Die französische Sportzeitung "L'Auto" suchte nach einem geeigneten Weg, ihre Auflage zu steigern. Die Redaktion erfand die Frankreich-Rundfahrt, von der sie künftig exklusiv berichten konnte. Das Experiment kam bei den Lesern an. Und das Nachfolgeblatt "L'Equipe" arbeitet bis heute höchst profitabel.

Genau genommen wird die Tour von der Amaury Sport Organisation veranstaltet, deren journalistisches Flaggschiff "L'Equipe" ist. Wie hoch die Gewinne der Veranstalter bei der Tour sind, läßt sich nur schätzen, exakte Zahlen werden nicht veröffentlicht. Seriöse Schätzungen gehen von etwa 15 Millionen Euro aus. Der Umsatz des Unternehmens beträgt 110 Millionen Euro, sagt Daniel Bal, stellvertretender Tour-Direktor.

Wirksame Werbepräsenz

Das Geld kommt vor allem durch die Rechte für die Fernsehübertragung und durch Werbepartner zusammen. Die 24 Sponsoren, Partner und offiziellen Lieferanten dermso genannten Großen Schleife zahlen für ihre Präsenz jeweils bis zu vier Millionen Euro an den Veranstalter. Das Geld ist gut angelegt, denn allenfalls in der Formel Eins werden Firmenlogos so häufig ins Fernsehbild gebracht wie bei der Tour.

Über eine Milliarde Menschen sehen weltweit die Bilder des wichtigsten Radrennens der Welt, viele Millionen Zuschauer stehen zudem am Straßenrand. Ein Euro, der in die Tour investiert wird, bringt leicht das zehnfache zurück. Den Vorwurf, die Frankreich-Rundfahrt sei nur eine große Profitveranstaltung läßt Tour-Direktor Jean-Marie Leblanc allerdings nicht gelten. Dass Gewinne bei den großen Rennen erwirtschaftet würden, beinhalte schließlich auch, dass es Verluste bei den kleinen Rennen gebe. "Ich lasse mir nicht vorwerfen, dass wir nur profitorientiert sind. Wir haben auch eine gesellschaftliche Bedeutung", sagt Leblanc. Zudem müsste man den Vorwurf dann auch den Veranstaltern von Tennisturnieren, Fussball-Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen machen.

Einkaufen bei der Tour

Die Zuschauer an der Strecke werden sich darüber ohnehin keine Gedanken machen. Sie genießen das sportliche Ereignis genauso, wie die vorbeiziehenden Werbekarawanen, die während der dreiwöchigen Rundfahrt etwa zwölf Millionen Gratisproben aller Art unters Volk bringen. An Start und Ziel jeder Etappe werden zudem mobile Tour-Dörfer aufgebaut, in denen man kaufen kann, was das Herz begehrt: T-Shirts, Mützen, Feuerzeuge oder Regenschirme.

Alles natürlich mit dem Logo der Tour de France und dem Segen der Veranstalter. "Wenn jemand etwas mit Logos der Tour de France macht, wird immer mit uns zusammen gearbeitet", betont Vize-Chef Bal und fügt hinzu: "Wenn jemand mit unserem Logo, mit unseren Farben arbeiten will, muss er mit uns einen Vertrag haben."

Keine Spur von Wirtschaftskrise

Die Tour de France ist in ihrem Jubiläumsjahr also mehr denn je auch ein gigantischer Wirtschaftsfaktor. Nur die beteiligten Unternehmen haben gewechselt. Sportartikelhersteller, die früher den Ton angaben, sind längst in die zweite Reihe gerückt, haben finanzstärkeren Branchen das Feld überlassen. Und die werden auch weiterhin tief in die Tasche greifen. Börsenkrise und schwächelnde Konjunktur sind bei der Frankreich-Rundfahrt Fremdwörter.