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Runter von der Straße - rauf auf den Platz

3. Juni 2002

Die Ordensgemeinschaft Salesianer Don Boscos betreut in mehr als 550 Jugendzentren in Lateinamerika tausende Kinder. Fußball ist dabei häufig der Schlüssel, um die Kinder überhaupt erst einmal von der Straße zu holen.

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Fußball als Weg aus dem ElendBild: AP

Wenn der kleine Fernando Fußball spielt, ist die Welt für ihn in Ordnung. Die runde Lederkugel lässt ihn zumindest vorübergehend das Elend in den Slums von Quito vergessen. Außerdem wartet nach dem Training ein warmes Essen auf den Jungen - in der von Armut geprägten Hauptstadt Ecuadors keine Selbstverständlichkeit.

Initiative "Fußball für Straßenkinder"

Schuhputjunge in Ecuador
Schuhputzjunge in EcuadorBild: Petra Reategui

Mit der bundesweiten Initiative will die Ordensgemeinschaft Salesianer Don Boscos deutsche Schüler für den Kampf gegen die Not ihrer Altersgenossen gewinnen. "Die Kinder in Lateinamerika sind dankbar für jede Mahlzeit, die sie nicht erbetteln müssen", erzählt Hans-Jürgen Dörrich, Geschäftsführer des Don Bosco Fördervereins "Jugend Dritte Welt" in Bonn und Mitorganisator der Initiative.

16 000 Briefe wurden vor der WM an Schulen, Fußballvereine und Pfarrgemeinden verschickt. Ihr Inhalt: Unterrichtsmaterialien zu Armut, Fußball und den lateinamerikanischen WM-Teilnehmerländern sowie die Bitte, "Fußball für Straßenkinder" mit eigenen Benefizspielen oder Spendenaktionen zu unterstützen. Denn aus Brasilien, Ecuador, Paraguay, Mexiko, Uruguay, Costa Rica und Argentinien stammen nicht nur viele der weltbesten Kicker, sondern auch Millionen verarmter Menschen.

Armut in Lateinamerika

Allein in Ecuador leben rund drei Viertel der 13 Millionen Menschen in Armut. In dem kleinen Andenland muss nach Berichten des Kinderhilfswerks UNICEF sogar jeder Fünfte mit weniger als einem US-Dollar pro Tag auskommen. Kaum besser ist die Lage dem Kinderhilfswerk zufolge in den Nachbarstaaten. In Brasilien etwa schließt jedes dritte Kind nicht einmal die Grundschule ab. Auf den Bürgersteigen der großen Metropolen trinken sie Alkohol, schnüffeln Kleber, überfallen Passanten oder versuchen, durch schlecht bezahlte Jobs etwas Geld für sich und ihre Familien zu beschaffen.

Santa Cruz: Prominenter Don-Bosco-Schüler

Santa Cruz
Roque Santa Cruz in AktionBild: AP

Doch die mehr als 2500 Ordensangehörigen in den WM-Ländern wollen mehr. Sie gehen täglich zu den Kindern auf die Straße, laden sie in die Jugendzentren ein und versuchen sie davon zu überzeugen, neben ihrer Arbeit regelmäßig in die Schule zu gehen. Ihren Erfahrungen nach steigert Fußball die Lernbereitschaft der Kinder. "Der Sport hält die Jugendlichen von der Straße ab", spricht Roque Santa Cruz aus eigener Erfahrung. Bevor er beim FC Bayern München zum Stürmerstar wurde, besuchte er eine Salesianerschule in Paraguay.

Heute spielt Santa Cruz für die Nationalmannschaft seines Heimatlandes und unterstützt mit Benefizauftritten die Projekte seiner einstigen Wohltäter. Finanziert durch Spenden und staatliche Mittel helfen die Salesianer bereits seit mehr als hundert Jahren, vor Ort die nötige Infrastruktur aufzubauen. Mit den Erlösen aus der aktuellen Briefaktion soll zunächst eine neue Fußballschule in Quito gebaut werden. (dpa/kas)