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Überraschender K.o. für Niederlande

Stefan Nestler22. Juni 2008

In der Vorrunde hatten sie sich in einen Rausch gespielt, im Viertelfinale kam die Ernüchterung. Topfavorit Niederlande verliert gegen Russland mit 1:3 nach Verlängerung und muss die Koffer packen.

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Der Niederländer Ruud van Nistelrooy hält sich nach dem Abpfiff, auf dem Boden liegen, die Hand vors Gesicht (AP Photo/Dusan Vranic)
Das Ende aller Träume, nicht nur für Ruud van NistelrooyBild: AP

Beide Mannschaften beginnen vor knapp 40.000 Zuschauern in Basel schwungvoll, ohne sich ein deutliches Übergewicht erspielen zu können. Die junge russische Mannschaft versteckt sich keineswegs, sondern kommt gegen das favorisierte Oranje-Team durch drei Fernschüsse von Kolodin zu ersten Gelegenheiten. In der 32. Minute prüft Arschawin mit einem Flachschuss den niederländischen Torwart van der Sar, der den Ball gerade noch so mit den Fingerspitzen um den Pfosten drehen kann. Auf der anderen Seite dauert es eine halbe Stunde bis zur ersten wirklich gefährlichen Situation der Niederländer. Nach einem Freistoß van der Vaarts verpassen de Jong und van Nistelrooy den Ball nur um Zentimeter; er segelt knapp am Tor vorbei. In der 37. Minute dreht sich van Nistelrooy im Strafraum um seinen Gegenspieler und zieht flach ab. Der russische Torwart Akinfejew kann abwehren. Beim Spielstand von 0:0 und leichten Vorteilen für die russische Elf pfeift der slowakische Schiedsrichter Michel zur Pause.


Verdiente Führung, glücklicher Ausgleich


Pawljutschenko trifft zum 1:0, sein drittes EM-Tor.(AP Photo/Luca Bruno)
Pawljutschenko trifft zum 1:0, sein drittes EM-Tor.(AP Photo/Luca Bruno)Bild: AP

Wer nun einen Sturmlauf der Niederländer erwartet hat, sieht sich getäuscht. Die Russen machen das Spiel und lassen mit ihren pfeilschnellen Angreifern die niederländische Abwehr mehr als einmal alt aussehen. Die 56. Minute: Ein weiterer schneller Konter über die linke Seite, Semak passt scharf nach innen, Pawljutschenko zieht direkt mit links ab, unhaltbar für van der Sar. Russland führt 1:0, völlig verdient. Die Niederländer wirken konsterniert, bleiben ideenlos. Nichts zu sehen von den technisch perfekten, blitzschnellen Kombinationen, mit denen sich die Mannschaft von Bondscoach van Basten in der Vorrunde zum Topfavoriten gespielt hatte. Die russische Elf macht nur einen Fehler: Sie vergisst, den Sack zuzuschnüren. Reihenweise versieben die Stürmer beste Chancen. Die Strafe folgt in der 86. Minute: Sneijder zirkelt einen Freistoß von links genau auf den Kopf des Stürmerstars van Nistelrooy. 1:1, ein schmeichelhafter Ausgleich. Die Oranje-Elf rettet sich in die Verlängerung.


Arschawin als Matchwinner in der Verlängerung


Russische Spieler freuen sich im Knäuel über den Halbfinaleinzug. (AP Photo/Keystone, Laurent Gillieron)
So freuen sich Überraschungssieger: Russland, das jüngste Team des Turniers (AP Photo/Keystone, Laurent Gillieron)Bild: AP

Anschließend weiter dasselbe Bild: Russland stürmt, lässt aber beste Chancen ungenutzt. In der 93. Minute kann van der Sar einen Schuss von Arschawin mit Mühe parieren. In der 97. Minute jagt Pawljutschenko den Ball an die Latte. In der 100. Minute vergibt Torbinskij eine weitere Großchance. Die jüngste Mannschaft des Turniers lässt sich dadurch nicht entmutigen und wird schließlich belohnt. In der 112. Minute spielt Arschawin erneut die niederländische Abwehr schwindlig und passt hart nach innen, Torbinskij stochert den Ball zum 2:1 ins Netz. Vier Minuten später, in der 116., die endgültige Entscheidung. Arschawin krönt seine überragende Leistung mit dem 3:1. Erst düpiert er erneut seinen Gegenspieler, dann schiebt er den Ball auch noch durch die Beine des niederländischen Torwarts van der Sar. Die Überraschung ist perfekt. Nach Deutschland und der Türkei zieht mit Russland wieder der Zweitplatzierte einer Vorrundengruppe ins Halbfinale ein. Dort wartet entweder Italien oder Spanien auf die Mannschaft des niederländischen Trainers Hiddink.