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Russisch-ungarische Expertengruppe soll jetzt über Schicksal der Bibliothek von Sarospatak entscheiden

9. September 2003
https://p.dw.com/p/43SD

Moskau, 8.9.2003, INTERFAX, russ.

Russland und Ungarn haben sich auf die Bildung eines Experten-Teams geeinigt, das über das Schicksal der so genannten Bibliothek von Sarospatak entscheiden soll, die nach dem Krieg in die UdSSR gebracht worden ist. Das teilte am Montag (8.9.) auf einer Pressekonferenz in Budapest der Premierminister der Russischen Föderation Michail Kassjanow mit.

"Wir meinen, dass die gemeinsame Arbeitsgruppe, die die Gesetze und die Vereinbarungen zwischen beiden Ländern zur Grundlage ihrer Arbeit machen wird, schon innerhalb kurzer Zeit für beide Seiten akzeptable Lösungen für das Schicksal der Bibliothek und anderer Kulturschätze auf der Grundlage der Gegenseitigkeit finden wird", sagte M. Kassjanow.

Ungarns Premierminister Peter Medgyessy erklärte, der Entscheidungsprozess verlaufe allzu langsam. "Hoffnung weckt aber die Tatsache, dass man beschlossen hat, eine Experten-Gruppe zu bilden."

Einen Teil der Bibliothek von Sarospatak hatten sowjetische Soldaten während des Krieges vor Plünderung gerettet. Ein zweiter Teil, der wertvollere, den die Deutschen nach Berlin gebracht haben, kam dann auf legalem Wege in die UdSSR und wurde zur Aufbewahrung nach Nischnij Nowgorod gebracht, wo er sich immer noch befindet. Insgesamt beinhaltet die Sammlung etwa 1325 Bücher in Alt-Ungarisch und in Latein. Es gehören dazu große Raritäten wie beispielsweise eine Johannes-Gutenberg-Bibel.

In Russland wird das Thema Sarospatak-Bibliothek als Teil des delikaten Problems Restitution angesehen. Wie der Nachrichtenagentur Interfax bereits früher in russischen diplomatischen Kreisen mitgeteilt wurde, "sollte über Restitution streng auf der Grundlage des Rechts und der geltenden Gesetze entschieden werden", möglicherweise durch Rückgabe mit Entschädigung. Dieser Weg macht es erforderlich, dass in Ungarn ein Gesetz angenommen wird, das garantiert, dass russische Kunstwerke, die sich auf ungarischem Territorium befinden, ebenfalls zurückgegeben werden und das zur Grundlage wird für die Prüfung der ungarischen Forderungen in Russland. Dabei sollte diese Frage auch in Russland auf der Grundlage eines föderalen Gesetzes gelöst werden, das die Staatsduma annehmen müsste, hieß es in diplomatischen Kreisen. (TS)