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Russische Ermittler bestätigen Terrorverdacht

29. August 2004

Wenige Tage nach dem Absturz von zwei russischen Passagierflugzeugen haben Ermittler auch am zweiten Flugzeugwrack Sprengstoff gefunden. Die Ermittler gehen von einem terroristischen Hintergrund aus.

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Der Tod von 89 Passagieren in Russland ist noch nicht aufgeklärtBild: AP


In Russland hat sich auch bei der zweiten zerschellten Maschine der Terrorverdacht bestätigt. Vier Tage nach den Flugzeugabstürzen wurden am Wrack der Tupolew 134 in der Region Tula südlich von Moskau Spuren des Sprengstoffes Hexogen entdeckt, wie Sergej Ignatschenko, Sprecher des Inlandsgeheimdienstes FSB, am Samstag (28.8.2004) erklärte. Am Freitag hatten die Ermittler bereits an der Tupolew 154, die nahe Rostow zerschellt war, Spuren des gleichen Sprengstoffes sichergestellt.


Sprengstoff liefert Hinweise

Hexogen wurde nach amtlichen Angaben auch bei Anschlägen auf russische Wohnblocks benutzt, denen 1999 rund 300 Menschen zum Opfer fielen. Dafür wurden seinerzeit tschetschenische Separatisten verantwortlich gemacht. In Tschetschenien wird am Sonntag ein Nachfolger für Präsident Achmad Kadyrow gewählt, der im Mai in Grosny einem Attentat zum Opfer fiel. Wegen der Wahl wurden Terroranschläge in Russland befürchtet.

Die beiden Maschinen mit insgesamt 89 Menschen an Bord stürzten in der Nacht zum Mittwoch fast zeitgleich ab, nachdem sie vom Moskauer Flughafen Domodedowo gestartet waren. Während die meisten Experten sofort von Anschlägen ausgingen, suchten die Behörden zunächst nach möglichen technischen Ursachen.

Verschärfte Kontrollen

Als Reaktion auf die Terrorakte will Russland die Kontrollen an den Flughäfen verschärfen. Passagiere müssten den Fluglinien in Zukunft beim Kauf eines Tickets alle Einzelheiten aus ihrem Pass angeben, meldete die Nachrichtenagentur ITAR-Tass unter Berufung auf das Verkehrsministerium.

Aus Behördenkreisen verlautete, die Ermittlungen konzentrierten sich auf zwei Tschetscheninnen an Bord von jeweils einer der abgestürzten Tupolews. Eine der Frauen hat laut Medienberichten beim Kauf des Tickets nur ihren Nachnamen und die Initialie ihres Vornamens angegeben. Beide Frauen buchten den Behörden zufolge in letzter Minute Tickets für die Flüge, sie sind die einzigen Opfer, nach denen sich keine Angehörigen erkundigten. Laut russischen Nachrichtenagenturen saß eine der Frauen in der Tupolew 134 im hinteren Teil des Flugzeuges an einer Stelle, an der sich die Explosion ereignet haben könnte.

Frauen üben Rache

Am Samstag zitierte die Zeitung "Iswestia" einen tschetschenischen Dorfvorsteher. Demnach sei der Bruder einer der beiden mutmaßlichen Attentäterinnen vor drei oder vier Jahren verschwunden, vermutlich sei er von russischen Soldaten getötet worden. Tschetschenischen

Frauen, die ihre Ehemänner oder Brüder im Krieg verloren haben, wurden schon mehrfach hinter elbstmordanschlägen vermutet.

Im Internet tauchte am Freitag ein Bekennerschreiben einer Gruppe islamischer Fundamentalisten auf. Die Flugzeuge seien entführt worden, um Vergeltung für den Tod von Muslimen in Tschetschenien zu üben, heißt es darin. Jeweils fünf Mudschahedin seien an Bord der Maschinen gewesen. Unterzeichnet war das Schreiben von einer Gruppe namens Islambuli-Brigaden. In der Nachricht selbst gab es keinen Bezug zu El Kaida. Allerdings hat sich im Juli eine Gruppe namens Islambuli-Brigade von Al Kaida zu einem Attentatsversuch auf den pakistanischen Ministerpräsidenten bekannt. (ali)