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Russischer Kulturminister zum Fall Sorokin: Grenzen zwischen Literatur und Pornografie juristisch festlegen

Michail Schwydkoj im Interview mit DW-RADIO/Russisch

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"Ich mag Sorokin nicht als Schriftsteller, aber ich unterstütze ihn allein schon deswegen, weil er Schriftsteller ist und ich Kulturminister." Das sagte Russlands Kulturminister Michail Schwydkoj im Interview mit DW-RADIO/Russisch. Er nahm dabei Bezug auf das von der Kreml-treuen Jugendbewegung «Gemeinsamer Weg» gegen den Autor Wladimir Sorokin angestrengte Strafverfahren wegen Pornografie. "Wir müssen ein für alle Male juristisch festlegen, was ein literarischer Text ist und wo die Pornografie anfängt".

Die Grenzen des Literarischen ließen sich durchaus in juristischen Kategorien definieren. "Es ist ja in der ganzen Welt möglich - warum soll es auch nicht bei uns möglich sein", so der Minister. "Wenn wir uns stattdessen weiterhin den emotionalen Schlagabtausch liefern, wird die Grenze zwischen dem Schöpferischen und dem Pornographischen - grob gesagt, zwischen dem ‚Letzten Tango in Paris' und der Sex-Shop-Produktion - nie sichtbar sein."

Wladimir Sorokin, dessen Bücher von der Jugendbewegung «Gemeinsamer Weg» bereits öffentlich verbrannt wurden, befindet sich momentan auf einer Lesereise durch Deutschland. Die Gruppe fordert auch den Rücktritt des russischen Kulturministers, dem sie vorwirft, nicht hart genug gegen die "entarteten Erscheinungen" des russischen Kulturlebens vorzugehen.

21. Oktober 2002
173/02