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Russland: Entsorgung von Atom-U-Booten beginnt

20. Juli 2006

Am 18. Juli ist im Gebiet Murmansk der erste Bauabschnitt des mit deutscher Hilfe entstandenen Zwischenlagers für ausgemusterte russische Atom-U-Boote in Betrieb gegangen. Die ganze Anlage soll 2008 fertiggestellt sein.

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Russische U-Boote nahe MurmanskBild: dpa - Bildfunk

Mit dem Langzeit-Zwischenlager für Atom-Abfälle in der Sajda-Bucht soll die Gefahr einer radioaktiven Verseuchung der Kola-Halbinsel und der Barentssee beseitigt werden. In der Region befinden sich nicht nur zahlreiche verbrauchte Kernbrennstäbe aus Atomreaktoren, sondern auch mehr als 100 ausgemusterte Atom-U-Boote, atombetriebene Eisbrecher und schwimmend gelagerte Atomabfälle.

Die Idee für dieses Projekt entstand auf dem G-8-Gipfel im kanadischen Kananaskis. Damals, im Jahr 2002, beschlossen sieben Staaten der G-8, Russland für die Entsorgung seiner Atom-U-Boote umgerechnet etwa acht Milliarden Euro zur Verfügung zu stellen.

Berlin sichert Projekt

Die Atom-U-Boote werden in der Nerpa-Werft in Sneschnogorsk, Gebiet Murmansk, zerlegt. Für jedes U-Boot müssen ungefähr 20 Millionen Euro aufgewendet werden. Der Bau der Anlage auf der Kola-Halbinsel wird vollständig von Deutschland finanziert. Berlin stellte bisher 300 Millionen Euro zur Verfügung. Es ist darüber hinaus auch künftig bereit, genau so viel zu investieren, um das Projekt bis zum Jahr 2013 zu sichern, da Moskau mehr U-Boote ausmustern möchte, als bisher geplant war.

An der Eröffnung des ersten Bauabschnitts des Langzeit-Zwischenlagers nahm eine deutsche Delegation unter Leitung von Bundeswirtschaftsminister Michael Glos teil. Dieser würdigte die Inbetriebnahme des Lagers in der Sajda-Bucht als Beispiel einer erfolgreichen deutsch-russischen Zusammenarbeit bei der Umsetzung schwieriger Projekte. Glos zufolge ist dies ein wichtiger Beitrag Deutschlands im Kampf gegen die Verbreitung von atomwaffenfähigem Material.

Umweltschützer skeptisch

Weniger begeistert äußerte sich zu dem Projekt der Mitarbeiter der St. Petersburger Vertretung der internationalen Umweltschutz-Organisation Bellona, Aleksandr Nikitin. Er sagte in einem Gespräch mit der Deutschen Welle, er fürchte, das Geld werde unkontrolliert ausgegeben. Die Zusicherung der deutschen Seite, sie habe dafür gesorgt, dass die Mittel der deutschen Steuerzahler in Russland nicht unterschlagen würden, sieht Nikitin skeptisch: "Das sind nur Worte. Das Verfahren, nach dem das Geld ausgegeben wird, ist nicht bekannt. Wir haben mehrfach versucht, Einsicht zu erhalten, aber uns wurde höflich abgelehnt. Warum, verstehe ich nicht."

Zweiter Bauabschnitt

In dem Langzeit-Zwischenlager auf der Kola-Halbinsel können in den kommenden 70 Jahren bis zu 120 Atom-U-Boote gelagert werden. Die ersten sieben Reaktoreinheiten von U-Booten sind bereits an ihrem Bestimmungsort angekommen. Der zweite Bauabschnitt wird die Lagerung von 60 weiteren Reaktoren möglich machen. Darüber hinaus sollen in der Sajda-Bucht auch Reaktoreinheiten von atombetriebenen Schiffen gelagert werden. Die gesamte Anlage, die Infrastruktur eingeschlossen, soll 2008 fertiggestellt sein.

Sergej Wilhelm
DW-RADIO/Russisch, 18.7.2006, Fokus Ost-Südost