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Besetzung in der Tiefe

2. August 2007

In vier Kilometern Tiefe unter dem Eis des Nordpols steht jetzt eine russische Flagge aus rostfreiem Titan. Eine Arktis-Mission stellt damit die Ansprüche Russlands auf dort vermutete Öl- und Erdgasvorkommen klar.

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Die bemannte Tauchkapsel "Mir1" vor der Expedition (Quelle: dpa)
Ein russisches Mini-U-Boot auf dem Weg zum MeeresbodenBild: picture-alliance/dpa/EPA/NTV

Mit einer groß angelegten Tauchaktion am Nordpol hat Russland seinen Anspruch auf die reichen Öl- und Gasvorräte in der Arktis geltend gemacht. Russische Polarforscher stießen am Donnerstag (2.8.) erstmals in der Geschichte der Nordpolexpeditionen mit zwei bemannten "Mir"-Tauchkapseln bis zu einer Tiefe von 4302 Metern auf den Meeresboden vor. Expeditionsleiter Artur Tschilingarow meldete schon bald nach Beginn des Tauchmanövers seinen Kollegen an Bord des Forschungsschiffs "Akademik Fjodorow", sein U-Boot habe den Meeresgrund erreicht. "Die Landung war sanft, der gelbliche Boden umgibt uns, es sind keine Meeresbewohner zu sehen", zitierte ihn die Nachrichtenagentur Itar-Tass.

Yukos Ölförderung in Sibirien (Quelle: AP)
Rissland will seine Ölförderung ausweitenBild: AP

Die Expedition mit Wissenschaftlern und Politikern stellte auf dem Grund des Eismeeres in 4261 Metern Tiefe eine ein Meter hohe russische Flagge aus unverwüstlichem Titan auf. Damit will Moskau seine Arktisambitionen bekräftigen. Nach der UN-Menschenrechtskonvention von 1982 dürfen die fünf Staaten mit Land innerhalb des Polarkreises - Russland, die USA, Kanada, Dänemark und Norwegen - eine 320 Kilometer breite, an ihrem jeweiligen Festland beginnende Wirtschaftszone beanspruchen.

Eine Fläche so groß wie Frankreich

Weil jedoch am Nordpol reiche Öl- und Erdgasvorkommen vermutet werden, verlangt die Regierung in Moskau seit 2001 jedoch einen größeren Teil einschließlich des Nordpols und hofft auf 1,2 Millionen Quadratkilometer zusätzliche Fläche - ein Gebiet, das etwa doppelt so groß wie Frankreich wäre. Schließlich sei der arktische Meeresboden über dieselbe Kontinentalplatte mit Sibirien verbunden, so das Argument. Darum ist nun auch das Ziel des russischen Forschungsschiffs, wissenschaftliche Beweise dafür zu sammeln, dass das Unterwassergebirge am Nordpol mit dem russischen Festland verbunden sei, sagte Außenminister Sergej Lawrow nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax.

Eisbrecher am Nordpol (Quelle: AP)
Welche Rohstoffe birgt der Nordpol?Bild: AP/Stockholm University, Martin Jakobsson

Zwei U-Boote waren durch ein Loch in der Eisdecke ins Wasser gelassen worden, um die weltweit erste Expedition bis zum Meeresgrund unter dem Pol anzutreten. Die größte Sorge ist den Organisatoren zufolge, dass die Besatzungen das Loch beim Auftauchen nicht mehr findet. Das Boot sei zu schwach, um aus eigener Kraft durch die Eisdecke zu brechen.

Der atombetriebene Eisbrecher "Rossija" schlug in der Nacht ein rund 125 auf 10 Meter großes Loch, wie der Sender RTR berichtete. Nach acht Stunden kehrten die beiden Mini-U-Boote am Abend an die Oberfläche zurück. In den kommenden Wochen wollen die Wissenschaftler ihre Forschungen von einem Camp aus fortsetzen. (ina / wga)