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Russland für Journalisten immer gefährlicher

22. Dezember 2005

In den vergangenen 14 Jahren starben oder verschwanden spurlos etwa 300 Medienvertreter in Russland. Viele Fälle sind bis heute ungeklärt. In Moskau gedachten vor kurzem Journalisten ihren Kollegen.

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Eines von vielen Opfern: Forbes-Chefredakteur Paul ChlebnikovBild: AP

In Moskau wurde im Haus des Journalisten der russischen Medienvertreter gedacht, die während der Ausübung ihres Berufs ums Leben gekommen sind. Diese Gedenkveranstaltung findet in Russland bereits seit 1991 jedes Jahr auf Initiative des Journalistenverbandes Russlands statt.

Verantwortung und Risiko

Nach Angaben des New Yorker Komitees zum Schutz von Journalisten (CPJ) nimmt Russland den fünften Platz unter den Ländern ein, in denen die Rechte von Journalisten am häufigsten verletzt werden. Russland rangiert nach den Philippinen, dem Irak, Bangladesh und Kolumbien. Zahlen zeigen, dass Russland für Journalisten ein immer gefährlicheres Land wird. In den vergangenen 14 Jahren starben oder verschwanden spurlos etwa 300 Medienvertreter.

Der Kriegsjournalist Ruslan Gusarow sagte auf der Veranstaltung über das Risiko, das Journalisten bei ihrer Arbeit eingehen: „Wir müssen uns unserer eigenen Verantwortung bewusst sein, der Verantwortung eines Journalisten, der ein Risiko eingeht. Wir müssen erreichen, dass sich dieser Verantwortung und professionellen Herangehensweise auch diejenigen bewusst werden, die Journalisten solche Aufgaben erteilen.“

Kampf um Meinungsfreiheit

Unter den Toten, denen man in Moskau gedachte, sind nicht nur Kriegsjournalisten. Der bekannte Journalist und Vater des unter tragischen Umständen ums Leben gekommenen Journalisten Artem Borowik, Genrich Borowik, meint, dass derzeit die Medien als vierte Säule in der Gewaltenteilung in Russland, was die Demokratie betreffe, harten Prüfungen ausgesetzt seien. Journalisten seien oft gezwungen, einen erbitterten Kampf um die Meinungsfreiheit zu führen, in dem sie buchstäblich ihr Leben riskierten. Er betonte: „Es ist eine Sache, wenn ein Mensch im Krieg durch eine Kugel getötet wird. Es ist schrecklicher, wenn man in Friedenszeiten umkommt, weil dies jemand in Auftrag gegeben hat. Und ganz schrecklich ist, wenn die Kugel zum Argument in einem Streit wird.“

Gefährliche Recherche

Auf der Gedenkveranstaltung in Moskau wurden Portraits von Journalisten aufgestellt, die auf ihrer Suche nach Wahrheit getötet wurden. Zu ihnen zählt unter anderem der Chefredakteur der russischen Ausgabe von Forbes, Paul Chlebnikov. Er soll Nachforschungen über verschwundenes tschetschenisches Geld angestellt haben. Aleksej Sidorow, der Chefredakteur der Zeitung Toljattinskoje Obosrenie, wollte organisierte Kriminalität und Korruption aufdecken. Bis heute ist ungeklärt, wer für den Tod von Wladislaw Listjew, Dmitrij Cholodow und Larisa Judina verantwortlich ist.

Oksana Jewdokimowa, Moskau

DW-RADIO/Russisch, 15.12.2005, Fokus Ost-Südost