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Rußland 2018

1. Dezember 2010

Glitzernde Fußball-Arenen, Millionen jubelnder Fans und einen Schub für den gesamten russischen Fußball. Davon träumt Russland vor der Vergabe der Fußballweltmeisterschaft 2018 - trotz völlig fehlender Infrastruktur.

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Ready to Inspire - das Motto der russischen WM-Bewerbung (AP Photo/Keystone/Walter Bieri)
Ready to Inspire - das Motto der russischen WM-BewerbungBild: AP

"Millionen neue Fans, Millionen neue Herzen" – das verspricht Russland der FIFA und der Fußballwelt in seinem Bewerbungsfilm für die Ausrichtung der Fußball-WM 2018. In dem etwas über drei Minuten langen Film werden der Moskauer Rote Platz und der Schlossplatz vor dem Peterburger Winterpalast Eremitage als märchenhaft schöne Fan-Zonen fürs Public Viewing angepriesen und hochmoderne Fußballarenen glitzern selbst in eher provinziellen Städten wie Kasan oder Nischnij Nowgorod.

Doch bisher gibt es all diese Stadien tatsächlich nur im Film und auf dem Papier der WM-Planer und Architekten. Von den 16 Stadien, die Russland in seiner Bewerbung vorschlägt, müssen 15 noch gebaut werden, ebenso wie Trainingscamps, Straßen, Flughäfen oder Hotels.

England als größter Konkurrent

Das Moskauer Olympiastadion. Foto: Mareike Aden
Nur das Olympiastadion in Moskau ist für die WM bereitBild: DW

"Wir haben sehr gute Chancen und alles was man braucht, um eine erfolgreiche WM durchzuführen", sagt jedoch Alexej Sorokin, der beim russischen Fußballverband RFS die Bewerbung Russlands leitet. Den vermeidlichen Infrastruktur-Nachteil will Russland in einen Vorteil umdrehen und damit Mitfavorit England übertrumpfen: "Es ist doch sinnvoll für die FIFA dorthin zu gehen, wo sie noch nie war", sagt Sorokin. Die russische Fußballwelt hofft, dass die FIFA sich nach der trotz anfänglicher Bedenken erfolgreichen WM in Südafrika erneut für einen Kandidaten entscheidet, der die ganze Infrastruktur noch schaffen muss. Das Investitionsvolumen für Russland wird auf 300 bis 400 Euro Milliarden geschätzt.

Fußball ist populär, die Stadien sind leer

Obwohl Fußball unangefochten der beliebteste Sport im Land ist, sind die Stadien - abgesehen von Spitzenspielen - alles andere als ausverkauft. Auch Kevin Kuranyi, der bisher in der Bundesliga vor ausverkauften Stadien stürmte, aber im Sommer zu Dynamo Moskau wechselte, muss sich nun daran gewöhnen bisweilen vor ein paar Tausend Fans zu spielen.

"Eine WM wäre für uns die einmalige Chance unsere katastrophale Fußball-Infrastruktur zu verbessern", sagt der Moskauer Sportjournalist Dmitrij Simonow von der Tageszeitung Sportexpress. "In Deutschland ist es wie ein Fest ins Stadion zu gehen – da ist alles gut organisiert: Der Einlass ins Stadion, die Sicherheit, der Souvenirverkauf und man kann sich Essen und Getränke kaufen", sagt Simonow.

Milliardäre sollen helfen

Der russische Chelsea-Besitzer Roman Abramowitsch und seine Freundin Daria Schukowa Foto: Adam Davy +++(c) dpa - Report+++
Roman Abramowitsch als Geldbeschaffer?Bild: picture-alliance / dpa

Nicht nur der Staat, sondern auch die milliardenschweren Geschäftsmänner Russlands, die so genannten Oligarchen, würden dabei helfen, eine Fußball-WM im flächenmäßig größten Land der Erde zu stemmen. Eine Schlüsselrolle wird dabei Chelsea-Besitzer Roman Abramowitsch spielen, der auch in seinem Heimatland als größter Mäzen des Fußballs gilt.

Premier Wladimir Putin soll die Trumpfkarte in der Bewerbung Russlands sein - aus wenn er nicht vor Ort sein wird. Der Politiker, ein aktiver Judoka und großer Sportfan, hat schon die Olympischen Spiele 2014 nach Sotschi geholt und kürzlich einen Vertrag mit der Formal 1 über Rennen in Russland geschlossen. Er hat der FIFA die Garantie gegebenen, dass die russische Regierung alle nötigen Investitionen tätigen wird. Außerdem hat er Visa-Freiheit für Fans und WM-Teilnehmer versprochen.

Autor: Mareike Aden
Redaktion: Wolfgang van Kann