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Russland will Rathenau-Akten doch behalten

12. Januar 2004
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Die russische Regierung will das Archiv des früheren deutschen Außenministers Walther Rathenau (1867 bis 1922) nun doch nicht an Deutschland zurückgeben. In einem Schreiben des Moskauer Außenministeriums an das Auswärtige Amt in Berlin heißt es laut einem Bericht der Zeitschrift "Spiegel", Russland betrachte die wertvollen historischen Dokumente als Teil der "kompensatorischen Restitution", also als einen Ausgleich für erlittenen Kriegsschäden. Es habe die Unterlagen zum staatlichen Eigentum erklärt. Ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin wollte sich am Samstag (10.1.) zu der Korrespondenz nicht äußern. Er bestätigte jedoch auf Anfrage, dass man mit der russischen Seite in dieser Sache im Gespräch sei.

Noch im vergangenen Jahr hatte der russische Kulturminister Michail Schwydkoi die Rückgabe des Archivs in Aussicht gestellt. Sie seien bei den Verhandlungen um die Rückgabe der von den Russen erbeuteten Kunst- und Kulturgüter einer der wichtigsten Punkte auf der Berliner "Prioritätenliste". Zuvor war allerdings bereits die fest vereinbarte Rückgabe der Bremer Baldin-Sammlung mit über 360 wertvollen Zeichnungen und Grafiken am Widerstand aus der russischen Duma zunächst gescheitert.

Dem Nachrichtenmagazin "Spiegel'" zufolge war der rund 70.000 Blatt umfassende Nachlass des Industriellen und Politikers Rathenau, der 1922 den deutsch-russischen Vertrag von Rapallo ausgehandelt hatte, 1945 in einem sowjetischen Geheimarchiv verschwunden. Erst 1992 sei er Forschern kurze Zeit zugänglich gemacht worden. Seitdem fordere Berlin die Rückgabe der Dokumente. Elf Mappen aus dem Nachlass des 1922 ermordeten Staatsmanns hatte im April 1997 der damalige russische Präsident Boris Jelzin Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) geschenkt.