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Sächsische Impfung für die USA

Georg Matthes10. Dezember 2004

Wer sich in den USA gegen Grippe impfen lassen will, muss dieses Jahr stundenlang Schlange stehen. Denn der Impfstoff ist knapp. Jetzt hat die US-Regierung Nachschub im Ausland bestellt: in Dresden.

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Lebensretter: Spritzen aus Dresden

Die Rettung naht per Flugzeug. In 1000 Tiefkühlboxen verpackt, hat die erste Ladung Grippe-Impfstoff aus dem sächsischen Serumwerk Dresden die Reise in die USA angetreten. Fluarix heißt der eisige Inhalt und soll hunderttausende Amerikaner vor der diesjährigen Grippewelle schützen. Bis Januar 2005 liefert das sächsische Serumwerk Dresden, insgesamt rund vier Millionen Dosen des Impfstoffs in die USA.

Für das Tochterunternehmen des angloamerikanischen Konzerns GlaxoSmithKline ist das ein Glücksgriff: In über 70 Länder schickt Dresden sein Serum, doch für die USA gab es bisher keine Lizenz. "Durch den US Auftrag hoffen wir langfristig auch einen Zugang auf den amerikanischen Markt zu bekommen", erklärt Unternehmenssprecher Florian Martius.

Fieberhafte Suche nach Ersatz

Fluvirin Impfstoff gegen Influenza
Der Grippe-Impfstoff Fluvirin reichte in den USA nicht aus.Bild: AP

Die Krise in den USA begann im Oktober in Großbritannien. In einer Fabrik in Liverpool stellte der kalifornische Konzern Chiron fast die Hälfte der in den USA jährlich benötigten 100 Millionen Dosen des Grippe-Impfstoffs Fluvirin her. Wegen einer Bakterienverseuchung musste das Werk schließen, 46 Millionen Fluvirin-Dosen wurden vernichtet. Seither war die USA auf der Suche nach Ersatz.

Die Entscheidung für Dresden sei nach ausführlicher Überprüfung des Herstellungsprozesses durch die US-Arzneimittelbehörde FDA gefallen, erklärte Gesundheitsminister Tommy Thompson in Washington. Doch um den Auftrag sicher zu bekommen, verrät Florian Martius, musste der Konzern auch pokern. "Gleich nach dem Besuch der FDA Inspektoren im Oktober haben wir die Produktion erhöht. Damit sind wir ein unternehmerisches Risiko eingegangen, konnten dafür aber schon jetzt die erste Lieferung auf den Weg schicken."

Kein Nachteil für Europa

Eine Nase
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Auch in diesem Jahr wird in den Vereinigten Staaten mit 36.000 Grippetoten gerechnet. Durch die US-Lieferung sei für Deutschland aber kein Nachteil entstanden, erklärt Florian Martius. Traditionell produziere das Dresdner Werk gegen Jahresende immer für Kunden auf der südlichen Halbkugel. Die Produktion für Europa ist bereits abgeschlossen.

Nach Angaben des Paul-Ehrlich-Instituts in Langen sind bei einem normalen Grippeverlauf keine Engpässe für den europäischen Markt zu befürchten. "Es wird nichts von unseren Dosen weggenommen", bestätigte die Sprecherin des Instituts Susanne Stöcker. Im Gegenteil, für Deutschland seien 20 Millionen Impfstoff-Einheiten freigegeben, etwas mehr als im Vorjahr.