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Süßes Gold in Gefahr

Vedat Acikgöz28. Februar 2003

Die deutschen Imker haben ein Problem. Ihre Bienenvölker sterben aus. In erster Linie ist dafür die Varroa-Milbe verantwortlich. Die Folgen sind große Schäden in den Bienenvölkern und weniger Honig aus deutschen Landen.

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Von Varroa-Milben befallen: <br>Deutsche BienenvölkerBild: AP

Der größte Feind der deutschen Honigbienen hat einen Namen: Varroatose. Schätzungen zufolge haben deutsche Imker im letzten Jahr im Durchschnitt bis zu 40 Prozent ihrer Bienenvölker verloren. Hauptgrund für diese Situation ist die winzige, aber großen Schaden anrichtende Milbe Varroa. Sie ist ungefähr so groß wie ein Stecknadelkopf und hat eine ovale, flache Form.

Konsequenzen für den Verbraucher

Der wirtschaftliche Verlust für die deutschen Imker im Jahr 2002 wird von Peter Rosenkranz, Leiter der Landesanstalt für Bienenkunde an der Universität Hohenheim, auf bis zu 80 Millionen Euro geschätzt. Doch dieser Verlust hat nicht nur Konsequenzen für die Honigproduzenten, sondern auch für die Liebhaber des süßen Goldes. Weil deutsche Imker immer weniger Honig produzieren, könne der Preis für den Honig in Deutschland steigen, so Peter Rosenkranz zu DW-WORLD. Mit jährlich 110.000 Tonnen werde in Deutschland neben Japan am meisten Honig konsumiert, erklärt Doris Kull vom Deutschen Imker Bund. Jeder Bürger verbrauche im Durchschnitt 1,3 Kilogramm Honig pro Jahr. Rund 86.000 deutsche Imker gewinnen aus rund 900.000 Bienenvölkern 20 Prozent des Honigbedarfs in Deutschland. Der Rest kommt aus dem Ausland, vor allem aus Mexiko und Argentinien, aber auch aus Frankreich, Italien und Spanien.

Die Bekämpfung der Parasiten ist problematisch. "Im letzten Jahr hat die Bekämpfung nicht gut funktioniert. Wegen des schlechten Sommerwetters konnten sich die Varroa-Milben besser vermehren. Es gab eine frühe Brut. Deswegen konnte man die Milbe schlechter erreichen", erklärt Peter Rosenkranz. Vor allem bei gemäßigten Breiten schaffe die Milbe große Probleme, so der Wissenschaftler. Bei feuchtem Wetter und bei großen Temperaturschwankungen seien die Bienenvölker anfälliger.

Die Varroa-Milben sind nicht nur ein Problem der deutschen Imker. Auch die Bienenvölker in den Nachbarstaaten sind von den Schädlingen betroffen. Imker in Dänemark, der Schweiz und Österreich hätten im letzten Jahr ebenfalls starke Probleme mit der Varroa-Milbe gehabt, so Peter Rosenkranz.

Verkrüppelte Flügel

Varrora Milbe

Die Varroa-Milbe ist kein neues Phänomen in Deutschland. Schon vor 20 Jahren erreichte der Parasit, der seinen Ursprung in Südostasien hat, auch die deutschen Bienenvölker. Seitdem müssen die Imker Jahr für Jahr um das Überleben ihrer Honiglieferanten kämpfen - oft ohne Erfolg.

Die winzigen Parasiten befallen die Brutzellen im Bienenstock und ernähren sich vom Blut der Insektenlarven. Dabei überträgt die Varroa-Milbe Krankheitserreger, so dass die Larve geschwächt wird. Auch wenn die Larve nicht sofort abstirbt, entwickeln sich bei den befallenen Bienen unterschiedliche Schäden wie zum Beispiel verkrüppelte Flügel oder ein verkürzter Hinterleib. Weil diese erkrankten Bienen dann ihre Aufgaben im Bienenstock nicht mehr erfüllen können, wirkt sich das auf das gesamte Bienenvolk aus. Mit der Folge, dass bei starkem Befall viele der Bienenstöcke aussterben.