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Südafrikas Weg weg von der Kohle

8. Dezember 2011

Der Gastgeber der Klimakonferenz in Durban ist wahrlich kein Musterland in Sachen Klimaschutz. Doch Südafrika möchte das ändern. Es kann dabei mit der Hilfe Deutschlands und anderer Länder rechnen.

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Rauch steigt aus Kühltürmen in einem Vorort von Kapstadt auf (Foto: AP)
Welche Alternativen hat Südafrika?Bild: AP

Südafrika ist abhängig, abhängig von Kohle. Im Boden liegen große, leicht zu erschließende Vorkommen, die Transportkosten sind günstig. Kohle gibt es so reichlich und so billig, dass Südafrika sogar einen Teil seines Benzins daraus produziert. Ein Relikt aus Zeiten der Apartheid, als das international geächtete Regime sich unabhängiger von Importen machen wollte. Aber vor allem kommt etwa 90 Prozent des Stroms aus Kohle.

"Kohlestrom ist sehr CO2-intensiv und damit schädlich für die Umwelt", sagt Harald Gerding, Direktor des südafrikanischen Büros der deutschen Entwicklungsbank KfW. Mit 7,4 Tonnen CO2-Äquivalent pro Kopf verursacht ein Südafrikaner im Durchschnitt mehr Emissionen als ein Franzose oder ein Schweizer. Im Vergleich zu den Nachbarländern wird der Unterschied noch klarer: Die Südafrikaner stoßen fünfmal mehr Treibhausgase aus als die Bewohner Namibias, sogar siebzigmal mehr als die Mosambikaner.

Upington: eines der größten Solarturmkraftwerke

"Jetzt haben wir die Gelegenheit Südafrika zu helfen, von der Kohle wegzukommen", sagt Gerding. Die KfW unterstützt deshalb im Auftrag der Bundesregierung den Bau eines Solarturmkraftwerks in Upington mit einem zinsvergünstigten Kredit von 75 Millionen Euro. 100 Megawatt umweltfreundliche Leistung sollen so ab 2017 zur Verfügung stehen. Das Sonnenlicht wird bei dieser Technik mit Spiegeln reflektiert und auf einen Turm gebündelt. Die Strahlen erhitzen im Turm eine Flüssigkeit zu Gas, das schließlich Turbinen antreibt.

Jacob Zuma bei der Eröffnungszeremonie der Klimakonferenz in Durban (Foto: dapd)
Jacob Zuma verspricht ReduktionenBild: dapd

Das Solarturmkraftwerk wäre eines der größten weltweit. Es ist eines von mehreren Projekten, mit denen Südafrika das von Präsident Jacob Zuma auf der Klimakonferenz in Kopenhagen 2009 angekündigte Versprechen halten möchte: bis 2020 ein Drittel weniger Treibhausgase auszustoßen, als es zu erwarten wäre. "Wir geben hier keine Lippenbekenntnisse ab", sagt Energieministerin Elizabeth Dipuo Peters: "Wir halten unsere Versprechen." Geht es nach den Plänen der Regierung, werden in Südafrika bald die meisten Windturbinen und Solarpanels in Sub-Sahara-Afrika stehen. Rob Davies, Handels- und Industrieminister Südafrikas, kündigte an: "Wir werden etwa 18 Gigawatt an erneuerbaren Energien im Jahr 2030 haben. Das ist ein großes und ambitioniertes Ziel."

Das Ziel: Neun Prozent sauberer Strom

2030 würde dann knapp ein Zehntel des Stroms aus erneuerbaren Quellen kommen. Neben dem staatlichen Stromerzeuger Eskom sollen vor allem private Firmen den Ausbau der Erneuerbaren in Südafrika stemmen. Die Regierung gab in Durban bekannt, welche privaten Firmen die erste Ausschreibungsrunde für Wind- und Solarprojekte gewonnen haben. Sie werden in den Genuss von vergünstigten Krediten und Zuschüssen kommen. Eine weitere Ausschreibung soll 2012 folgen.

Beim langsamen Entzug von der Kohle helfen ausländische Partner der Südafrikanischen Initiative für Erneuerbare (SARI), darunter die Regierungen Deutschlands, Dänemarks, Großbritanniens und Nowegens. Sie wollen insgesamt 1,9 Milliarden Dollar zur Verfügung stellen. "Südafrika ist die einzige afrikanische Nation südlich der Sahara mit bedeutenden Treibhausgasemissionen pro Kopf", sagt Norwegens Energieminister Erik Solheim. "Es ist sehr wichtig, dass hier die erneuerbare Energie entwickelt wird. Das wird vielen anderen den Weg zeigen - und auch die Emissionen senken."

Ab 2016 nur noch Energiesparlampen

Ayanda Nakedi, General Manager des staatlichen Energieversorgers Eskom, auf einer Podiumsdiskussion am Stand der deutschen Delegation auf der Klimakonferenz in Durban (Foto: DW)
Energiemanagerin Ayanda Nakedi sieht "steigende Nachfrage" nach StromBild: DW

Neben den Erneuerbaren setzt die südafrikanische Regierung auch auf Energiesparen. So will sie als erstes afrikanisches Land ab 2016 nur noch Energiesparlampen erlauben. Aber selbst, wenn dies alles umgesetzt wird: Die Emissionen dürften in den nächsten Jahrzehnten nur wenig sinken, denn Südafrika möchte weitere Haushalte mit Strom versorgen und nicht zu sehr von Stromimporten aus Nachbarländern wie Mosambik abhängig sein. "Wir fügen hier die zusätzliche Kapazität zu, um die steigende Nachfrage zu decken. Wir dürfen die Versorgungssicherheit nicht vergessen", betont Ayanda Nakedi, General Manager beim staatlichen Energieversorger Eskom.

Bei den beiden größten im Bau befindlichen Kohlekraftwerke Medupi und Kosile soll die beste verfügbare Technik verwendet werden. Gebaut werden sollen die beiden riesigen Kraftwerke aber auf jeden Fall, lässt Ayanda Nakedi keine Zweifel aufkommen: "Wir können die Kohle nicht wegwerfen. Sie ist eben eine Ressource, die hier vorhanden ist."

Trotz der Projekte für Energie wird der Bau neuer Kohlekraftwerke in Südafrika weitergehen. Allein in Medupi und Kosile sind jeweils 4,8 Gigawatt im Bau, pro Kraftwerk also mehr als alle in diesem Jahr ausgeschriebenen Projekte für Erneuerbare Energien. Südafrika will offensichtlich nur sehr langsam von der Kohle loskommen.

Autor: Johannes Beck, zurzeit Durban
Redaktion: Oliver Samson