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Südeuropa hofft auf Regen

28. Juni 2005

Europas Süden ächzt unter der Dürre. In Spanien, Portugal und Italien wird wegen der anhaltenden Hitzeperiode bald das Wasser knapp. Auch die Landwirtschaft und die Energieversorgung sind betroffen.

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Stausee fast ohne Wasser in KatalonienBild: dpa

In Italien drohen nach sieben Tagen Dauerhitze und vielen regenarmen Monaten vor allem im Norden des Landes erhebliche Ernte-Ausfälle. "Bis Mitte Juli können wir wohl durchhalten und hoffen, dass es regnet, aber wenn nicht bald etwas Wasser vom Himmel fällt, wird die Situation im Norden dramatisch", betonte der Chef des italienischen Zivilschutzes, Guido Bertolaso.

Am schwersten ist die Region Piemont betroffen. Dort sei der Pegel des Lago Maggiore in kürzester Zeit um 19 Zentimeter gesunken, während auch der Fluss Po und der Gardasee mittlerweile bedrohlich wenig Wasser führten. "Italien sitzt auf dem Trockenen", titelte eine Zeitung. Zudem drohten wieder Probleme mit der Stromversorgung, hieß es weiter. Der übermäßige Einsatz von Klimaanlagen und Ventilatoren könnte - wie bereits im Hitze-Sommer 2003 - landesweit zu Blackouts führen. Insgesamt sind in Italien innerhalb weniger Tage schon sieben Menschen aufgrund der Hitze gestorben. Für ältere Menschen wurde eine Telefonberatung geschaltet, bei der sie sich über Schutzmaßnahmen gegen die Hitze informieren können.

Probleme für Spaniens Landwirtschaft

Dürre, anhaltenden Hitzewelle in Frankreich Südeuropa
Angst vor der Dürre: Vertrocknete Weintrauben (Archivbild, 2003)Bild: dpa

In Spanien haben sieben Regionen mit Einschnitten in der Wasserversorgung auf die Dürre reagiert. An weiten Teilen der Mittelmeerküste musste der Leitungsdruck im Wassernetz reduziert werden. In Katalonien sind davon 890 Dörfer betroffen. In Elche bei Valencia fließt das Wasser nur noch acht Minuten am Tag aus der Leitung.

Die größten Probleme kommen jedoch auf die Bewässerungslandwirtschaft an der Mittelmeerküste zu. Weil dort die Flüsse schon lange zunehmend austrocknen, werden den Anbaugebieten über einen Kanal vom Tajo-Strom zum Fluss Segura jährlich 400 Hektokubikmeter Wasser zugeführt. Jetzt ist aber auch der Wasserspiegel im Tajo stark gesunken, was die Zuleitung in den Segura bedroht. Doch Zitronen- und Orangenplantagen am Segura müssten bis Februar bewässert werden, sonst sterben die Bäume.

Längere Trockenperioden sind auf der iberischen Halbinsel eigentlich nichts Ungewöhnliches. Die letzten Dürren dauerten von 1990 bis 1995 und von 1978 bis 1982. Doch ein so trockenes Jahr wie derzeit haben die Behörden seit 60 Jahren nicht mehr registriert. Davon ist auch der Nachbar Portugal betroffen. Schon seit Monaten sind nach Angaben des Nationalen Wasserinstituts fast 80 Prozent des Landes im Griff der Dürre. Die Trockenperiode macht besonders der Landwirtschaft zu schaffen. Die Getreideproduktion sank um 70 Prozent, mehr als 26.000 Menschen sind von Wasserrationierungen betroffen.

Dürre in der Normandie Frankreich ausgetrocknete Wiesen
Verdörrte Wiesen in der Normandie (Archivbild, 2003)Bild: dpa

Angst vor erneuter Hitze-Katastrophe

In Frankreich geht bereits die Furcht um vor einer Katastrophe wie vor zwei Jahren. Deshalb hat die Pariser Regierung rasch Notfallpläne aktiviert, damit nicht wie damals wieder Tausende von Menschen einer schier unendlichen Periode von Hundstagen zum Opfer fallen. In 28 Departements, vor allem im Westen, gelten schon strikte Vorschriften, Wasser zu sparen. Die Pflanzen und Tiere in der Landwirtschaft leiden unter der Hitze. Und es scheint nur eine Frage der Zeit, bis wieder größere Waldbrände Schlagzeilen machen. (mik)