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Südkorea bekräftigt Irak-Einsatz

Kay-Alexander Scholz23. Juni 2004

Der im Irak von Terroristen gekidnappte Südkoreaner ist ermordet worden. Die südkoreanische Regierung hat auch nach dem Verbrechen ihre Entschlossenheit bekräftigt, Truppen nach Irak zu entsenden.

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Wieder ein Bild des SchreckensBild: AP

Die Enthauptung der südkoreanischen Geisel Kim Sun Il durch seine extremistischen Entführer in Irak hat Südkorea in einen Schockzustand versetzt. Präsident Roh Moo Hyun verurteilte in einer Fernsehansprache am Mittwoch (23.6.2004) die Tat als "Verbrechen gegen die Menschlichkeit", bekräftigte aber zugleich die Entschlossenheit seiner Regierung, für "Wiederaufbau und humanitäre Hilfe" Truppen in Irak zu stationieren.

Roh (Foto) sprach der entsetzten Familie Kims sein tiefes Mitgefühl aus. "Wenn wir an sein verzweifeltes Flehen um sein Leben denken, sind unsere Herzen von Trauer überwältigt", sagte er. "Es tut mir sehr leid, dass diese Tragödie geschehen ist, obwohl das Volk und die Regierung um das Leben von Kim Sun Il gebetet hat."

Roh Moo-hyun Präsident Südkorea
Südkoreas Präsident Roh Moo HyunBild: AP

Südkorea hatte sich über verschiedene Kanäle um Kims Freilassung bemüht. Der Geschäftsmann Choi Seung Gap, Chef der südkoreanischen Sicherheitsfirma NKTS, sagte der Nachrichtenagentur Yonhap, einer seiner irakischen Geschäftspartner verhandele über eine mögliche Freilassung. Auch irakische Geistliche waren eingeschaltet worden.

In Südkorea waren am Dienstag Tausende auf die Straßen gegangen, um gegen die geplante Truppen-Aufstockung zu demonstrieren. Das Verteidigungsministerium in Seoul rief die rund 660 Soldaten im Irak zu besonderer Vorsicht auf. Der südkoreanische Botschafter in Bagdad hat alle Koreaner aufgefordert, das Land zu verlassen.

Südkorea: Demonstration
Demonstrationen in Seoul am 23.6.2004Bild: AP

Brutales Verbrechen

Der in Katar ansässige Fernsehsender El Dschasira zeigte am Dienstagabend ein Video, auf dem die Geiselnehmer sagten, sie hätten die südkoreanische Regierung gewarnt, diese habe jedoch nicht reagiert. Nun sei es zu spät. Auf dem Video waren fünf maskierte, bewaffnete Männer zu sehen. Auf dem Boden vor ihnen kniete mit verbundenen Augen die Geisel. Die Enthauptung des Mannes, der auf einem früheren Video verzweifelt um sein Leben gefleht hatte, zeigte der Sender nicht.

Der 33-jährige Dolmetscher Kim Sun Il war am vergangenen Donnerstag (17.6.) im westirakischen Falludscha verschleppt worden. Er war für das koreanische Unternehmen Gana tätig, das die US-Streitkräfte in Irak beliefert.

Abu Mussab gilt als Drahtzieher

Zu der Geiselnahme hatte sich die islamistische Terroristengruppe El Tawhid wa el Dschahid bekannt, die bereits den Amerikaner Nick Berg im Mai enthauptet hatte. Als ihr Anführer gilt der Jordanier Abu Mussab el Sarkawi, der mit dem Terrornetz El Kaida in Verbindung stehen soll und auf dessen Kopf die USA zehn Millionen Dollar ausgesetzt haben.

Die Terroristen hatten den Abzug südkoreanischer Truppen aus dem Irak verlangt. Die Truppen seien "nicht im Dienste des irakischen Volkes im Irak, sondern im Dienste der USA", sagten die Terroristen auf dem Video vom Dienstag.

Internationale Reaktionen

US-Präsident George W. Bush bezeichnete die Tötung des 33-Jährigen als barbarischen Akt, äußerte aber die Erwartung, dass Südkorea dennoch ab August 3000 Soldaten nach Irak entsende. UN-Generalsekretär Kofi Annan erklärte in New York, dieses Verbrechen könne weder politisch noch sonst wie gerechtfertigt werden. Er rief dazu auf, alle im Irak als Geiseln Festgehaltenen freizulassen. US-Außenminister Colin Powell nannte die Ermordung "das Werk übler Terroristen". Der deutsche Bundesaußenminister Joschka Fischer sprach von einem "grausamen und verabscheuungswürdigen Mord.