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Südkorea will letzte Opfer bergen

16. April 2015

Ein Jahr nach dem Unglück in Südkorea bleiben für die Hinterbliebenen viele Fragen offen. Noch immer konnten Opfer nicht geborgen werden. Das soll nun gelingen. Präsidentin Park kündigt an, das Wrack heben zu lassen.

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Die südkoreanische Präsidentin Park Geun Hye bei dem Jahrestag des Fährunglücks (Foto: Reuters/Yonhap)
Bild: Reuters/Yonhap

"Ich werde Maßnahmen ergreifen, so dass das Schiff sobald wie möglich geborgen werden kann", sagte Präsidentin Park Geun Hye in einer Rede auf der Insel Jindo, vor der die "Sewol" im Wasser liegt. Damit gab sie vor allem dem Druck der Angehörigen nach. Diese hatten gefordert, die neun verbliebenen Opfer zu bergen. Viele Familien lehnten es ab, Park zu treffen, die zum Jahrestag des Unglücks nach Jindo gekommen war, um ihr Mitleid auszudrücken. Sie sind enttäuscht und frustriert über das Krisenmanagement ihrer Regierung.

Die Fähre "Sewol" war am 16. April 2014 vor der südkoreanischen Südwestküste gesunken. Mehr als 300 Menschen starben, die meisten von ihnen Schüler aus der südlich von Seoul gelegenen Stadt Ansan. Sie waren auf Klassenfahrt. Neun Menschen gelten noch immer als vermisst. Nachdem im November letzten Jahres zwei Taucher bei den Bergungen ums Leben gekommen waren, stellte die Regierung die Arbeiten ein. Die Fähre nun zu bergen, soll schätzungsweise 120 Milliarden Won (104 Millionen Euro) kosten und etwa anderthalb Jahre in Anspruch nehmen.

Weiße Rosen und Süßigkeiten

Zum ersten Jahrestag des Unglücks suchten Hunderte von Menschen einen Traueraltar in Ansan auf. Sie streuten weiße Blumen und die Lieblingssüßigkeiten ihrer Kinder ins Meer. Südkoreas Premierminister Lee Wan Koo sei von den Angehörigen daran gehindert worden, den Altar aufzusuchen, berichteten südkoreanische TV-Sender.

Angehörige werfen am Jahrestag des Fährunglücks Rosen ins Meer (Foto: Reuters)
Angehörige gedachten am ersten Jahrestag des Fährunglücks den OpfernBild: Reuters/Kim Hong-Ji

Einen Gedenkgottesdienst in Ansan, an dem tausende Gäste hätten teilnehmen sollen, sagten die Verwandten der Opfer ab - aus Unmut über die Präsidentin und ihre Regierung. Stattdessen sei eine private Zeremonie in der High-School der verstorbenen Schüler geplant.

Fatales Krisenmanagement

Das Schiffsunglück hatte in Südkorea für Bestürzung und Empörung gesorgt. Denn bereits kurz danach stand fest, dass viele Menschen hätten gerettet werden können - wenn der Kapitän und die Schiffscrew die Passagiere nicht angewiesen hätten, unter Deck zu bleiben. Und wenn das Schiff nicht deutlich überladen gewesen wäre. Ein im Sommer 2014 veröffentlichter Untersuchungsbericht offenbarte darüber hinaus Behördenversagen, Korruption und Geldgier der Reederei. All das habe zu der Katastrophe beigetragen.

Der Kapitän des Schiffes, 14 Crew-Mitglieder und der Hauptgeschäftsführer der Reederei wurden daraufhin zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Auch politisch gab es Konsequenzen: zwei Minister mussten ihre Posten aufgeben, darunter der damalige Premierminister.

Unabhängige Untersuchungen?

Eine eigens eingerichtete Untersuchungskommission soll nun die verbliebenen Unklarheiten beseitigen. Sie ist allerdings umstritten. Angehörige der Opfer werfen der Regierung vor, die Ermittlungen zu beeinflussen und Schlüsselpositionen mit Vertretern des Schifffahrtsministeriums und der inzwischen aufgelösten Küstenwache besetzt zu haben - ausgerechnet den Behörden, denen Versagen vorgeworfen wird.

nin/djo (dpa, afp, ape)