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Südostasiatischer Krisengipfel

Nicola Glass27. Februar 2009

Im thailändischen Hua Hin hat der 14. Asean-Gipfel begonnen. Auf der Agenda ganz oben stehen Maßnahmen im Kampf gegen die globale Wirtschafskrise. Diese macht auch vor den Toren Südostasiens nicht halt.

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Kraftakt im Finanzzentrum: Fensterputzer in ThailandBild: AP

Es geht bergab in Südostasien. In Thailand sind die Exporte derart stark eingebrochen, dass die Wirtschaft Ende 2008 geschrumpft ist wie seit fünfzehn Jahren nicht mehr. Ähnlich ist auch die Entwicklung in Singapur: Obwohl der Stadtstaat als wohlhabend gilt und eine hoch entwickelte Wirtschaft hat, ist er derzeit mit am schwersten betroffen. Wie Thailand ist Singapur im wesentlichen exportorientiert. Beide Länder haben bereits eigene Stimulus-Pakete geschnürt, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln.

Immun gegen die Krise?

Thailand ASEAN Treffen Gruppenbild
Gruppenbild ohne Dame: Die AußenministerBild: AP

Beobachter glauben aber, dass es der Region gut täte, wenn die südostasiatische Staatengemeinschaft ASEAN übergreifend handeln würde. „Ich glaube, dass der ASEAN-Raum ein eigenes Stimulus-Paket braucht“, sagt Joy Chavez von der Nichtregierungs-Organisation “Focus on the Global South“. Das hieße, in den sauren Apfel zu beißen und einzuräumen, dass alle Länder der Region betroffen sind. Und sie hat kein Verständnis dafür, dass manche Länder offenbar versuchen, sich abzugrenzen: „Die Philippinen zum Beispiel haben in den letzten Wochen wiederholt erklärt, sie seien nicht betroffen und resistent gegen die globale Krise.“ Chavez hält weiter dagegen: „Niemand ist immun dagegen. Kein ASEAN-Mitglied sollte sich da etwas vormachen.“

In der Tat waren es gerade die Filipinos, die bereits zu spüren bekamen, was es heißt, als Arbeitsmigranten nicht mehr gebraucht zu werden. Als es mit der Elektro- und Elektronikbranche auf Taiwan bergab ging, mussten allein Ende 2008 mehrere tausend philippinische Fremdarbeiter in ihre Heimat zurück kehren. Ähnlich ergeht es indonesischen Arbeitern. Malaysia zum Beispiel hat angekündigt, keine Visa mehr für Arbeitsmigranten vergeben zu wollen.

Risiko Freihandel

Reiskrise in Südostasien
Nicht betroffen? ManilaBild: AP

Laut Carla June Natan vom Regionalnetzwerk „Migrant Forum in Asia“ reagieren die Regierungen nicht angemessen auf dieses Problem: „Für uns ist es entscheidend, dass die Regierung umfassende Programme auflegt, zum Beispiel Programme zur Re-Integration.“ Bei allen Debatten über Migration komme die Rede letztlich immer wieder auf die wirtschaftlichen und sozialen Zustände im Heimatland. Die Konsequenz: Man müsse darüber diskutieren, was sich zu Hause ändern solle. An erster Stelle nennen viele Organisationen die Schaffung von Arbeitsplätzen.

Wirtschaftliche Entwicklung und gesellschaftlicher Wohlstand im südostasiatischen Raum hängen aber auch noch von anderen Faktoren ab. „Man sollte einmal darüber nachdenken, ob man wirklich immer mehr Freihandelsabkommen unterzeichnen sollte, vor allem mit der entwickelten Welt”, sagt Joy Chavez von “Focus on the Global South”. Sie spielt dabei auf eine neue, für Mai angesetzte Verhandlungsrunde zwischen ASEAN und der Europäischen Union an. Eine solche Handelsfreiheit habe in Krisenzeiten einfach nicht mehr diese magische Anziehungskraft, so Chavez weiter. „Diese Handelsfreiheit, auf welche die ASEAN-Länder lange so stolz waren, bedeutet nun ein großes Risiko für die Region.“

Themanbild ASEAN Wirtschaft China Baustelle
Auch China packt mit an: Mittagspause in ShanghaiBild: AP

Ob man die Uhr zurück drehen kann, erscheint unwahrscheinlich. Zu groß sind mittlerweile die globalen Verflechtungen. In einer Hinsicht aber geht Asien dann doch merklich auf Distanz zur westlichen Welt: Man ist dabei, sich unabhängig von Kreditgebern wie dem Internationalen Währungsfonds zu machen – eine Lektion aus der Asienkrise von 1997 und 1998. Deswegen hatten die zehn Länder Südostasiens gemeinsam mit China, Japan und Südkorea im Mai 2000 die sogenannte „Chiang-Mai-Initiative“ ins Leben gerufen – benannt nach der nordthailändischen Stadt, in der sie gegründet wurde.

Fonds gegen Spekulantenattacken

Dieser Finanzfonds ist dazu gedacht, krisengeschüttelten Mitgliedern zu helfen – wenn diese zum Beispiel von Währungsspekulanten attackiert werden wie Thailand im Jahr 1997. Die Länder der Region haben demnach begriffen, dass sie enger zusammen arbeiten müssen. Vor der damaligen schweren Asienkrise hatte es keine regionale Kooperation im Finanzsektor gegeben. Und diese Zusammenarbeit will man intensivieren: Gerade erst haben die ASEAN-Finanzminister sowie ihre Amtskollegen aus China, Japan und Südkorea vereinbart, den Umfang des Fonds von 80 auf 120 Milliarden US-Dollar aufzustocken