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Südosteuropas Stromversorger suchen Anschluss an EU

Aida Cama27. Juni 2006

Neun südosteuropäische Länder wollen zusammen mit der Europäischen Union einen gemeinsamen Energiemarkt gründen. Südosteuropa soll demnächst vor allem eines haben: 24 Stunden Strom, erschwinglich und sauber.

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Mit Spannung erwartet: der neue gemeinsame Energiemarkt ab 2008Bild: AP

Albanien sowie acht andere Länder der Region wollen bis 2008 einen gemeinsamen Energiemarkt gründen. Sobald sie die in der Europäischen Union geltenden Bestimmungen übernommen haben, kann der gemeinsame Energiemarkt seine Arbeit aufnehmen.

"Für diese Länder ist das ein bisschen wie eine kleine EU, wie eine Energie-EU", sagt der Sprecher der Generaldirektion "Energie und Verkehr", Ferran Taradellas Espuny. Bis Ende Juni 2006 soll der Vertrag von allen ratifiziert sein. Schon einen Monat später wollen die Unterzeichnerstaaten ihn auch umsetzen. Ihre Energiemärkte wollen sie allerdings nicht schlagartig, sondern schrittweise öffnen. Gemeinsam setzen sie darauf, dass ein liberalisierter und privatisierter Markt ihre Stromversorgung langfristig verbessert.

Energieeffizienz verbessern

Doch Südosteuropa möchte nicht nur auf die großen Schlagwörter Liberalisierung und Privatisierung vertrauen. Der Vertrag schreibe genau vor, was im Einzelnen getan werden müsse, sagt Paul Rübig, Energiesprecher der EVP-ED Fraktion beim Europäischen Parlament: "In dem Vertrag steht im Wesentlichen, dass die Energieeffizienz zu verbessern ist. Das heißt: Gebäude müssen isoliert, neue Lichteinrichtungen geschaffen und die Energieinfrastruktur muss verbessert werden. Mehr erneuerbare Energien sollen zum Einsatz kommen."

Paul RÜBIG MEP
Paul Rübig, Energiesprecher der EVP-ED FraktionBild: European Parliament

Ein neues Generalsekretariat in Wien wird kontrollieren, ob sich die Länder auch an ihre Vertragspflichten halten und das Abkommen ordnungsgemäß umsetzen. Um alle Aufgaben zu erfüllen, werden rund 20 Milliarden Euro nötig sein. Eine Milliarde hat die Weltbank bereits zur Verfügung gestellt. Und der große Rest werde sich auch noch finden, meint Paul Rübig: "Das Budget der Europäischen Union beträgt bis 2013 ungefähr 900 Milliarden Euro und da ist der Energiebereich sicherlich ein wichtiger Bereich."

Startschwierigkeiten

Die Liberalisierung ist beschlossen, doch viele Länder der südosteuropäischen Energieunion hadern noch damit. Im Dezember 2005 hat die Regierung Mazedoniens die Liberalisierung des Energiemarktes im Land angekündigt. Aber Mazedonien möchte seinen Energiesektor, der bis dahin Staatsmonopol war, ungern abgeben. Anderen Ländern geht es da ähnlich.

Schwerer als andere Länder wird es Albanien haben, am gemeinsamen Netz Anschluss zu finden. Denn das Land hat seit kommunistischer Zeit ein geschlossenes Energiesystem. Um das Land mit dem internationalen Netz zu verbinden, also mit Griechenland und Montenegro, wird eine 400 Kilovolt-Verbindung zwischen Elbasan und Podgorica gebaut. Länder wie Serbien oder Kroatien haben schon Anfang der 90er Jahre den Anschluss ans internationale Netz gefunden.

Beide Seiten sollen profitieren

Kraftwerk in Griechenland bei Athen
Sauber produzierter Strom ist in südosteuropäischen Ländern noch nicht StandardBild: AP

Mit dem Anschluss ans internationale Netz ist zu erwarten, dass die Strompreise in der Region steigen werden. Für Energiesprecher Paul Rübig aber bedeutet Liberalisierung nicht automatisch steigende Preise. "Nach dem Konzept, so wie es derzeit auf den Tisch liegt, ist der Energiemix ein neuer. Das heißt, es gibt dann auch Wettbewerb. Und wir haben auch in den Staaten der Europäischen Union festgestellt: Überall, wo Liberalisierung gut funktioniert, sinken auch die Preise."

Strom wird im westlichen Balkan weiterhin über Wasserkraftwerke, Braunkohle oder Erdgas produziert, das heißt es gibt keinen Atomstrom. Paul Rübig: "Die beste und günstigste Form der Stromgewinnung sind Wasserkraftstrom und Speicherkraftwerke. Hier gibt es die Chance, dass Investoren sich engagieren und vor Ort sehr günstigen Strom produzieren können." Rübig glaubt, dass es eine ausgezeichnete Wahl gewesen sei, hier die Zusammenarbeit zu suchen und dass dies für beide Seiten, sowohl die EU als auch die Partner, eine "win-win"-Situation sei.