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Sprachenstreit

30. Juli 2009

Junge Albaner in Südserbien können ab diesem Herbst erstmals auch Studiengänge in albanischer Sprache belegen. Dass sie nur in einer Stadt angeboten werden, in der gar nicht so viele Albaner wohnen, stößt auf Kritik.

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Studieren bald auch auf AlbanischBild: AP

Erstmals sollen in Südserbien Studienfächer auch in albanischer Sprache angeboten werden. Ein Projekt des serbischen Bildungsministeriums sieht die Einführung von Studiengängen der Wirtschafts- und Rechtswissenschaften vor, die in serbischer und albanischer Sprache gelehrt werden. Die Fakultäten sollen in der südserbischen Stadt Medvedja eröffnet werden und sind Ableger der Universität in Nis.

Im kommenden Wintersemester sollen insgesamt 120 Studienanfänger ihr Studium in Medvedja aufnehmen können. Slobodan Draskovic, Bürgermeister von Medvedja, ist sehr zufrieden mit der Entscheidung der serbischen Regierung. „Das Zusammenleben von Serben, Albanern und Roma in Südserbien kann auch auf diese Weise, also durch gemeinsames Lernen und Studieren, durch gemeinsames Leben stattfinden“, meint Draskovic.

Viele gehen ins Ausland

Albanische Volksvertreter aus den Städten Bujanovac und Presevo sind dagegen enttäuscht, dass die Fakultäten in dem etwa hundert Kilometer entfernten Medvedja eröffnet werden. Der Bürgermeister von Bujanovac, Shaip Kamberi, sagt: „Das nutzt den Albanern gar nichts, weil es in Medvedja dieses Jahr nur 16 albanische Abiturienten gibt. Und für 16 Leute kann man keine Fakultät eröffnen.“ In Presevo und Bujanovac machten hingegen jedes Jahr rund eintausend Albaner ihr Abitur. Etwa 30 Prozent studierten dann im Anschluss an den albanischen Universitäten in Pristina, Tirana oder Tetovo, also im Ausland. Kamberi bezweifelt, dass Erstsemester-Studenten aus Presevo und Bujanovac nach Medvedja zum Studium gehen würden.

Skepsis gegenüber Belgrad

Der stellvertretende Leiter des Koordinationsrates für Südserbien, Sime Gazikalovic, meint indes, dass Fakultäten auch in den beiden anderen südserbischen Gemeinden eröffnet werden könnten. „Bujanovac und Presevo müssen nur Räume für die Fakultät finden. Ich hoffe, dass im September diese Frage rasch in Angriff genommen wird und auch dort Fakultäten eröffnet werden“, meint Gazikalovic.

Kamberi steht diesen Versprechen der serbischen Regierung skeptisch gegenüber. Er sagt: „Wir haben doch schon vor zwei Monaten Räume gefunden und die stehen immer noch leer. Wenn wir die Erlaubnis vom Bildungsministerium für die Einrichtung von Fakultäten bekommen, können wir bereits nach einer Woche die notwendigen Räume zur Verfügung stellen“, versichert Kamberi.

Riza Halimi, albanischer Abgeordneter im serbischen Parlament und ehemaliger Bürgermeister von Presevo, vertritt einen ähnlichen Standpunkt. „Es gibt keinen politischen Willen in Belgrad. Wenn das Ministerium Interesse gehabt hätte, hätte es längst die Voraussetzungen für die Eröffnung mehrerer Fakultäten schaffen können.“

Ademi Shelzen, Leiter des Verbindungsbüros vom Jugendministerium in Bujanovac, weist auf ein weiteres großes Problem der jungen Bevölkerung in Südserbien hin: „Das größte Problem der Serben, Albaner und Roma ist es, einen Arbeitsplatz zu finden. Viele junge Leute beenden die Uni und gehen danach zur Arbeit ins Ausland.“

Autorinnen: Milica Ivanovic / Mirjana Dikic

Redaktion: Bernd Johann