1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Saddam Husseins amerikanischer Verteidiger

Daniel Scheschkewitz, Washington DC8. Dezember 2005

Gandhi-Preisträger, Friedensaktivist, Jurist: Zum internationalen Team der Rechtsberater für den irakischen Ex-Diktator Saddam gehört auch der US-Anwalt Ramsey Clark. Ein umstrittener Mann seit den 1960er Jahren.

https://p.dw.com/p/7a4j
Ein Mann mit AnsichtenBild: AP

In den USA muss man nicht lange suchen, um auf Zeitschriften-Artikel zu stoßen, in denen der heute 77-jährige Ramsey Clark als "Frontmann des Kommunismus" oder als "bester Freund der Kriegsverbrecher" verunglimpft wird. Der gebürtige Texaner war schon in den 1960er Jahren als Justizminister (1965-67) unter US-Präsident Lyndon B. Johnson umstritten. Clark zwang durch seine Erlasse damals die Schulen in den Südstaaten der USA dazu, jede Form der Rassentrennung aufzugeben. Sein Eintreten für die Bürgerrechte erschwerte es dem Geheimdienst FBI, bei seinen strafrechtlichen Ermittlungen Abhöranlagen einzusetzen.

Berühmt und entsprechend berüchtigt

Nach seinem Ausscheiden aus dem Amt des Justizministers - Johnson hatte die Wahl gegen Richard Nixon nicht zuletzt wegen Clark verloren - wurde der gediente Marinesoldat noch radikaler. Berühmt und in den entsprechenden Kreisen berüchtigt war sein Eintreten für die iranische Revolution im Jahr 1980. Damals berichte der amerikanische Fernsehsender ABC: "Eine 40-minütige Rede des früheren Justizministers Ramsey Clark war der Höhepunkt einer so genannten 'Konferenz über amerikanische Verbrechen' in der iranischen Hauptstadt Teheran." Clark forderte damals ein internationales Tribunal gegen den Schah und die Verteilung seines Vermögens unter der armen Bevölkerung des Iran.

Rechtsberater für Tyrannen

Irak Prozess gegen Saddam Hussein wird fortgesetzt
Irakische Soldaten verfolgen den Saddam-Prozess mit Verteidiger Clark im FernsehenBild: AP

In den vergangenen Jahren hat sich Clark vor allem einen Namen als Verteidiger und Rechtsberater von Personen gemacht, die den meisten Amerikanern als Tyrannen oder Menschenrechtsverbrecher gelten. Dazu gehört auch der frühere KZ-Aufseher Karl Linnas. Vor dem Haager Kriegsverbrechertribunal für das ehemalige Jugoslawien beriet Clark den serbischen Ex-Präsidenten Slobodan Milosevic und würdigte ihn in einem Zeitungsinterview als "würdevoll, stark und aufrecht". Vor dem Tribunal zum Völkermord in Ruanda verteidigte Clark den Priester Elizapan Ntakirutimana, der für den Mord an mehreren Hundert Tutsi verurteilt wurde.

Gandhi-Preisträger und Friedensaktivist

Der mit dem Gandhi-Preis ausgezeichnete Friedensaktivist Clark gehörte zu den entschiedensten Gegnern des Irak-Krieges in den USA. Auf einer Veranstaltung in Washington im Jahr 2004 geißelte er die US-Intervention: "Unser Land hat die schwerwiegendste Aggression in seiner Geschichte begangen. Es hat einen Krieg vom Zaun gebrochen, ohne eine Kriegserklärung des Kongresses, wie sie die US-Verfassung empfiehlt, ohne die Zustimmung des UN-Sicherheitsrates und - was am schlimmsten wiegt - unter klarem Bruch internationalen Rechts."

Unter vier Augen mit Saddam Hussein

Im November 2004 reiste Clark in den Irak und stieß zum internationalen Team von Rechtsberatern, das Saddam Hussein gegenwärtig berät und vor Gericht vertritt. Er war der erste Anwalt, der Saddam unter vier Augen sprechen konnte. In einem Interview mit dem britischen Sender BBC verteidigte Clark unlängst das Vorgehen Saddams gegen die 148 Schiiten im Jahr 1982, wegen dem der Ex-Diktator gegenwärtig angeklagt ist. Saddam - so Clark - habe aufgrund des Putschversuches gegen ihn und vor dem Hintergrund des Krieges mit dem Iran hart durchgreifen müssen.

Clark ist Gründer und Vorsitzender des "International Action Center" - einer der wichtigsten Gruppierungen innerhalb der amerikanischen Friedensbewegung.