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Salonkultur

Bianca von der Au7. November 2006

Ihre erste Hoch-Zeit hatten die Salons im 18. Jahrhundert in Berlin. Hier trafen sich Menschen, die einen freien Gedankenaustausch miteinander haben wollten. Und das ist auch heute wieder so - komplett mit Salonière.

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Zuhörer lauschen Vorleser in einem Literatursalon
Voll im Trend: Literatursalon in BerlinBild: pa / dpa

Kiki Bohemia sitzt an der kleinen Orgel zwischen Kinderzimmertür und Fernseher. Mit geschlossenen Augen singt die schmale Frau mit dem dunklen geblümten Kleid ihre selbst geschriebenen Lieder. Die etwa 40 Gäste sitzen auf bunten Klapp- oder Holzstühlen. Oder lehnen an den großen Flügeltüren, die ins Arbeitszimmer führen. Manchmal huscht ein entrücktes Lächeln über die Lippen. Alle sind ganz still - sie hören einfach nur zu. Genau das sei die Idee der Wohnzimmerkonzerte, sagt Organisatorin Elena Brückner. Hier treffen sich Menschen, die sich für die Musik interessieren.

Ursprünglich kam die Idee aus Holland. Von einem Freund hat Elena Brückner davon erfahren. Seit März diesen Jahres organisiert sie die Wohnzimmerkonzerte in Berlin. Dazu lädt sie drei Musiker oder Bands ein, die in einem fremden Wohnzimmer ihre Musik spielen. Bis zu 40 Zuhörer können sich zu einem Konzert anmelden. Das steht in der Salontradition, meint Elena Brückner. "Es gibt auch eine Moderation und das ist genau auch dieser Punkt, eben Leute zu verbinden, an etwas heranzuführen. Das ist die Salonidee."

Treffen verschiedener Generationen

Auch Britta Ganseboom bringt Menschen zusammen, die sich gemeinsam für dieselbe Sache interessieren. Ihr Steckenpferd ist die Literatur. Im Mai 1995 gründete Britta Ganseboom ihren ersten Literatursalon. Zunächst im Atelier eines befreundeten Malers. Damals vermisste die Literaturwissenschaftlerin einen öffentlichen Raum, in dem junge Autoren vorlesen und mit den Zuhörern diskutieren können. Ihr Konzept hat sich etabliert.

Seit über 11 Jahren organisiert Britta Ganseboom jede Woche einen Literatursalon - mittlerweile auf einer Kleinkunstbühne. "Salon als alter Begriff, wo ich mir vorgestellt habe: ach, den könntest Du mit neuen Inhalten füllen. Also, dass Künstler und kunstinteressierte Menschen sich begegnen und miteinander in Kontakt kommen. Im Vordergrund steht auch, dass die verschiedenen Generationen zusammentreffen."

Exklusiv unter Gleichgesinnten

Bettina Pohle ist die Salonière des Berliner Zukunftssalons. Nur acht mal im Jahr finden die Salonabende statt, zu denen Vertreter aus Kunst, Politik, den Medien, Wirtschaft und Forschung geladen werden. Nach einem kleinen Empfang wird gemeinsam diniert und anschließend debattiert. Jeweils zu einem bestimmten "Zukunftsthema". Das Besondere an ihrem Salon sei die persönliche Beziehung, glaubt Bettina Pohle. Jeder Einzelne der etwa 50 Gäste wird von der Salondame eingeladen. Es seien in erster Linie Menschen, die daran interessiert sind, sich ernsthaft mit einem Thema auseinander zu setzen.

Seit 1999 gibt es den Zukunftssalon. Bettina Pohle glaubt, dass keine andere Großstadt dafür so geeignet sei wie Berlin. "Dass in Berlin die Salonkultur wieder neue Blüten treibt, hat sicherlich sehr viel mit der Geschichte dieser Stadt zu tun, es ist jetzt außerdem auch noch Hauptstadt. Es ist immer was los und trotzdem gibt's auch immer wieder das Bedürfnis, sich zurückzuziehen und diesen kostbaren Raum von Intimität und von Neuem zu finden."

Und ob mit Eintrittskarte oder persönlicher Einladung - man befindet sich in den Salons unter Gleichgesinnten. Sozusagen exklusiv - im besten Sinne des Wortes.