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Salt Lake City erlebte großartige Winterspiele

Wolfgang van Kann25. Februar 2002

Das waren sie also, die 19. Olympischen Winterspiele von Salt Lake City. Es waren großartige Spiele - daran könne auch die Dopingfälle am Ende der Wettbewerbe nichts ändern, meint Wolfgang van Kann in einem Kommentar.

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Eine reibungslose Organisation, meist strahlendes Wetter und großartige Sportstätten ermöglichten den Athleten Glanzleistungen. Vor allem aber waren es die amerikanischen Zuschauer, die die 17 Tage zu besonderen Winterspielen machten. Diesmal besuchten sie nämlich auch jene Sportarten, die eigentlich so gar nicht ihrem Geschmack entsprechen und die sie sonst üblicherweise links liegen lassen, feierten auch die Konkurrenten ihrer Lieblinge und selbst Verlierer.

Sie haben bei aller Begeisterung für ihre Stars nie die Grenze zwischen Patriotismus und Nationalismus überschritten, wie es IOC-Vizepräsident Dr. Thomas Bach ausdrückte. Mit dieser Begeisterung schufen die Amerikaner eine Atmosphäre, die Sportler, Journalisten und Besucher bei der Frage nach ihrer Beurteilung der Spiele sofort den Vergleich mit den Winterspielen von 1994 in Lillehammer suchen ließ. Den wegweisenden Charakter dieser Winterspiele hat Salt Lake City wohl nicht erreicht, die Nähe zu diesen Jahrhundertspielen ist aber nicht von der Hand zu weisen.

Der Bestechungsskandal aus dem Vorfeld der Spiele war mit dem Entzünden des olympischen Feuers kein Thema mehr und selbst die nach den Ereignissen des 11. September nötig gewordenen, massiven Sicherheitsvorkehrungen führten schon nach zwei oder drei Tagen nicht mehr zu Beschwerden. Die großartige Atmosphäre und die Einsicht in die Notwendigkeit taten hier wohl gleichermaßen das ihre. Man kann wohl der Ansicht zustimmen, dass es gelungen ist, mit diesen Spielen dem Terrorismus ein Fest der Gemeinsamkeit, Fairness und Lebensfreude entgegenzusetzen.

Weltweit sorgten die Winterspiele von Salt Lake City für neue Rekordeinschaltquoten bei den Fernsehstationen. Damit haben die Winterspiele im Vergleich zu den Sommerspielen deutlich aufgeholt. Hier in Deutschland lagen die Quoten für Olympia-Übertragungen gleich mehrfach höher, als bei parallel laufenden Fußballspielen - das großartige Abschneiden der deutschen Athleten hat hier zweifellos seinen Teil beigetragen. Einmal verdrängte sogar der Langlauf König Fußball aus dem Programm. Ob all dies bereits ein Indiz dafür ist, dass sich die sogenannten großen Sportarten ihrer Position nicht mehr absolut sicher sein können, muss die Zukunft zeigen.

Bei aller Begeisterung über die Spiele von Salt Lake City sollte man aber nicht übersehen, dass auf das Internationale Olympische Komitee (IOC) noch genug Arbeit wartet. Da ist natürlich in erster Linie die Dopingproblematik, die vor allem beim Langlauf zu Tage trat. Das rasche Durchgreifen des IOC vor und während der Spiele macht aber Hoffnung, dass man wirklich gewillt ist, das Problem anzugehen.

Dass die Werberichtlinien des IOC überarbeitet und den heutigen Verhältnissen angepasst werden müssen, haben gleich mehrere Fälle in Salt Lake City gezeigt. Nicht bei allen Sportarten hat man das Gefühl, dass sie wirklich dazu gehören und nicht wenige halten eine Verkürzung der Winterspiele für nötig, um den jetzt doch immer wieder störenden Leerlauf zu verhindern.

All dies ändert aber nichts daran, dass die Olympischen Winterspiele weit vom Urteil des ehemaligen IOC-Präsidenten Avery Brundage entfernt sind, der sie bei seinem Rücktritt als nicht überlebensfähig einstufte.