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Salzburger Premierenpublikum buht

28. Juli 2003
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Das Salzburger Opernpublikum ist mittlerweile ziemlich abgebrüht, was die Eskapaden zeitkritischen Regietheaters anbelangt. Kein Mund spitzte sich zum Pfiff, als eine krähende Kinderstimme am Sonntagabend den Einsatz für die Eröffnungspremiere, Mozarts "Entführung aus dem Serail", gab und ein Poltergeist das Licht im Zuschauerraum wild an und ausknipste. Auch als die Protagonisten Belmonte und Konstanze zunächst splitterfasernackt vor ihrem Publikum erschienen, waren keine empörten Zwischenrufe zu vernehmen. Die Premieregäste, unter ihnen Prinz Charles mit Freundin Camilla Parker Bowel, CDU-Chefin Angela Merkel und Entertainer Thomas Gottschalk, zeigten sich langmütig. Erst am Schluss ergoss sich ein für Salzburger Verhältnisse eher unüblicher Kübel von Schmähungen über Regisseur Stefan Herheim und sein Team.

Der 33-jährige Norweger hatte nichts unversucht gelassen, um die populäre Mozart-Oper beinahe bis zur Unkenntlichkeit zu dekonstruieren. Die ursprüngliche Handlung blieb dabei weitgehend auf der Strecke. Auch die musikalische Realisierung blieb deutlich unter Festspielniveau. Selbst ein Feuerkopf wie Ivor Bolton vermochte es nicht, das brave Salzburger Mozarteum-Orchester wirklich zum Blühen zu bringen.