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Sarg Kaczynskis öffentlich aufgebahrt

13. April 2010

In Polen wird weiter um die Opfer des Flugzeugabsturzes getrauert. Der Sarg mit den sterblichen Überresten des polnischen Staatspräsidenten Lech Kaczynski wird im Präsidentenpalast öffentlich aufgebahrt.

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Soldaten tragen den Sarg von Lech Kaczynski (Foto: AP)
Ankunft des Sarges mit den sterblichen Überresten von Lech Kaczynskis in WarschauBild: AP

In Polen haben die Menschen von diesem Dienstag (13.04.2010) an Gelegenheit, sich am aufgebahrten Sarg von ihrem bei einem Flugzeugabsturz getöteten Staatspräsidenten Lech Kaczynski zu verabschieden. Die beiden Särge mit sterblichen Überresten des Staatsoberhaupts und seiner ebenfalls bei dem Absturz umgekommenen Ehefrau Maria sollen im Präsidentenpalast aufgebahrt werden. "Wir möchten, dass jeder Pole, der dem Präsidenten die Ehre erweisen will, kommen und vor den Sarg treten kann", sagte der Sprecher des Warschauer Präsidialamts, Jacek Sasin. Das Ehepaar solle gemeinsam beigesetzt werden.

Ebenfalls am heutigen Dienstag kommt das Parlament in Warschau zu einer Trauerfeier zusammen.

Staatsbegräbnis am kommenden Sonntag

Schwarz-weiß Photo des Ehepaares Kaczynski mit weißen Rosen auf Tisch (Foto: AP)
In ganz Europa liegen Kondolenzbücher für das verstorbene Präsidentenpaar Kaczynski ausBild: AP

Als Termin für das Staatsbegräbnis ist nun der Sonntag festgelegt. Das teilte der amtierende polnische Präsident Bronislaw Komorowski mit. An der Trauerfeier wollen auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Horst Köhler teilnehmen. Für Samstag hatte der polnische Senat eine Trauerfeier für die im russischen Smolensk abgestürzten 96 Opfer angesetzt. Allerdings müssen zuvor alle Leichen der Absturzopfer wieder in Polen sein. Ob das gelingen wird, ist noch unklar. Denn die Identifikation vieler Toter gestaltet sich wegen der schrecklichen Verstümmelungen als äußerst schwierig. Vielfach können erst DNA-Analysen Klarheit bringen. Der Leichnam der Präsidentengattin traf am Vormittages in Warschau ein. Erst am Montag war die Leiche in Moskau identifiziert worden.

Anteilnahme der Polen ist ungebrochen

Kerzen und Photos der Verstorbenen des Flugzeugunglücks auf dem Präsidentenpalast in Warschau (Foto: AP)
Der Platz vor dem Präsidentenpalast in WarschauBild: AP

Seit Samstag kommen bereits Tausende Polen vor dem Präsidentenpalast in Warschau zusammen, um ihrer Trauer Ausdruck zu verleihen. Sie legen Blumen nieder und zünden Kerzen an. Vor den ausliegenden Kondolenzbüchern bilden sich lange Schlangen. In Polen herrscht eine einwöchige Staatstrauer. Öffentliche Sportstätten, Theater und Kinos bleiben geschlossen.

Zusammen mit dem Staatspräsidenten und seiner Ehefrau waren am vergangenen Samstagmorgen bei dem Absturz der Regierungsmaschine während des Landeanflugs auf Smolensk in Russland 94 weitere Menschen getötet worden. Neben führenden Politikern und Militärs waren auch hohe Staatsbeamte und Vertreter der Gesellschaft in der Unglücksmaschine. Sie waren auf dem Weg zu einer Gedenkveranstaltung in Katyn, wo während des Zweiten Weltkriegs auf Befehl des sowjetischen Diktators Josef Stalin Tausende polnische Offiziere ermordet worden waren.

Was geschah im Cockpit?

Wrackteile der abgestürzten polnischen Präsidentenmaschine im Wald (Foto: AP)
Der Absturz ereignete sich bei dichtem NebelBild: AP

Unterdessen reißen Spekulationen nicht ab, ob Präsident Lech Kaczynski nicht vielleicht selbst die riskante Landung bei Nebel angeordnet hat. Eine Rücksprache zwischen Pilot und Staatschef sei in solchen Situationen durchaus üblich, hatte der frühere polnische Präsident Lech Walesa bereits am Wochenende bestätigt.

In einigen internationalen Pressekommentaren wurde in diesem Zusammenhang daran erinnert, dass Kaczynski während des Südkaukasuskrieges 2008 auf einem Flug nach Georgien seinen Piloten zum Landen zwingen wollte, obwohl Russland allen Flugzeugen befohlen hatte, die georgische Hauptstadt Tiflis zu meiden.

Der Pilot hatte am Samstag zum vierten Mal zur Landung in Smolensk angesetzt, als die Maschine abstürzte. Zuvor war er nach russischen Angaben von Fluglotsen auf die widrigen Verhältnisse aufmerksam gemacht worden. Ihm sei geraten worden, einen Ausweichflughafen anzufliegen. Die russische Staatsanwaltschaft hat ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.

Präsidentenwahl soll möglichst spät stattfinden

Im Parlament liegen Blumen an den Plätzen der Parlamentarier, die beim Absturz ums Leben kamen (Foto: AP)
Das Parlament wird zu einer Trauerfeier zusammenkommenBild: AP

Der nach dem Flugzeugunglück von Smolensk amtierende polnische Präsident Bronislaw Komorowski will die Wahl des Staatsoberhaupts so spät wie möglich ansetzen. Der letzte mögliche Termin sei der 4. Juli, sagte Komorowski im polnischen Fernsehen. Er werde in den kommenden Tagen die Parteien nach ihren Präferenzen befragen. Sollte dies kein Ergebnis bringen, neige er zu dem spätmöglichsten Termin. Turnusgemäß hätte die Präsidentenwahl im Oktober stattfinden sollen.

Autorin: Annamaria Sigrist (dpa, afp, rtr, ARD)
Redaktion: Herbert Peckmann

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