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Mon Dieu, dieser Dopingkram!

Stefan Nestler 4. Juli 2008

Die Franzosen lieben ihre Tour noch immer. Auch wenn im Ausland über Sinn und Unsinn des Radspektakels diskutiert wird. Präsident Nicolas Sarkozy schrieb jetzt einen offenen Brief an seine EU-Kollegen.

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Mon dieu, dieser Dopingkram interessiert doch wirklich keinenBild: AP

Madame, Messieurs,

als frischgebackener Le President der Europäischen Union komme ich gleich zur Chefsache, der Tour de France. Ich meine damit nicht die Tour der EU unter meiner spektakulären Führung, für die ich schon jetzt ganz unbescheiden das Maillot Jaune, das Gelbe Trikot beanspruche. Die Rede ist vielmehr von La Grande Boucle, der großen Schleife, dem schwersten, spektakulärsten, und, ganz unbescheiden, schönsten Radrennen der Welt.

In vielen Medienberichten in der EU muss ich lesen, hören und sehen, wie unser Nationaldenkmal des Sports zu demontieren versucht wird. Das gilt besonders für Deutschland, ma chérie Angela. Was bilden sich diese Saubermänner eigentlich ein? Reden ständig nur von Doping, Tour de Farce. Merde! Ist Euch die Vizeeuropameisterschaft zu Kopf gestiegen? Kommt mal wieder herunter von Eurem Thron.

Europa wird jetzt in Paris gemacht, beim lieben Nicolas und seiner teuren Carla. Und wehe, wenn der Sarkozy mal richtig böse wird!

Mon dieu, dieser ganze Dopingkram interessiert doch keinen Menschen. Ihr Deutschen seid Vizeweltmeister im Biertrinken. Mache ich Euch deshalb das Oktoberfest madig?

Rotwein aus der Spritze, Carla als Kuss-Marie

Und damit Ihr nicht denkt, dass Le Sarkozy nur poltert und nicht handelt, verkünde ich Euch hiermit meine eigenen Vorkehrungen für die Tour de France. Ich habe den französischen Geheimdienst V-Männer in die Betreuerteams schleusen lassen. Die sorgen dafür, dass bei der Tour statt Eigenblut nur Vin Rouge, Rotwein gespritzt wird, französischer wohlgemerkt, der, ganz unbescheiden, leckerste weltweit. Wir werden also reichlich Grund zum Lachen haben, wenn das halbe Feld in die falsche Richtung Schlangenlinien fährt.

Und außerdem wissen die Fahrer, dass Le dopage diesmal völlig unnötig ist. Ich habe nämlich meine Carla, die ganz unbescheiden schönste First Lady Europas, als Küsschen-Marie für die Etappensieger abgestellt. Das beschleunigt ungemein.

Ich kann mich nicht erinnern, dass Ihr als EU-Chefs ähnliche Opfer gebracht hättet. Ich erwarte eine bescheidene Gegenleistung. Redet mit Euren Radprofis, überzeugt sie, bestecht sie, zur Not erpresst sie, damit diesmal einer meiner Landsleute gewinnt. Ein Franzose auf dem Thron der EU, ein Franzose auf dem Siegerpodest der Tour. La Grande Nation, die größte, ganz unbescheiden! Noch Fragen? Keine erlaubt.

Bonnes salutations

Nicolas, le chef