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Saudis brechen Beziehungen zum Iran ab

3. Januar 2016

Nach den Massenexekutionen: Der Konflikt zwischen dem sunnitischem Golfkönigreich und dem schiitischem Mullah-Regime erreicht einen neuen Höhepunkt. Saudi-Arabien reagiert auf die Erstürmung seiner Botschaft in Teheran.

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Proteste vor der Botschaft Saudi-Arabiens in Teheran (foto: mehr/fars)
Bild: Mehr

Nach der Hinrichtung eines prominenten schiitischen Geistlichen und 46 anderer Terrorbeschuldigter im sunnitisch-beherrschten Saudi-Arabien wird die tiefe Spaltung im Mittleren und Nahen Osten noch einmal mit aller Deutlichkeit offengelegt: Die Golfmonarchie bricht in dem eskalierenden Konflikt seine diplomatischen Beziehungen zum Iran ab. Das verkündete Außenminister Adel al-Dschubair nach Angaben arabischer Medien in Riad. Nach Agenturberichten soll das Botschaftspersonal bereits aus Teheran abgezogen worden sein.

Saudi-Arabien hatte im Zuge einer Massenhinrichtung am Samstag auch den einflussreichen oppositionellen Kleriker Nimr al-Nimr exekutiert. Dies verschärfte die Spannungen zwischen beiden Staaten massiv. Der Iran, der sich als Schutzmacht der Schiiten versteht und mit dem Königreich um die Vormachtstellung in der Region ringt, hatte aufgebracht reagiert. Die saudischen Führer würden "die Rache Gottes spüren", drohte der oberste Führer des Irans, Ajatollah Ali Chamenei. In der Nacht zum Sonntag hatten iranische Demonstranten die saudische Botschaft in Teheran gestürmt, Teile des Gebäudes in Brand gesetzt und Büros verwüstet. Dieser Angriff sei ein "schwerwiegender Bruch internationaler Konventionen", sagte Außenminister al-Dschubair. Er warf Teheran vor, die Führer des Terrornetzwerkes Al-Kaida zu schützen und Waffen zu schmuggeln.

Proteste gegen Saudi-Arabien auch in der iranischen Stadt Mashad (foto: fararu.com)
Proteste gegen Saudi-Arabien auch in der iranischen Stadt MashadBild: fararu.com

"Saudi-Arabien wird seinen Weg, Terrorismus zu vernichten, weitergehen", kündigte al-Dschubair an. Saudi-Arabien habe die diplomatische Mission des Iran aufgefordert, das Königreich innerhalb von 48 Stunden zu verlassen. "Wir lehnen es ab, mit einem Staat zu tun zu haben, der Terrorismus unterstützt und Chaos und sektiererische Spannungen in der islamischen Welt verbreitet."

Der Konflikt in Syrien und die zunehmende Bedrohung durch die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) hatten die Erzfeinde in der Region zuletzt scheinbar nähergebracht. Doch nun brechen die alten Konflikte wieder voll auf. Saudis und Iraner spielen politisch und militärisch eine Schlüsselrolle, sie sind zugleich auch die wirtschaftsstärksten Staaten im Mittleren Osten.

Nach der Hinrichtung Al-Nimrs, der lange Zeit im Iran lebte und in Saudi-Arabien die Unterdrückung der schiitischen Minderheit anprangerte, flammten Proteste unter Schiiten auch in anderen Ländern auf. Im Irak gingen in der Provinz Al-Wasit Hunderte auf die Straße und forderten die Schließung der saudischen Botschaft in Bagdad. Auch in Bahrain und dem indischen Teil Kaschmirs demonstrierten insgesamt Tausende gegen die Hinrichtung des 55-jährigen Geistlichen. Trotz weiträumiger Absperrungen versuchten in Teheran auch am Sonntag Hunderte Demonstranten zur saudischen Botschaft vorzudringen.

Auch im Iran gab es jedoch auch gemäßigtere Töne. So verurteilte Präsident Hassan Ruhani den nächtlichen Sturm auf die Auslandsvertretung. "Der Angriff von Extremisten auf die saudische Botschaft in Teheran ist in keiner Weise zu rechtfertigen und hatte negative Auswirkungen auf das Image des Iran", erklärte Ruhani.

Die US-Regierung mahnte beide Seiten zur Mäßigung. Gerade jetzt seien diplomatisches Engagement und direkte Gespräche "äußerst wichtig", so eine Erklärung des Außenministeriums in Washington.

Die USA, die EU und die Vereinten Nationen hatten sich am Wochenende besorgt über die jüngste Entwicklung gezeigt. Führende Politiker in den westeuropäischen Hauptstädten sprachen von einem "Rückschlag" und äußerten Sorge über den Ausbruch einer neuen konfessionell geprägten Gewaltwelle.

SC/fab (APE,afp,dpa)