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Schärfere Regeln für Banken

7. Dezember 2017

Nach langem Streit gibt es einen Kompromiss für eine weitere Verschärfung der Kapitalregeln für Banken. Für die Umsetzung bekommen die Geldhäuser deutlich mehr Zeit als geplant.

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Bild: picture-alliance/dpa/Bildagentur-online/Weber

Mit einer weiteren Verschärfung der Kapitalregeln für Banken wollen Aufseher und Notenbanken rund um den Globus das Finanzsystem sicherer machen. Über den Abschluss des Reformwerks wurde im Baseler Ausschuss, in dem Notenbanken- und Behörden-Experten aus 28 Ländern globale Regulierungsstandards für die Branche erarbeiten, bis zuletzt hart verhandelt.

Nun einigten sich Europäer und Amerikaner auf einen Kompromiss zur Ausgestaltung der sogenannten Basel-III-Regeln, die nach der jüngsten Finanzkrise erstellt, aber lange nicht umgesetzt worden waren. Die neuen Vereinbarungen sorgten für mehr Sicherheit, "ohne die Kapitalanforderungen deutlich zu vergrößern", sagte der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, in Frankfurt. Er sprach von einem "wichtigen Meilenstein", der das Finanzsystem robuster mache und das Vertrauen in die Bankenbranche verbessere.

Mehr Kapital

Die Europäische Bankenaufsicht EBA rechnet vor, dass EU-Banken nach den neuen Regeln im Schnitt 12,9 Prozent mehr Kapital vorhalten müssten als bisher. Es sei nun entscheidend, dass die Vereinbarungen weltweit umgesetzt würden, betonte Draghi, der dem Gremium der Chefs von Notenbanken und Aufsichtsbehörden (GHOS) vorsitzt: "Wir sind noch nicht fertig."

Deutschland EZB PK in Frankfurt Mario Draghi
"Noch nicht fertig": EZB-Chef DraghiBild: picture-alliance/Zumapress/L. Huanhuan

EU-Finanzkommissar Valdis Dombrovskis mahnte, internationale Zusammenarbeit sei entscheidend, um Finanzstabilität rund um den Globus und gleiche Wettbewerbsbedingungen zu garantieren. Großbanken dürfen künftig unter anderem bei der Berechnung von Kreditrisiken nur zu einem bestimmten Maß interne Modelle anwenden. Ihr selbst errechneter Kapitalbedarf darf nicht unter 72,5 Prozent des Wertes fallen, der nach einem eher konservativen Standardmodell ermittelt wird.

Zu dem beschlossenen Reformwerk gehört auch eine Neuberechnung der Schuldenquote und ein daraus abgeleiteter zusätzlicher Kapitalpuffer für global systemrelevante Banken. Damit sind Institute gemeint, die im Fall einer Schieflage das gesamte Finanzsystem gefährden könnten. Außerdem wurden standardisierte Verfahren bei der Bewertung von Kredit- und Geschäftsrisiken beschlossen.

Neun Jahre Zeit

Für die Einführung des gesamten Regelwerkes bekommen die Banken deutlich mehr Zeit: Ursprünglich sollte es ab 2019 losgehen, jetzt greift die Überarbeitung von "Basel III" schrittweise ab dem 1. Januar 2022. In ihrer vollen Schärfe umgesetzt werden die Regeln erst nach fünf Jahren Übergangsfrist ab 2027.

Es wäre schwierig gewesen, das ursprüngliche Datum einzuhalten angesichts der nötigen technischen Umsetzung, erklärte Schwedens Notenbank-Präsident Stefan Ingves als Vorsitzender des Baseler Ausschusses, der die Regeln erarbeitet: "Wir brauchten mehr Zeit."

Deutschland Jens Weidmann
"Lehre gezogen": Bundesbank-Chef WeidmannBild: picture alliance/dpa/B. Roessler

Von deutscher Seite wird der erzielte Kompromiss grundsätzlich gelobt. "Dadurch wird im elften Jahr nach Ausbruch der Finanzkrise endlich eine weitere wesentliche Lehre gezogen", erklärte Bundesbank-Präsident Jens Weidmann. Bafin-Präsident Felix Hufeld stellte fest, die neuen Vorgaben seien für die Branche nicht ganz einfach zu meistern: "Die Banken haben aber neun Jahre Zeit, sich schrittweise auf die neuen Anforderungen einzustellen - eine machbare Aufgabe."

Vorgaben für Kreditrisiken

Hauptstreitpunkt in den jüngsten Verhandlungen war, wie Banken ihre Kreditrisiken kalkulieren. Davon hängt ab, mit wie viel Eigenkapital die Geschäfte abgesichert werden müssen. Viele Großbanken berechnen dies mit internen Modellen. Dabei ergibt sich oft ein geringerer Kapitalbedarf als bei den Standardvorgaben, so dass ähnliche Finanzanlagen oft sehr unterschiedlich bewertet werden.

Vor allem die USA pochten auf enge Grenzen für den Einsatz interner Modelle. Bis zuletzt war darum gerungen worden, um wieviel Prozent der intern ermittelte Wert vom Standardansatz abweichen darf - im Fachjargon "Output-Floor" genannt.

Der nun vereinbarte Wert von 72,5 Prozent bedeutet, dass eine Bank für einen Kredit, für den der Standardansatz 1000 Euro Kapitalpuffer vorsieht, mindestens 725 Euro zurücklegen muss - auch wenn ihr eigenes Modell ein niedrigeres Ausfallrisiko und damit einen geringeren Kapitalpuffer errechnet hat.

bea/rb (dpa, reuters)