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Schön gespielt, wenig beklatscht

11. September 2009

Zum fünften Mal in Serie haben die deutschen Fußballerinnen den EM-Titel gewonnen. Aus deutscher Sicht war das Turnier in Finnland ein voller Erfolg, für den Frauenfußball weniger, findet Stefan Nestler.

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Symbolbild Kommentar (Grafik: DW)
Bild: DW

Deutschland ist Europameister im Frauenfußball. Das ist toll und auch verdient. Bundestrainerin Silvia Neid und das Team um Mannschaftsführerin Birgit Prinz und EM-Torschützenkönigin Inka Grings haben sich professionell auf das Turnier vorbereitet. Als es darauf ankam, zogen sie alle Register, die nötig sind, um Erfolg zu haben. Das macht Vorfreude auf die Frauen-Weltmeisterschaft 2011 in Deutschland. Denn das haben wir aus der Männer-WM 2006 gelernt: Zu einem Sommermärchen gehört auch eine erfolgreiche Heimmannschaft.

Masse ersetzt nicht Klasse

Portrait Stefan Nestler. Foto: DW
Stefan Nestler, DW-SportredaktionBild: DW

Die Europameisterschaft in Finnland zeigte aber auch, woran es im Frauenfußball noch hapert. Das Leistungsgefälle ist nicht mehr so dramatisch groß wie vor Jahren, aber immer noch vorhanden. Bei aller Freude über den 6:2-Erfolg der deutschen Frauen gegen England - ein Finalist einer EM sollte nicht sechs Gegentreffer kassieren. Die Qualität gerade der Abwehrreihen und Torfrauen einiger EM-Teams ließ sehr zu wünschen übrig. Insofern sollte sich der europäische Fußballverband UEFA genau überlegen, ob es wirklich Sinn macht, das Teilnehmerfeld von jetzt zwölf auf 16 Mannschaften aufzustocken. Masse ersetzt nicht Klasse. Und selbst in Deutschland, dem Land des Serien-Europameisters, fordern die Nationalspielerinnen seit Jahren ein professionelleres Umfeld, vor allem in den Vereinen.

Leere Ränge schaden dem Frauenfußball

Völlig daneben lag die UEFA mit ihrer Entscheidung, das Turnier nach Finnland zu vergeben. Dort ist Fußball an sich schon wenig populär. Daher war es fast abzusehen, dass die Tribünen häufig leer bleiben würden. Die Spielerinnen konnten einem wirklich leid tun. Es kann doch keinen Spaß machen, in einem 40.000 Zuschauer fassenden Stadion zu spielen, in dem sich - wie beim Halbfinale Deutschland gegen Norwegen geschehen - gerade mal knapp 3000 Fans verlieren. Selbst beim Endspiel waren die Ränge in Helsinki nur halb gefüllt. Die Organisatoren der WM in Deutschland müssen weiter kräftig die Werbetrommel rühren, damit sich so etwas 2011 nicht wiederholt.

Autor: Stefan Nestler
Redaktion: Thomas Klein