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Schön wie Waldi

Rafael Heiling10. Juni 2003

Tiere sind auch nur Menschen. Katzen kriegen in den USA ihr eigenes TV-Programm, Hunde tapern mit lackierten Krallen herum. Ist das Tierliebe – oder bloß Blödsinn? Tierschützer jedenfalls sagen: Unnütz, das alles.

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Der Mensch im Tier: Fernsehen statt Vögel fangenBild: AP

Es gibt keinen "Ratgeber Katzenminze" und keine "Eine-Million-Mäuse-Show" – und deshalb fühlen sich 28 Millionen Fernsehen guckende Katzen schlecht unterhalten. Das behauptet die US-Firma "Meow Mix", die die 28 Millionen Katzenmägen mit ihrem Futter füllen will. Sie sponsert eine Sendung beim "Oxygen Network", die extra für Katzen gemacht ist: "Meow TV" für maunzende Hausgenossen. Die "kätzerische" Hauptrolle spielt Stinky, die neunjährige Katze der amerikanischen Schauspielerin Annabelle Gurwitch; außerdem geht's um Eichhörnchen, Fische und Katzen-Yoga.

"Poodle Pink" im Stadtpark

Ja, der Mensch kann viele Wege gehen zum Haustierglück – oder was er dafür hält, nach menschlichen Maßstäben. Er kann zum Beispiel seinen Hund mit speziellem Parfüm ("La Pooch II") beduften. Oder ihm die Krallen lackieren, mit Nagellack aus der demnächst erscheinenden "Pawlish Line" des Herstellers OPI. Dann saust der Terrier mit Tupfen von "Poodle Pink" oder "Yuppy Puppy Silver" in den Kaninchenbau im Park. Oder der Hund guckt in seiner Suite "Lassie" Folge 56, während die Katze auf dem Perserteppich schnurrt – das "America Dog & Cat Hotel" weiß, was Wuffi wünscht. Keine Maschendraht-Absteige, sondern ein First-Class-Hotel, wo der Zimmerservice Leckerchen bringt. Massage oder Schaumbad sind auch machbar, und fünfmal am Tag geht's auf den Rasen. Eine Hunde-Suite kostet pro Nacht 79 Dollar, eine dreistöckige Katzenwohnung 29 Dollar.

Das klingt nicht nach Hundeleben, sondern nach Luxus. Tiere wissen zwar nicht, dass sie gerade auf einem Orientteppich liegen, aber sie wissen, dass es weich ist. Und Harald Ullmann, Sprecher von PETA Deutschland (People for the Ethical Treatment of Animals), findet das "Hotel vier Pfoten" von der Idee her auch nicht schlecht: "Wenn die Tierbesitzer sich tagsüber nicht kümmern können und ihren Liebling in ein Wellness-Hotel geben, wo er mit Artgenossen zusammen ist – das ist doch besser, als wenn der Hund allein zuhause sitzt", sagt Ullmann DW-WORLD. Allerdings komme es auf das einzelne Tier an, nicht jeder Hund lasse sich gern massieren oder baden.

Jäckchen sind noch akzeptabel

Katzen-Fernsehen oder Krallenlack - "unbedingt notwendig ist das alles nicht", findet Ullmann, aber er ist sich einig mit Dr. Jörg Styrie vom Bund gegen Missbrauch der Tiere: "Es spricht nichts dagegen, solange das Tier freiwillig mitmacht und nicht leidet". Katzen kann man, eigenwillig wie sie sind, wohl ohnehin kaum zum Fernsehen zwingen. Vielleicht, meint Ullmann vorsichtig, "kann es ja auch für das Tier eine positive Sache sein".

Wie menschlich darf mein Tier denn werden? Ullmann meint: "Wenn mal jemand ein Jäckchen kauft, damit das Tier nicht nass wird, das ist absolut okay." Styrie denkt an den Nagellack und daran, "dass in Berlin mal einer ein Hunde-Bordell vorgeschlagen hat" – und dort hört für ihn der Spaß mit der Vermenschlichung dann auf: "Ich halte das alles eher für fragwürdig." Eine artgemäße Haltung würde ja schon reichen: "Ich muss Zeit haben. Ich darf bei Tierarzt-Behandlungen nicht auf den Pfennig gucken. Und ich darf nicht immer das billigste Futter kaufen. Das ist das Wichtigste."